Schlüssel-12: Durch Gnade geretttet (Eph 2,1-10)

Dreizehn biblische Schlüsseltexte

 

 Einleitung

Ein weiterer wichtiger Schlüsseltext der Bibel befindet sich in Epheser 2,1-10. Paulus erklärt in diesem Text das Verhältnis eines Christen zur Gnade Gottes. Im Grundsatz geht es darum dass niemand aus seiner Sündenschuld gerettet werden kann ohne Gottes Gnade.

Gott allein besitzt die Macht und die Kraft das zerstörte Verhältnis zwischen Gott und dem Menschen wiederherzustellen. Diese Macht und Kraft hat der Herr an seinem Sohn Jesus Christus demonstriert, als er ihn von den Toten auferwecken liess. Dieselbe überwältigende Macht und Kraft Gottes ist nun auch an allen Gläubigen wirksam durch seine Gnade.

 

 I.   „Ihr wart tot ...“ (V. 1-3)

Paulus sagt hier nicht, dass wir bloss verloren waren. Nein, tot! Tot sein bedeutet, unempfänglich und teilnahmslos. Wir können keine Berührungen oder Worte mehr wahrnehmen noch erwidern. Genauso wahrnehmungslos und unempfänglich waren wir geistig in Gottes Augen. Tot sein bedeutet auch, dass wir hilflos sind. Wir sind unfähig, etwas an unserer Situation oder Kondition zu verändern. Genauso unfähig waren wir auch in geistiger Hinsicht, in Gottes Augen. Ohne Christus waren wir also geistig unempfänglich, teilnahmslos und hilflos, d. h. tot.

Paulus sagt weiter, in den ersten drei Versen, dass wir auf Grund unserer Verfehlungen und Sünden tot waren, in Gottes Augen. Das heisst, wer mit dem Zeitgeist der Welt wandelt, der ist tot. Denn der Zeitgeist der Welt wird vom Teufel regiert (2 Kor 4,4). Der Zeitgeist des Reiches Gottes aber wird von Christus regiert. Wer sich vor den listigen Anschlägen Satans schützen und nicht seinem Zeitgeist verfallen will, der kann die Waffenrüstung Gottes anziehen (Eph 6,11-16). Der Zeitgeist dieser Welt besteht aus Lüge, Selbstgerechtigkeit, Rache und allen erdenklichen Bosheiten und führt schliesslich zum Tod. Der Geist Gottes hingegen führt uns zum ewigen Leben (siehe Gurt, Panzer, Schuhe, Schild). Als wir uns nach den Begierden des fleischlichen Lebens treiben liessen, waren wir „Kinder des Zorns“. Wir taten, was der Zeitgeist und die Mehrheit diktierten. Wir taten alles, was in Gottes Augen böse war. Wir waren Gott nicht gehorsam.

Der geistige Tod wird von drei Merkmalen geprägt:

1. Täuschung (wir meinen richtig und sicher zu sein, wenn wir es nicht sind).

2. Ungehorsam (wir entfernen uns von Gott, indem wir nach unseren eigenen Wünschen leben, statt nach Gottes Wille).

3. Untergang (wir treiben wie ein Boot auf einen tödlichen Wasserfall zu).

Das war der geistige Zustand der Menschheit bevor Jesus kam. So erklärt uns die Bibel unseren geistigen Zustand, unsere Beziehung zu Gott. Das ist die schlechte Nachricht des Evangeliums, mit Gottes Augen betrachtet.

 

 II.   „Gott aber ... hat uns lebendig gemacht ...“ (V. 4-7)

Die gute Nachricht des Evangeliums lautet: Gott hat uns durch seinen Sohn, Jesus Christus, lebendig gemacht. Gottes Macht kennt keine Grenzen! Zuerst rettete Gott seinen Sohn auf spektakuläre Art und Weise, indem er ihn von den Toten auferstehen liess. Jesu Leib war nicht, wie der eines gewöhnlichen Toten. Jesu Leib wurde brutal gefoltert und so ausser Gefecht gesetzt. Doch der lebendige Schöpfergott bewies seine grenzenlose Macht darin, dass ER selbst diesem zerstörten Leib wieder Leben einhauchte. Dann rettet Gott alle Menschen vor dem ewigen Tod, die an seinen Sohn glauben. Das Lebensprinzip Gottes lautet (Röm 6,23): „Der Lohn der Sünde ist der Tod.“ Damit umgeht Gott geschickt sein gerechtes Lebensprinzip. Paulus erklärt dieses Wunder in Epheser 2,5, indem er bestätigt, dass Gott uns mit Christus lebendig gemacht hat, „obwohl wir tot waren in unseren Verfehlungen.“ Wie ist das möglich, dass wir am Tod und an der Auferstehung Christi teilhaben können? In Römer 6,3-7 wird uns erklärt, dass wir durch die Wassertaufe Anteil am Tod und an der Auferstehung Christi haben.

Allein Gottes Gnade und Barmherzigkeit ist es zu verdanken, dass wir leben. Nicht aus Werken der Gerechtigkeit werden wir gerettet vor dem ewigen Tod, „damit niemand sich rühmen kann.“ Paulus sagt den Korinthern (1Kor 1,31; 2Kor 10,17): „Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn.“ Wer also gute Taten verrichtet, der tut dies aus lauter Freude und Dankbarkeit für seine Rettung im Herrn. Denn die Geretteten sind dem Herrn eh schuldig gute Werke (Lk 17,10). Gute Werke können niemals als Anzahlung zu unserer Rettung gezählt werden! Damit würden wir den Spiess umkehren und Gott in eine Position versetzen, in der er uns etwas schuldig wäre. Der allmächtige Gott ist keinem Menschen etwas schuldig.

 

 III. „durch Gnade ... aufgrund des Glaubens ...“ (V. 8-10)

Gottes Gnade kann nur durch den Glauben empfangen werden. Wir Menschen sind frei an Gott, an seinen Sohn und an seine Gnade zu glauben. Gott zwingt niemanden zum Heil! Gott sucht das demütige Herz, dass bei IHM um Gnade bittet (Jak 4,6b).

Vielleicht wundern wir uns über Gottes unermessliche Liebe, die uns unheilbare Sünder trotzdem mit Gnade beschenken möchte. Gnade ist totale Grosszügigkeit, uneigennützig, selbstentzündbar, waghalsig, verschwenderisch grosszügig. Gnade handelt aus vollkommenem, liebevollem Erbarmen und Mitgefühl für die Not des andern, selbst dann, wenn der Andere völlig unwürdig ist, diese Liebe und Hilfe zu empfangen, die ihm entgegengebracht wird. Gnade ist, das zu bekommen was wir brauchen und nicht das, was wir verdient haben.

Das beste Beispiel ist der verlorene Sohn (Lk 15). In dieser berührenden Geschichte erzählt Jesus von einem jungen Mann, der nicht warten konnte, bis sein Vater starb, um sein Erbe zu empfangen.  Er forderte von seinem Vater sein Erbe, um in ein fremdes Land zu reisen. Dort lebte er ein wildes Leben, bis er kein Geld mehr hatte und vor Hunger fast umkam, denn selbst die Schweine bekamen mehr zu essen als er. Schliesslich entschied er sich, zum Vater zurück zu gehen, sich schuldig zu bekennen und sich als Tagelöhner bei ihm anstellen zu lassen. Doch der Vater sah ihn schon von weitem kommen, weil er täglich nach ihm ausschaute. Freudig rannte er ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Der Sohn musste nie um eine Stelle als Tagelöhner bitten. Der Vater sagte nur: „Willkommen daheim, mein Sohn!“ Er schaute nicht auf die schmutzigen Kleider. Er roch den fürchterlichen Schweinegestank nicht. Er freute sich nur, seinen Sohn wiederzuhaben. Er veranstaltete zu Ehren seines Sohnes ein grosses Fest und liess ein Mastvieh schlachten. Er liess seinen Sohn neu einkleiden, gab ihm den Ring zurück und sagte: „Mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist gefunden worden.“ Paulus brauchte dieselben Worte in Epheser 2, als er vom Zustand des verlorenen Menschen sprach. Obschon das Wort Gnade im Gleichnis nicht einmal vorkommt, ist es dennoch ein perfektes Beispiel, das die Gnade wunderbar erklärt. Das Gleichnis sollte eigentlich nicht den Titel tragen: Vom verlorenen Sohn. Es sollte vielmehr heissen: Vom gnädigen Vater.

Im Epheser 2 beschreibt Paulus zwei wichtige Eigenschaften der Gnade:

1. Gottes Gnade ist eine Gabe, ein Geschenk (2,8b).

2. Gottes Gnade ist reich (2,4; 1,7).

 

 IV. Gottes Gnade ist eine Gabe (2,8b)

Epheser 2,8b: „... Gottes Gabe ist es.“ Das griechische Wort für Gabe (δῶρον) ist Geschenk. Der allmächtige Gott liebt die Liebessprache des Schenkens. Weil der Herr uns liebt, will er uns beschenken mit seiner Gnade. Als der Herr uns schuf, entschied er, seine göttliche Liebe über uns Menschen auszugiessen. Gott liebt seine Geschöpfe, weil er nicht anders kann. Er weiss längst, wer wir sind und wo unsere Stärken und Schwächen liegen. Wir müssen ihm nicht genügen, würdig sein, uns so verhalten, wie er sich das vorstellt, damit wir seine Liebe empfangen. Gottes Liebe ist unabhängig von unserer Reaktion und unserem Verhalten ihm gegenüber. Gott hat dich erwählt zu lieben. Gott hat entschieden, aus dir das Beste zu machen, das volle Potential zu entfalten, aus dir ein Königskind zu machen und seine Erbschaft mit dir zu teilen. Dieser Entschluss steht bei Gott fest, vor Grundlegung der Welt (Eph 1,4). Gott will dich segnen und beschenken. Dafür sandte er seinen Sohn auf diese Welt. Sein Ziel ist es, dich mit ihm zu versöhnen und in die vollkommene Liebesgemeinschaft zu integrieren. Gottes Plan ist es, seine Liebe in dir zur Vollendung zu bringen.

Weshalb fällt es uns schwer Gottes Gnade anzunehmen?

1. Wir neigen zu denken, dass wir das kriegen was wir verdient haben. Und das ist meistens nicht das Beste. Wir haben unser eigenes Gerechtigkeitsprinzip, von dem wir nur sehr schwer loskommen. Doch wenn wir vor Gottes Thron stehen, dann wollen wir auf keinen Fall das empfangen, was wir verdient haben. Wir werden uns nach Gottes Gnade sehnen.

2. Wir verstehen die Konsequenzen unserer Sündhaftigkeit nicht. Wir betrachten uns als einigermassen gute Menschen, die ab und zu kleine Fehler machen. Doch das sieht in Gottes Augen ganz anders aus. Durch unsere Sünden haben wir uns so schwer verschuldet, dass wir hoffnungslos verloren sind und den Tod verdient hätten. Wir brauchen nichts so dringend wie Gottes Gnade!

3. Wir können uns selbst nicht vergeben. Wir kennen uns selbst am Besten und haben Mühe mit unseren Schwächen. Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass unsere Mitmenschen sich schwer tun, uns die kleinen Fehler zu vergeben, die wir vor ihnen nicht verbergen konnten. Wie viel weniger kann dann Gott uns vergeben, der alle unsere Sünden genau kennt. Wir sind zu schlecht für Gott und verdienen seine Gnade nicht. Doch genau das ist der Punkt, den wir verstehen lernen müssen: Gottes Gnade ist unverdient.

4. Wir haben ein falsches Bild von Gott. Wir sehen Gott nur als strengen Richter. Die Bibel sagt aber auch (1 Joh 4,8): „Gott ist Liebe.“ Und (1 Tim 2,4): „Er will, dass alle Menschen gerettet werden ...“ Wer das Alte Testament liest, der macht immer wieder die Entdeckung, dass Gottes Barmherzigkeit und Geduld schier endlos war mit seinem halsstarrigen Volk. Wenn wir einsichtig sind und unsere Sünden vor Gott bekennen, dann ist er „treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1 Joh 1,8).

5. Wir übertragen unsere unversöhnliche Haltung unserer Beziehungen auf Gott. Vielleicht haben wir nie gelernt, was Vergebung und Versöhnung heisst. Vielleicht sind wir in einer Umgebung aufgewachsen, wo Vergebung oder Versöhnung ein Fremdwort war. Das macht es besonders schwer, an einen vergebenden Gott zu glauben. Doch Gott vergibt ohne Vorbehalte. Wenn Gott vergibt, dann denkt er nicht mehr an deine vergangenen Vergehen. Wenn Gott vergibt, dann sind wir entschuldigt als hätten wir nie gesündigt. Wenn Gott vergibt, dann behandelt er dich als sein vollwertiges Kind. So verhält sich Gottes Gnade.

6. Wir dienen Gott aus Schuldgefühlen heraus. Wir denken verdreht, wenn wir meinen, mit Schuldgefühlen könnten wir besser dienen. Wir schulden Gott etwas für unsere Sünde. Das ist eine völlig falsche Motivation zum Dienst und zum Gehorsam. Eine viel grössere Kraft besitzt Gottes Gnade, uns zu erziehen und zu motivieren das Gute zu tun (Tit 2,11-14).

7. Wir meinen, wir müssten vollkommen sein. Perfektionismus ist eine Lüge des Widersachers, mit der wir uns vormachen, vollkommene Menschen sein zu können, wenn wir uns nur genügend anstrengen. Wir können niemals vollkommen sein in unseren Handlungen, vielmehr werden wir durch Gottes Gnade vollkommen gemacht. Wenn wir meinen, dass Gott uns erst dann seine Gnade schenken wird, wenn wir durch eigene Anstrengungen vollkommen geworden sind, dann brauchen wir Gottes Gnade ja gar nicht mehr. Gott beruft nicht die Qualifizierten, sondern qualifiziert die Berufenen.

 

 V.   Gottes Gnade ist reich (2,4)

Das ist die zweite wichtige Eigenschaft der Gnade, von der wir im Epheser lesen.

(Epheser 2,4): „Gott aber, der reich ist an Erbarmen.“

(Epheser 1,7b): „So reich ist seine Gnade.“

Weshalb ist diese Eigenschaft so wichtig? Weil das bedeutet, dass Gott dir vergibt, egal wie gross deine Verschuldungen sind. Gottes Gnade ist für jede Sünde gross genug. Die Gnade ist nicht nur für die guten Menschen da, sondern auch für die schlimmen Sünder! Paulus bekannte in 1. Timotheusbrief (1,16): „Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu retten - unter ihnen bin ich der erste.“ Denn Paulus verfolgte und misshandelte die Nachfolger Christi. Deshalb ist er dankbar und sagt (1,14): „Überreich aber zeigte sich die Gnade unseres Herrn und mit ihr Glaube und Liebe in Christus Jesus.“ Paulus wurde allen Sündern ein ermutigendes Beispiel, damit keiner sagen kann: „Für mich gibt es keine Hoffnung auf Erlösung, denn ich habe es zu sehr verbockt.“ Niemand kann die Gnade Gottes überdehnen, ausser er bleibt der Sünde treu (Röm 6,1).

 

 Schlussfolgerungen

Gottes Gnade ist eine Gabe und Gottes Gnade ist reich! Gottes Gnade ist aber nicht billig und keinesfalls zum Ausverkauf freigegeben! Gottes Gnade muss von jedem Menschen empfangen werden, durch den Glauben!

Wer von Gottes Gnade profitieren will, der muss sich versöhnen lassen mit Gott (2Kor 5,18-21). Denn Christus bewirkte am Kreuz nicht etwa eine „Allversöhnung“! (Mk 16,16). Es ist auch so, dass ein Mensch, der Gottes Gnade empfangen hat, aus dieser Gnade wieder herausfallen kann! (Mt 18,15-17; 1Tim 1,18-20; 1Kor 5,1-13; Hebr 6,4-10; 10,26-31; 1Joh 1,8-10; Offb 2,5.16-17; 3,3.19).

Darum, lasst uns an das ausgeglichene biblische Verständnis von Gottes Gnade glauben! Lasst uns erkennen, woher wir gekommen sind, was Christus für uns getan und was er aus uns gemacht hat! Lasst uns die Gnade nicht herausfordern, sondern uns nach bestem Willen und nach besten Kräften bemühen, unserem lebendigen Gott zu gefallen!

 

Links:

- Gottes Gnade

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