Esra-02: Wiederherstellung der jüdischen Religion

Rückkehr aus dem Exil und Tempelbau

 Teil 2

 

EINLEITUNG

Mit dem Kapitel 7 beginnt ein weiterer Reformationsprozess, indem Esra nun eine zentrale Rolle spielt. Wer war Esra?

Er war der Sohn des Hohenpriesters Seraja, der bei der Zerstörung Jerusalems mit andern Priestern nach Ribla weggeführt und dort getötet wurde (2. Kön. 25,18-21). Sohn muss in dieser Abstammungsaufzählung nicht unbedingt wörtlich genommen werden. Er kann auch das Grosskind Serajas gewesen sein (oder noch weiter im Stammbaum zurück).

Sein Geburtsdatum und Geburtsort ist uns unbekannt. Da er beim persischen König die wichtige Stellung als Staatssekretär innehatte, musste er mindestens 30 Jahre alt gewesen sein. Er war vermutlich zwischen 40 und 50 Jahre alt (vermutlich, um 500 v. Chr. geboren).

Er war ein jüdischer Schriftgelehrter, der mit dem Gesetz Mose vertraut war (7,6). Eine Hauptaufgabe der Schriftgelehrten im AT bestand darin, Abschriften vom Gesetz Mose herzustellen. Schriftgelehrte waren auch die Schreiber oder Notare, der orientalischen Könige und Statthalter. Esra war ein enger Berater des Königs und nicht bloss Schriftgelehrter, sondern auch Priester (V. 11, was selten vorkam).

Er wurde 458 v. Chr. vom persischen König Artaxerxes I. (465- 424 v. Chr., oder Arta[h]sasta= in Elb. Übersetzung) mit einem Begleitbrief nach Jerusalem entsandt. Sieben enge Berater des Königs reisten mit ihm (7,14; Est. 1,14). Seine Aufgabe bestand darin, in Israel wieder Recht und Ordnung herzustellen (Problem Mischehen), den Gottesdienst im Tempel voranzutreiben und Richter und Rechtspfleger einzusetzen (7,25).

Er war ein Experte im Gesetz (7,10) ein Gottesmann, über dem die Hand des Herrn war (7,6.9).


 I.   Kapitel 7: Esra und der Begleitbrief des Königs

In der Bibel wird kaum jemand 16 Generationen rückwärts aufgelistet (Vers 1-5). Diese Aufzählung ist jedoch nicht vollständig. Mit dieser Auflistung wird die wichtige Bedeutung Esras betont. Es wird damit aber auch bestätigt, dass Esra nicht nur ein Schriftgelehrter, sondern auch ein Priester war, der aus der Abstammung Aarons stammt.

Esras Herz war darauf gerichtet (Vers 10), Gottes Weisungen (Spr. 23,12) -

zu ergründen (2. Tim. 2,15),

zu halten (1.Tim. 4,16) und

zu lehren (1. Tim. 4,13; 2. Tim. 2,2).

Der Inhalt des Begleitbriefs (Vers 12-26):

- Das ist ein Befehl des Königs.

- Erlaubnis zur Rückführung der Juden, die freiwillig nach Jerusalem umziehen wollten.

- Überbringen des Silbers und Golds zum Kauf von Opfertieren (V. 17), Speise- und Trankopfer und anderen notwendigen Dingen (z.B. Material zur Ausbesserung des Tempels).

- Übergabe weiterer Tempelgeräte (V. 19).

- Alle Schatzmeister im israelitischen Gebiet - dürfen keinerlei Steuern und Abgaben von Priestern und Tempeldienern einfordern (V. 24), sollen für den Tempel beisteuern, was benötigt wird (V. 22-23).

- Esra soll Richter und Rechtspfleger einsetzen (V. 25).

- Das Gesetz Gottes soll allen bekanntgemacht und gelehrt werden.

- Wer sich nicht an das Gesetz Gottes hält, soll entsprechend gerichtet werden.

Der Grund für das alles war die grosse Ehrfurcht des Königs gegenüber dem allmächtigen Gott (V.23b).

Esra preist Gott für seine grosse Gnade (V. 27-28). Er gibt allein Gott die Ehre für all diese Vorrechte beim König. Er sammelt Führer aus Israel, die mit ihm nach Jerusalem reisen. Der Bericht endet hier mit dem Wort „ich“, was annehmen lässt, dass Esra diese Zeilen geschrieben hat.

Lektion: Geben wir auch für alles was wir positives im Leben erfahren Gott die Ehre? Oder sagen wir: „Ich hatte Glück.“ „Das habe ich wirklich gut gemacht.“ Sollten wir Gott nicht vielmehr preisen und danken für all das Gute, was wir täglich aus seiner Hand empfangen?

Welche Art von Menschen braucht der Herr, um den Glauben anderer zu beleben und wiederherzustellen? Menschen wie Esra, die sein Wort ergründen, halten und lehren. Wenn Gott Esra damals dazu einsetzen konnte, das Feuer des Glaubens in andern zu entfachen, so kann er es heute noch mit uns, wenn wir es zulassen! Wer entfacht das Feuer des Glaubens in den Herzen der Menschen von heute?

 

 II.   Kapitel 8: Zweite Rückkehr einiger Juden nach Jerusalem aus dem Exil

Eigentlich sind die Israeliten bereits zurückgekehrt (siehe Kap. 7,6).

Dies ist ein ergänzender Bericht, der die Gefolgschaft Esras aufzählt und andere wichtige Details:

1. 1500 Familienhäupter lassen sich registrieren, hinzu kommen Frauen und Kinder (= gegen 10'000 Personen: V. 1-14).

2. Esra sucht während drei Tagen, am Fluss der nach Ahawa führt, Leviten für den Wiederaufbau in Jerusalem, denn sie sind für die Wiederherstellung des Tempels dringend notwendig. Doch er findet keine Leviten, sondern nur Priester. Der Unterschied zwischen Priestern und Leviten:

Priester waren mit der Leitung der Anbetung Gottes vertraut.

Leviten kannten sich mit dem Opfersystem genau aus („einen kundigen Mann“ V. 18) und dienten den Priestern.

Deshalb sendet Esra Männer zu Iddo, einem Führer in Kasifia, mit dem Auftrag, Leviten für den Dienst am Heiligtum in Jerusalem zu rekrutieren.

Warum meldeten sich die Leviten nicht freiwillig?
Weil es ihnen im Exil vermutlich besser ging und sie vielleicht ihr eigenes Land und Haus besassen. Die Leviten (die Söhne Levi und Aarons) erhielten keinen Erbteil am Land in Israel (Dt. 10,9; Jos. 13,14). Sie waren von den gesetzlich geregelten Abgaben des Volkes Israel abhängig (Dt. 18,1-8). Sie waren für die niedrigeren Aufgaben verantwortlich, die der Pflege des Heiligtums dienten. Schliesslich fand Esra noch 38 Leviten, dazu 220 Tempeldiener (V. 18-20). Insgesamt waren es 1758 Männer mit ihren Frauen und Kindern (ca. 10'000 Leute), die sich auf die Heimkehr nach Jerusalem machten.

Esra ruft ein Fasten aus (V. 21-23), da sie eine herausfordernde Aufgabe mit einer gewaltigen Organisation und grosser Verantwortung zu bewältigen haben. Dies wird eine Kilometer lange Schlange geben durch feindliches Gebiet. Wasser und Nahrungsmittel dürfen nicht ausgehen auf der ungefähr vier monatigen Wanderschaft. Feinde lauern überall auf dem Weg und könnten sie berauben und plündern (v. 31). Doch Esra schämt sich beim König militärischen Beistand zu erbitten. Weil er auf die Führung des Herrn vertraut (Eph. 3,20). Doch Esras Vorbild ist nicht in jedem Fall bei jedermann anzuwenden. Einige Jahre später, als Nehemia zurückkehrte, liess er sich durch eine Armee beschützen (Neh. 2,9), was genauso Gottes Wille entsprach. Wichtig ist, dass alle Menschen im alten wie im neuen Testament die Hauptlektion verstehen, nämlich; dass ohne Gottes Beistand unsere Pläne nicht gelingen können. Mit dem Fasten wird Gottes Beistand für das Gelingen der langen Reise und ihrer ganzen Organisation erbeten (z.B. Apg. 13,3).

Lektion: Auch wir können fasten und beten, indem wir uns z. B. folgendermassen vorbereiten auf die Anbetung am Sonntagmorgen: Wir stehen früher auf als gewohnt (z.B. 6.00 Uhr) und beginnen den Tag mit dem Herrn, eventuell mit der ganzen Familie (Mk. 1,35). Wir trinken etwas und essen nichts oder nur etwas leichtes, damit der Magen nicht knurrt (Joh. 4,31-38). Dann nehmen wir uns ausgiebig Zeit zum Gebet (Mt. 6,5-15) und lesen Gottes Wort (entsprechende Stelle oder Buch einen Tag vorher aussuchen). Wir denken über unser Leben nach und übergeben es erneut unserem Herrn (Mt. 6,16-18; 2. Kor. 5,18-21; 7,1). Anschliessend bereiten wir unsere Stimme vor (mit Übungen) und singen dem Herrn „leise“ ein paar Lieder (Eph. 5,19-20). Wir waschen und pflegen uns für den Herrn und ziehen uns unauffällige Kleider an, ohne Schmuck usw. (1. Pet. 3,3-4). Schliesslich gehen gut vorbereitet und zeitig zum Gottesdienst, ohne viele Worte oder Musik (aus dem iPod, Mt. 26,30). Wir fokussieren unsere Gedanken ganz auf Jesus, sein Opfer am Kreuz und seine heilige Gemeinde (Lk. 22,14-20). Wir dienen Gott und unseren Geschwistern (Mitmenschen) mit all unseren Gedanken und mit unserem ganzen Benehmen (Joh. 13,15). Wir beenden unsere Fastenzeit mit einem gemütlichen Mittagessen (ev. einem Spaziergang oder einem Mittagsschläfchen).

Esra übergibt zwölf Priestern grosse Verantwortung (V. 24-30). Diese führenden Männer geniessen grosses Vertrauen und Ansehen unter dem Volk. Sie haben sich geheiligt für diese bedeutungsvolle Aufgabe (Esr. 6,19-22).

Aufbruch von Babylon und Ankunft in Jerusalem (V. 31-34). Nach den tagelangen Strapazen durfte sich die Volksmenge drei Tage lang ausruhen. Am vierten Tag wurden alle Kostbarkeiten gewogen und genau kontrolliert.

Erste Opferungen für den Herrn (V. 35-36).
Anschliessend wurden Brandopfer dargebracht. Obschon das Volk müde war und sich am liebsten einen Ort zum Wohnen ausgesucht hätte, dachten sie zuerst in Dankbarkeit an den Herrn.

Lektion: Auch wir sind auf der Wanderschaft? (Wie können wir das übertragen?) Von Babylon nach Jerusalem (1. Pet. 2,11; Jh. 17,14-16). Die Einladung zur Umkehr gilt für alle und ist freiwillig (Phil. 3,20).

Auch wir wandern auf feindlichem Gebiet voller Gefahren, welche?

Löwen (=Satan, 1. Pet. 5,8; Lk. 15,4, verlorenes Schaf).

Schlangen (=Satans Versuchungen, 1. Kor. 10,5-9).

Gemeinschaftsprobleme (1. Kor. 10,10-13).

Wasser- und Nahrungsmangel, Wort Gottes und persönliche Beziehung mit dem Herrn (Heb. 3,7-19).

Die gute Hand des Herrn wird von Esra immer wieder erwähnt: Esra 7,6.28; 8,18.22.31. Damit ist Gottes fürsorgliche Führung gemeint (1. Pet. 3,12).

 

III. Kapitel 9: Esras Empörung über die Mischehen

Viele Juden brachten mit ihrer Heimkehr fremdländische Frauen mit sich (Neh. 13,23). Einige der Obersten des Volkes brachten diese Tatsache vor Esra (V. 1-2). In seiner Empörung zerreisst Esra seine Kleider und trauert bis zum Abendopfer (V. 3-5; Neh. 13,25). Mit ihm sammeln sich Juden, die vor Gottes Wort noch grosse Ehrfurcht und Respekt haben (V. 4). Im Gesetz Mose werden Mischehen ausdrücklich verboten: 5. Mose 7,3-6

Gottes Opposition zu den Mischehen war eine religiöse Angelegenheit: Es geht nicht in erster Linie um den Stammbaum rein zu bewahren, sondern den Glauben an den allmächtigen Gott (Ex. 23,32-33; 34,11-16). Der Stammbaum (oder Blutlinie) war nie perfekt „rein“: Es war zu allen Zeiten (auch zur Zeit Esras) möglich, dass ein Nicht-Israelit sich den Juden anschliessen konnte (ein Proselyt wurde). Im Stammbaum Jesu werden drei nicht-israelitische Frauen aufgezählt (Mt. 1,3.5):  Tamar, Rahab, Rut. Israel hat nicht nur das Gesetz gebrochen, sondern den Bund mit Gott. Auch in der Vergangenheit lesen wir immer wieder von Israels Treuebruch:

Israels Götzendienst und Bestrafung (4. Mos. 25,1-3).

Salomos Abgöttereien (1. Kön. 11,1-8; Neh. 13,26).

Ahab7, der schlimmste König über das bereits abgefallene Israel (1. Kön. 16,29-34).

Die Abscheulichkeiten (Gräuel) der gottlosen Völker waren den Israeliten bekannt: Lv. 18,24-30. Besonders bedauernswert ist, dass die Führer Israels ein schlechtes Vorbild setzten und den Abfall von Gott hin zum Götzendienst vorlebten (V. 1).

Esra trauert und betet zum Herrn (V. 6-15): Er schämt sich vor dem Herrn für die zahlreichen Sünden des Volkes. Es ist ein Sündenberg, der bis zum Himmel reicht. Dabei ist die Mischehe nur eine unter vielen Sünden, in die sich das Gottes Volk gebettet hat: Jeremia 3,25. Die Mischehen sind die Tür zu allen möglichen Verschuldungen. Das Volk Gottes hat seit der Überquerung des roten Meeres bis zur Auslieferung an den König Nebukadnezar, nicht auf den Herrn gehört. Israel hat sich als eine untreue Ehegattin erwiesen (Jer. 3,1-2; Röm. 10,21). Nach dem Auszug hatte sie Verlangen nach den Fleischtöpfen Ägyptens (Ex. 16,3). Nach der Gesetzgebung am Sinai liess sie sich von der Gier der Ausländer im Volk anstecken (Nu. 11,4-6). In Schittim hurte sie den Moabiterinnen nach (Nu. 25,1-2; 1. Kor. 10,8). Dann begehrte sie einen König (1. Sam. 8,19-20). Sie setzte Götzenpriester ein, errichtete Kulthöhen und opferte dem Baal (2. Kön. 23,5). Sie liess am Tempel Gottes Häuser anbauen, in denen Frauenkleider für die Aschera gewebt wurden (2. Kön. 23,7). Sie betete die Königin des Himmels an (Jer. 44,17-25).

Schon Jeremia klagte das Volk wegen ihrer geistigen Hurerei (=Götzendienst) heftig an und warnte es eindringlich vor der Strafe: Jeremia 2,1-4.11-13.31-33. Siehe grobe Gliederung des Buches Jeremia. Siehe das Dokument „Verschuldungen Israels.“ Die schlimmsten Gräueltaten, durch die das Land von den Kanaanitern verunreinigt wurden, sind (Lv. 18,1-24):

- Blutschande (Inzest),

- Ehebruch,

- Homosexualität,

- Umgang mit Tieren,

- Menschenopfer und viele abscheuliche Handlungen, die mit den Riten des Baalkults verbunden waren.

Die Israeliten liessen sich anstecken von der Gottlosigkeit der fremden Völker: 1. Kor. 15,33. Schliesslich belagerten die Feinde Jerusalem und überwältigten die Stadt (606, 597, 586 v. Chr.). Die siebzigjährige Gefangenschaft war eine Folge des Abfalls von Gott und des Götzendienstes des Volkes.

Esra erkennt, dass allein Gottes Erbarmen es zuliess, dass schliesslich ein Rest des Volkes wieder in ihr Land zurückkehren durfte. Doch viele betrachteten die Rückkehr gar nicht als Gnade, sondern blieben im fremden Land, weil es ihnen zu gut ging. Das Tragische an der ganzen Sache ist, dass kaum jemand in Israel aus der Geschichte gelernt hat.

Esra sieht ein, dass der Herr allen Grund hätte sie zu strafen bis zur völligen Ausrottung des ganzen Volkes. Deshalb bekennt er die Schuld des ganzen Volkes vor dem Herrn. Der Herr ist zu gut und gerecht, wie er mit der Untreue seines Volkes umgeht. Auch der Prophet Daniel erkannte das Vergehen Israels: Dan. 9,3-13.

 

IV. Kapitel 10: Esras Reformation

Esra trauert und weint vor dem Tempel, so dass sich eine grosse Volksmenge versammelt und mit ihm trauert (V. 1-6). Sie hören, wie Esra vor Gott die Verschuldungen des Volkes bekennt. Ein Sohn eines Priesters (Sechanja, V. 2.18+26) steht auf und kündigt an, dass es noch nicht aus ist mit Israel, sondern dass es noch Hoffnung gibt.

Die Obersten beschliessen mit Gott einen Bund (=Berith) zu machen, indem alle fremdländischen Frauen samt den Kindern fortgeschickt werden. Diese drastischen Massnahmen können wir heute kaum mehr verstehen, da wir mit den Frauen und Kindern grosses Mitleid empfinden. Wir fragen uns vielmehr: Was ist das für ein Gott, der solches verlangt? Die Bibel liefert uns keine klaren Antworten in Bezug auf dieses Vorgehen. Menschliche Gefühle, familiäre Beziehungen und grosse Bedrängnisse bestimmen nicht Gottes Wille (Neh. 8,9; Lk. 14,26; Joh. 6,60).

Die Obersten machen Esra Mut und rufen ihn zum Handeln auf. Esra lässt sich von ihren Worten wieder aufrichten, verlangt aber eine Sicherheit, dass sie ihm schwören und das taten sie auch. Dann zieht Esra sich zurück und fastet und trauert „in der Kammer Jehochanans“ (neben dem Tempel; 1. Kön. 6,5-10; Neh. 13,4-5). Jehochanan ist der Sohn des Hohepriester Eljaschib (Neh. 3,1.20). Nebst dem Versöhnungstag (Lv. 16,29-31; 23,7) und anderen offiziellen Fasttagen waren die Juden frei, zusätzliche Fastentage einzulegen, wenn die Umstände des Lebens sie dazu trieb (wie in Kap. 8,21). Esra trauerte nicht nur, sondern wollte das weitere Vorgehen vor den Herrn legen.

Esra ruft das Volk in Jerusalem zusammen und kündigt ihnen die beschlossenen Massnahmen an (V. 7-14). Hier spielt Esra seine vom König erhaltene Autorität richtig aus (7,6), indem er mit Strafe droht für jeden, der nicht innert drei Tagen in Jerusalem erscheint. Dem Volk ist voll bewusst, dass sie nicht nur vor Esra und den Führern standen, sondern vor Gott, dem allmächtigen. Das Volk zitterte aus zwei Gründen: Weil es in Strömen regnete und weil es die Ernsthaftigkeit ihrer Lage erkannte.

Leider wird keine Alternative erwähnt:

- Esra ruft dazu auf, alle Frauen und Kinder fortzuschicken.

- Es hätte doch auch die Möglichkeit der Konvertierung gegeben!

- In Israel wird keine Religionsfreiheit toleriert (Jer. 8,11).

Diese Massnahmen waren nötig, um das Land nicht länger zu verunreinigen (Lv. 18,25). Es genügt nicht, dem Herrn seine Sünden zu bekennen, sondern wahre Einsicht und Bekenntnis hat eine Umkehr zur Folge! Die Ältesten und Richter jeder Stadt hatten die Aufgabe, mit jeder Familie einzeln zu reden (V. 14).

Es gab offenbar eine Minderheit, die nicht einverstanden waren (V. 15-17): Jonatan, Jachseja, Meschullam und Schabbetai. Entweder opponierten sie gegen die Trennung von ihren Frauen und Kindern. Oder sie waren gegen den Plan Esras wie diese Trennung vollzogen wurde. Doch sie konnten die Mehrheit nicht beeinflussen. Der ganze Prozess der Trennung und Heimführung dauerte drei Monate (V. 16-17).

Die Namensliste beinhaltet diesmal keine Helden, sondern einsichtige Sünder (V. 18-44). Es waren viele Söhne der Priester, die sich mit fremdländischen Frauen und mit Götzendienst einliessen. Im Text der alten Zürcherbibel heisst es am Ende: „…und sie entliessen sie.“

Lektion: Dieses alttestamentliche Ereignis darf auf keinen Fall auf uns angewadt werden. Es geht hier nicht um die verbotene Ehe mit einem ausländischen Partner (Rassismus). Es geht hier nicht um das Thema Ehe, Scheidung und Wiederverheiratung. Es war Gottes Wille, die Gläubigen in Israel zu bewahren, um so aus ihnen den Messias hervorgehen zu lassen. Es geht hier vielmehr um die Gefahr einer Ehe mit einem Ungläubigen oder einem Andersgläubigen. Im Neuen Testament werden wir darauf hingewiesen: Was hat der Gläubige mit einem Ungläubigen gemeinsam? 2. Kor. 6,14- 7,1. Trotz allem wird die Ehe mit einem Ungläubigen nicht verboten wie im Gesetz Mose (1. Kor. 7,12-14). Eine Gläubige Frau soll ihren ungläubigen Mann nicht verlassen, sondern ohne Worte zum Glauben an den Herrn gewinnen: 1. Petrus 3,1.