AT32-Jona-2: Botschaft der Gnade für Ninive

Jona und der grosse Fisch

Der widerspenstige Missionar (Artikel)

 

 Der widerspenstige Missionar

Ungefähr 800 Jahre v. Chr. sprach Gott zu Jona und sagte (Jona 1,2): „Mach dich auf, geh nach Ninive, in die grosse Stadt, und rufe gegen sie aus, denn ihre Bosheit ist vor mir aufgestiegen.“ Statt nach Ninive zu gehen, flüchtete Jona in die andere Himmels-richtung nach Tharsis, das lag in Spanien.

Als er auf dem Schiff war, da entstand im Meer ein starker Sturm. Die Passagiere zitterten um ihr Leben und fragten sich, wer wohl die Seegötter wütig gemacht haben könnte. Als sie das Los warfen, fiel es auf Jona. In der Hoffnung, dass der wütende Sturm aufhören würde, warfen sie Jona über Bord. Da sandte der Herr einen grossen Fisch, der Jona lebendigen Leibes verschluckte und das Meer beruhigte sich tatsächlich wieder. Drei Tage und drei Nächte verbrachte Jona in dem Bauch des Fisches rufend und betend, dass Gott ihn doch erretten möge. Schliesslich brachte der Fisch Jona zum Strand und gab ihm seine Freiheit zurück. Als Gott ein zweites Mal zu Jona sprach, da zögerte er keinen Augenblick nach Ninive zu gehen und das Wort zu predigen. Offenbar machte Jona die Erfahrung im Bauch des Fisches zu einem überzeugten und gewaltigen Prediger. Die ganze Stadt hörte Gottes Wort und wurde bekehrt. Jona war regelrichtig verblüfft, als er sah, dass sogar der König der Stadt von seinem bösen Wandel umkehrte und sich in Sack und Asche stürzte um Busse zu tun. Ja er wurde zornig, weil Gott die Menschen in Ninive vor dem Untergang verschonen wollte.

Als die Zeit nahe war, da Jonas Prophezeiungen eintreten sollten, so dass die ganze Stadt zerstört würde, war Gott den Menschen gnädig. Da wurde Jona abermals sehr unzufrieden und haderte mit Gott. Er wollte sterben. Doch der Herr zeigte auch diesmal seinem Wortverkündiger seine Gnade und Geduld.

Das Buch Jona ist sehr ungewöhnlich und ganz anders als alle anderen prophetischen Bücher im Alten Testament. Ganz ehrlich gesagt: Es ist eine verrückte Geschichte! Die meisten prophetischen Bücher sind auf ein spezielles prophetisches Wort ausgerichtet, während der Inhalt dieses Buches sich mehr um ein historisches Ereignis und eine persönliche Erfahrung dreht, die dann für den Leser zur Lektion werden soll. Der Teil, der mich am meisten interessierte, war Jonas Gebet in Kapitel 2, nachdem er vom Fisch verschlungen wurde. Darum wollen wir uns mit dem zweiten Kapitel näher befassen.

 

 Jonas Gebet (Kapitel 2,2-10)

„Und aus dem Bauch des Fisches betete Jona zum HERRN, seinem Gott, und er sprach:
Als ich in Not war, rief ich zum HERRN,
und er hat mich erhört.
Aus dem Innern des Totenreichs rief ich um Hilfe,
du hast meine Stimme gehört.
Du hattest mich in die Tiefe geworfen,
mitten ins weite Meer,
und die Strömung umspülte mich,
all deine Wogen und deine Wellen
gingen über mich hinweg.
Und ich, ich sprach: Ich bin verstossen,
deinen Augen entzogen!
Doch ich werde wieder aufblicken
zu deinem heiligen Tempel!
Das Wasser stand mir bis zum Hals,
die Flut umspülte mich,
Schilf hatte sich um meinen Kopf gewickelt.
Zum Fuss der Berge war ich hinabgefahren,
die Erde - ihre Riegel schlossen sich
hinter mir für immer.
Da hast du mein Leben aus der Grube gezogen,
HERR, mein Gott!
Als meine Lebenskraft sich mir versagte,
erinnerte ich mich des HERRN,
und mein Gebet kam zu dir
in deinen heiligen Tempel.
Die nichtige Götzen verehren,
lassen ihre Gnade fahren.
Ich aber will dir Opfer schlachten
mit lautem Danken,
was ich gelobt habe, will ich erfüllen!
Die Hilfe ist beim HERRN!”

 

 Vers 1

Englische Bibelübersetzungen identifizieren den Fisch mit einem Wal. Das hebräische Wort „dag gadol“ kommt im Buch des Jona dreimal vor (1,7; 2,1; 2,10). „Dag“ kann irgendein Fisch sein; ein Wal oder ein anderer Fisch. „Gadol“ bedeutet gross, weit, breit. Kritiker sagen, es sei unmöglich, dass ein Mensch im Bauch eines Fisches drei Tage überleben könne: Erstens; wegen Mangel an Sauerstoff. Zweitens; mache der ganze Verdauungsprozess des Fisches dies unmöglich. Deshalb glauben sie, dass die ganze Geschichte erfunden sei und erklären Jona zu einem Märchen. Was sagt denn die Bibel dazu?

In Matthäusevangelium 12,40 bestätigt Jesus folgendes: „Denn wie Jona im Bauch des Fisches war, drei Tage und drei Nächte, so wird der Menschensohn im Schoss der Erde sein, drei Tage und drei Nächte.“

Glauben wir an Jesus? Glauben wir seinen Worten? Wenn wir Jesus und seinen Worten glauben, dann müssen wir auch Jona als historisches Ereignis annehmen! Die Ungläubigen finden immer einen Weg zum Zweifel: Als der Herr grosse Zeichen und Wunder geschehen liess, fragten sie: „Wie kann so etwas überhaupt möglich sein?“ Auf der anderen Seite forderten sie Zeichen und Wunder und Jesus gab ihnen zur Antwort (Mt 12,39): „Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht fordert ein Zeichen, und ihm wird kein Zeichen gegeben werden ausser dem Zeichen des Propheten Jona.“ Die Vergangenheit hat gezeigt, dass nicht einmal die grössten Zeichen und Wunder gut genug waren, um ungläubige Menschen zu überzeugen. Jesus wollte nicht die „Schaulustigen“ befriedigen oder gar überzeugen. Er wusste, dass das verlorene Zeit war. Im selben Sinne kann auch nichts in der Welt denen helfen, die der Geschichte Jonas mit dem Fisch nicht glauben wollen. Wer an Gott glaubt, vertraut seinen Worten (Mt 19,26). Das Wunder Jonas ist nicht mehr unglaublich, als die drei Männer im Feuerofen (Dan 3), oder der Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Die Debatte über die Art des Fisches und über die Wahrscheinlichkeit, ob Jona im Bauch des Fisches überlebt haben könnte, steht für den Glaubenden nicht zur Diskussion. Wir lesen in der Bibel, dass der Herr ein Fisch entbot, – Punkt. Vielleicht schuf der Herr speziell für diesen Zweck einen grossen Fisch?! Wir wissen es nicht. Es könnte ein Fisch gewesen sein, der später wieder ausstarb? Wir haben keine Beweismittel für oder gegen eine solche Möglichkeit.

 

 Verse 2-3

Jona betete zum Herrn, „aus dem Innern des Totenreichs.“ Was ist mit dem Innern des Totenreichs gemeint? Das hebräische Wort für Totenreich ist „Scheol.“ Scheol kommt 66x vor im AT und bedeutet; Grab, Tod, Tiefe. Der Scheol ist oft als Hölle bezeichnet und übersetzt worden. Der Scheol muss jedoch der Ort sein, wo alle Seelen hinkommen. Während die Gerechten vom Scheol befreit werden, müssen die Ungerechten oder Ungläubigen für immer dortbleiben. (Im NT spricht die Bibel vom Griechischen Hades.) Die wesentliche Frage ist jedoch die: Was verstand Jona unter dem Begriff „Scheol“ (Totenreich)? Und: Wo war für ihn dieser Ort? Fälschlicherweise nahm ich immer an, dass der Fisch die Unterwelt sei. Das bestätigt einmal mehr, wie oberflächlich wir oft die Bibel lesen. War es für Jona tatsächlich der Fisch, den er als Scheol oder Totenreich verstand? Welche Alternative steht hier zur Verfügung? Bezeichnete Jona nicht das Meer als das Totenreich? Lesen wir noch einmal die Verse 1-3 und beachten wir jede Einzelheit.

Wo war Jona, als er dies alles sagte? = Im Bauch des Fisches. Was tat er? = Er betete zum Herrn. In was für einer Zeitform betete er? = Er betete in der Vergangenheitsform. Was war der Inhalt seines Gebets? = Er dankte Gott um Erhörung seines Hilferufs, als er noch im Wasser war und dankte für seine Rettung. Er dankte für seine Rettung? War er denn wirklich gerettet? Offensichtlich sah Jona seine Rettung darin, dass ihn der Fisch verschlang. Somit bedeutete für Jona nicht der Fisch, sondern das Meer das Totenreich – der Scheol! Denn vom Schosse der Erde wurde Jona ja emporgehoben.

 

 Verse 4-7

Offensichtlich konnte Jona nicht schwimmen, so dass der Fisch für ihn die Rettung bedeutete. Für die meisten wäre der Fisch so ziemlich das Schlimmste, was in einer solchen Situation noch passieren könnte. Einmal mehr bestätigt es sich, wie leicht wir den biblischen Text mit unseren Augen vom 21. Jahrhundert missverstehen können. Manchmal ist es auch nicht direkt unser Fehler, dass wir die Bibel nicht richtig verstehen, sondern der Fehler derer, die uns belehrt haben. Deshalb müssen wir umso mehr aufpassen, dass wir in entscheidenderen Fragen uns nicht zu sehr nach Menschen, Kommentatoren und Traditionen orientieren, sondern allein nach dem Wort Gottes. Oft wird eine Bibelstelle mit einer voreingenommenen Haltung betrachtet, so dass der Geist Gottes gehindert wird, an uns zu wirken. Die zentrale Frage ist deshalb immer: Wie hat der damalige Schreiber des Buches die Sache verstanden, und was wollte er seinen Empfängern und uns mitteilen?

Dieser Psalm ist offensichtlich ein Dankgebet für die Rettung. Jona hatte keine Angst mehr. Er hatte mehr Angst vor dem Meer als vor dem Fisch. Für ihn war das Meer der Scheol – das Totenreich! Er fühlte sich verstossen von Gott – in eine Grube geworfen. Das Wasser ging ihm bis an die Seele. Es bedeckte ihn wie ein Totentuch, das man über einen Toten legt. An den Gründen der Berge umschlang ihn Meertang, das ist der Meeresgrund. Wie in einem Gefängnis hörte er die Riegel der Türe hinter sich schliessen. Er war gefangen. Es gab kein Zurück. Doch dann hat ihn der Herr erhört und aus der Grube gezogen, wie? = Indem Gott den Fisch sandte. Darum dankte Jona dem Herrn, weil er wieder atmen konnte. Der Bauch des Fisches bedeutete für ihn – mindestens für den Moment – Rettung. Jona war so dankbar, am Leben zu sein. Er war sich bewusst, dass der Herr ihn über Bord geworfen hatte und nicht die Menschen. Er wusste, dass dieses Erlebnis kein Zufall war, sondern dass der Herr den Fisch sandte. Er glaubte auch ganz fest daran, dass niemand anders, als nur der Herr, ihn aus dieser tödlichen Situation erretten konnte.

 

 Verse 8-10

Drei Gründe sprechen dafür, dass Jona an Gottes Rettung glaubte: Erstens, er begann sofort zu beten als er ins Wasser tauchte! Er erkannte seine Not und flehte zum Herrn. Es gibt Menschen, die erst wenn sie in Not geraten, zu Gott beten. Andere vergessen Gott erst recht, in Zeiten der Not. Noch schlimmer aber sind die, die zweifelnd Gottes Existenz in Frage stellen, wenn sie eine schwierige Phase im Leben durchmachen. Doch Jona bewahrte sein Leben vor dem Tod, durch das Gebet! Ganz egal, ob wir gesündigt haben oder nicht, der Herr kann und wird auch uns helfen aus jeder Not, wenn wir ihn im Gebet anrufen. Nichts ist dem Herrn unmöglich! Zweitens, Jona bekannte seine Schuld. Viele Menschen wollen ihre tödliche Lage im Leben nicht einsehen. Sie rennen ständig vor Gott davon, bis sie eines Tages über Bord geworfen werden und dann strampeln sie um ihr Leben, statt dass sie ihre Fehler vor dem Herrn sofort bekennen und umkehren, von ihrem gottlosen Wandel. Drittens, Jona glaubte an Gottes Gnade. Nachdem er vom Fisch verschlungen wurde und er im Bauch wieder atmen konnte, vertraute er ganz auf den Herrn. Er war überzeugt, dass Gott ihn nun auch vollends vor dem Tod erretten wird. Darum pries er Gott bereits im Bauch des Fisches mit lautem Dankgebet. Er versprach dem Herrn, was er gelobt hatte, zu erfüllen.

 

 Vers 11

Schliesslich stand Jona wieder auf sicherem Boden. Können wir uns diese Situation vorstellen? Jona hatte wirklich etwas durchgestanden! Nach dieser Erfahrung war er überzeugt von seinem Auftrag. Nichts konnte ihn mehr zurückhalten. Auf direktem Weg ging er nach Ninive. Jona musste es auf dem harten Weg lernen zu sagen: „Dein Wille, Herr, geschehe!“ Ich hoffe und bete, dass ich den Gehorsam gegenüber dem himmlischen Vater nicht auf dem harten Weg lernen muss, sondern immer bereit bin, auf seinen Willen zu hören. Aber selbst, wenn es dazu kommen sollte, dann möchte ich wenigsten in ähnlicher Weise bereit sein wie Jona, der seine Schuld sofort einsah, bevor es zu spät war! Diese Erfahrung machte Jona reif, dankbar und zu einem erfahrenen Prediger, der fähig war, eine ganze Stadt von Gottes Willen zu überzeugen.

 

 Wie sollen wir diese verrückte Geschichte verstehen?

Obschon ich Jonas Reaktion und Handlung nicht gutheissen kann, gebe ich ihm trotzdem mindestens in einem Punkt Anerkennung: seine grosse Demut, diese Erfahrung niederzuschreiben. Seit Generationen wird diese Geschichte überall gelesen und weitererzählt. Obwohl wir vieles von Jona lernen können, so ist er uns dennoch als negatives Beispiel bekannt. Ein Beispiel jedoch das uns lehrt, wie man es nicht machen soll. Mindestens in dieser Angelegenheit war Jona dem heiligen Geist gehorsam, indem er alles niederschrieb und sich als negatives Beispiel für kommende Generationen hinstellen liess. Eigentlich ist es Schade, dass er nicht auch seine Predigt an das Volk in Ninive niederschreiben musste, denn das wäre für uns heute sicherlich eine grosse Bereicherung.

Wir müssen aufpassen, dass wir den Propheten nicht zu hart verurteilen. Es muss beachtet werden, dass Ninive für viele Jahre die Hauptstadt des assyrischen Reiches war. Wer die Assyrer waren, wissen wir aus der Geschichte. Assyrien war ein Weltreich für ungefähr dreihundert Jahre (ca. 900-600 v. Chr.). Es war verantwortlich für die Zerstörung des Nordreichs in Israel. Assyrische Könige waren bekannt, als äusserst brutal und grausam. Die Juden kannten kein Erbarmen für diese gottlose Nation. Dort zu predigen und Gnade zu verkündigen, widerstrebte Jona sehr. Zudem sah es aus, als ob er den Feinden Israels helfen wollte. Weltlich gesehen, hatte er nichts zu suchen in Ninive. Trotzdem bleibt die Frage offen: warum wählte Gott so einen Missionar aus? Jona war nicht im Geringsten daran interessiert, die Menschen in Ninive zum Herrn zu bekehren.

In Kapitel 4,1-3 lesen wir Jonas Reaktion, als die ganze Stadt Reue zeigte. Jona wurde unzufrieden, ja sogar zornig. Er haderte mit Gott. Er bezichtigte Gott für seine Gnade, Barmherzigkeit und Langmut. Es sieht so aus, als ob Jona hier einen zweiten wichtigen Schritt in Gottes Plan lernen musste. Bei dem Herrn sind es eben nicht immer nur die Zuhörer, die etwas lernen müssen, sondern es kann auch der Prediger selbst sein! Jona musste lernen, dass Gott der Schöpfer aller Menschen ist. Er musste lernen, dass Gott alle Menschen liebt, und dass er reich ist an Barmherzigkeit und Treue, weil er will, „dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1Tim 2,4).

Viele meinen, dass Gott im Alten Testament nicht derselbe war wie im Neuen. Doch das Buch Jona zeigt uns gerade das Gegenteil! Der Herr war immer ein gnädiger und barmherziger Vater, sowohl im Alten als auch im Neuen Bund. Gott ist und bleibt derselbe (Ex 3,14): „Ich werde sein, der ich sein werde.“

Vielleicht fragen wir uns nicht so sehr, wieweit Gott Juden und Heiden liebt, als vielmehr: was für eine Umkehr war von den Seelen in Ninive gefordert? Offensichtlich war es nicht Jonas Aufgabe, die Stadt zu proselytieren (zum Judentum zu bekehren). Wir lesen nichts davon, dass die Niniviten sich beschneiden oder taufen lassen mussten. Es wurde von ihnen auch nicht gefordert, das Gesetz des Mose zu halten. Jonas Aufgabe bestand lediglich darin, den Menschen in Ninive zu verkündigen, dass es Gott gibt, dass Er der Schöpfer ist, und dass Er alle seine Geschöpfe liebt. Weiter sollte er ihnen verkündigen, dass sie sich von ihrem gottlosen Wandel und von den nichtigen Götzen abwenden sollen. Gleichzeitig musste er ihnen auch klar machen, dass dieser Gott fähig ist, die ganze Stadt zu zerstören, wenn sie nicht Reue zeigen würden. Ninive wurde schliesslich im Jahre 612 v. Chr. zerstört, ungefähr 150 Jahre nachdem Jona die Stadt zur Umkehr bewogen hatte. Die nachfolgende Generation kehrte offenbar zurück, zu ihrem gottlosen Wandel. Sie hatten bestimmt die warnenden Worte Jonas vergessen und die Gnade, die Gott der ganzen Stadt zukommen liess. Es ist eine alt bekannte Gefahr, dass die nachfolgenden Generationen schnell vergessen, was ihre Vorfahren bitter erlernen mussten, und somit dieselben Erfahrungen immer wieder aufs Neue machen müssen. Wann wird der Mensch endlich lernen?

 

 Was können wir heute von Jona lernen?

In diesem kurzen Buch sind viele praktische Lebenslektionen enthalten. Eine Lektion hat mit der Allgegenwart Gottes zu tun. Gott ist überall! Wir können vor dem Herrn nicht fliehen! (Ps 139,7-10) Selbst in den Tiefen des Meeres gibt es kein Platz, wo der Herr nicht hinsieht. Es gibt kein Ort auf Erden, noch im Weltall, der es ermöglichen würde, vor Gottes Augen zu fliehen oder gar zu verstecken. Der allmächtige Gott ist überall, weil er Herr der ganzen Schöpfung ist. Selbst unsere Kopfhaare, sind alle gezählt (Mt 10,30). Der Herr hat auch heute einen Plan mit uns Menschen. Gott liebt alle Menschen und ist mit jedem Sünder gnädig, der umkehren will von seinem gottlosen Wandel. Psalm 51,19: „Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerbrochener Geist, ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.“

Wenn der Herr sich über Ninive erbarmen konnte, wie viel mehr wird Gott im neuen Bund auch mit uns gnädig sein, wenn wir ihn um Vergebung bitten. Das Blut Jesu reinigt uns von aller Sünde (1Joh 1,7-9).

Eine andere Lebenslektion ist: vergiss Gott nicht im Gebet! Der Herr hat Jonas Leben vor dem Tod bewahrt, weil sein Gebetsschrei bis zum Thron Gottes aufstieg. Bei allen Fehlern die Jona machte, erkannte er doch die Macht des Gebets. Er glaubte auch an Gott und wusste; im Herrn allein ist Hoffnung, im Herrn allein findet er Rettung, der Herr allein kann ihm seine Schuld vergeben! Viele Menschen geben den Glauben schnell auf, wenn sie durch schwere Lebensprüfungen und Leiden gepresst werden. Viele fragen dann, „Warum ich?“ Oder, „Warum lässt Gott das zu?“ Viele fragen sich gar nicht erst, ob sie sich schuldig gemacht haben. Es muss nicht immer alles gleich eine Folge der Sünde sein (Lk 13,1-5). Von Jona wissen wir aber, dass er sündigte! Trotzdem gab er nicht auf, denn er zweifelte keinen Augenblick an Gott und seinen unbeschränkten Möglichkeiten, ihn vom Tod zu erretten. Im Gegenteil! Sein Glaube war fest und unerschütterlich, trotz seiner Schwachheit.

Schliesslich eine letzte Lektion: Danke Gott für jede kleine Verbesserung! Wir wollen oft lieber grosse Veränderungen sehen, statt uns mit den kleinen Verbesserungen zu begnügen. Jona war dankbar, obwohl er sich noch im Bauch des Fisches befand und eigentlich noch nicht vollends gerettet war. Er war so dankbar, dass er wieder atmen konnte und dass der Herr ihn noch nicht ganz verstossen hatte. Er war dankbar für jede kleine Verbesserung seiner Situation. Manchmal ist es gut, etwas auf die Zähne zu beissen und etwas zu erdulden im Leben, um daran dankbar und stark zu werden wie Jona.

Ganz egal, in was für einer Situation wir uns heute befinden: der Herr kann auch uns helfen! „Seht, die Hand des Herrn ist nicht zu fern, um zu helfen, und sein Ohr ist nicht schwerhörig, dass er nicht hörte ...“ (Jes 59,1). Ob im Gefängnis, im Krankenbett, oder sonst im Kampf ums Dasein; lasst uns Gott danken für jede kleine Verbesserung und verzagen wir nicht! Der Herr hat uns lieb und mit jedem einzelnen einen Plan. Sein Plan besteht darin, uns eines Tages zu befreien von unserem „irdischen Haus“ (2Kor 5,1) und uns in das, nicht mit Händen gemachte, ewige Haus im Himmel aufzunehmen. „Und abwischen wird er jede Träne von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, und kein Leid, kein Geschrei und keine Mühsal wird mehr sein; denn was zuerst war, ist vergangen. Und der auf dem Thron sass, sprach: Siehe, ich mache alles neu!“ (Offb 21,4-5).