2. Könige-01: Untreue gegen Gott und seinem Gesetz

Geschichte des gespaltenen Königreichs

Kapitel 1-3

 

 Einleitung

Die Bücher der Könige beginnen mit dem Ende des davidischen Königreichs und gehen bis zum Zusammenbruch der Königreiche Israels und Juda. In 2. Könige 25,27-30 wird von der Befreiung des Königs Jojachin aus der Gefangenschaft berichtet. Somit umfassen die beiden Bücher der Könige einen Zeitabschnitt von gut 400 Jahren.

Weil die beiden Bücher der Könige ursprünglich ein Buch waren, gab es keinen Unterbruch zwischen den Erzählungen am Ende des ersten Buches und den am Anfang des zweiten Buches. Deshalb sind die ersten 18 Verse des zweiten Buchs die Fortsetzung über das Leben Ahasjas. Gleichzeitig wird uns im ersten Kapitel des zweiten Buches die letzten Weissagungen Elijas geschildert kurz vor seiner Entrückung (in Kap. 2). Man kann also sagen, dass im ersten Könige vom Prophet Elija (alt: Elia) die Rede ist, während im zweiten Könige der Prophet Elischa (alt: Elisa) in Aktion tritt.

 

 I.   8Ahasja, Achasjahu (853-852 v. Chr.): 1Kön 22,52 bis 2Kön 1,18

Mit dem Tod Achabs7 (853 v. Chr.) kam für die Moabiter der Augenblick der Befreiung. Seit David die Moabiter unterwarf, mussten sie Israel eine jährliche Steuer zahlen von 100'000 Schafe und 100'000 Widder (2Kön 3,4; 1Chr 18,1-2). Der israelitische König Omri6 unterwarf Moab weiterhin (davon wird in der Bibel leider nichts gesagt). Auch sein Sohn Achab7 konnte sich gegenüber Moab behaupten. Die Moabiter ärgerten sich über die Herrschaft, die Israel über sie ausübte.

König Ahasja8, der Sohn Ahabs, der ihm auf den Thron nachfolgte, stürzte in seinem Haus in Samaria, im oberen Stockwerk durch das Fenstergitter und verletzte sich schwer (V. 2). Darauf liess er seinen Götzen, Baal-Sebub, befragen, ob er von seinem Unfall genesen würde:

- Baal-Sebub bedeutet Fliegengott.

- Der Götze war aus Ekron, dem Philisterland.

Wie kommt ein Israelit dazu einen Fliegengott um Hilfe zu bitten? Vom menschlichen Verstand her ist es völlig absurd den Herrn der Fliegen für menschliche Probleme anzurufen. Viel später machten die Juden daraus Beelzebub, den König der Dämonen, oder Satan (Mt 10,25; 12,24.26).

Offensichtlich vertraute der König mehr diesem Fliegengötzen, statt dem lebendigen Gott und Schöpfer über Himmel und Erde. Das kostete ihm und einigen seiner Leute das Leben. Durch Elija fiel Feuer vom Himmel und verzehrte zweimal 50 Soldaten. Der Grund war, dass der Hauptmann von diesen beiden Truppen Elija strafen wollten für seine tödliche Prophetie, die von Gott kam (V. 4). Erst der dritte Hauptmann war demütig gegenüber Gott und kniete vor Elija nieder (V. 13), so dass Elija auf Geheiss eines Engels mit ihm zog (V. 15). Doch Elija wich auch von seiner göttlichen Prophetie nicht ab, als er vor dem König stand (V. 16). Schliesslich starb der König, wie Elija voraussagte. Sein Sohn Jehoram9 wurde König an seiner statt (nicht zu verwechseln mit Jehoram5 aus Juda!).

Die Baals Anbetung:
Eine der grössten Flut der Baals Anbetung kam während der Regierung Achabs7. Angetrieben von seiner fremdländischen Frau Isebel, begann Ahab eine kulturelle Reformbewegung. Der Hauptgrund dazu war der Götze aus Tyrus oder Sidon, den Isebel anbetete und bei der Heirat mit Achan ins Land einführte (1Kön 16,31). Doch damit nicht genug, denn es war Isebels Missionsprogramm, dem Götzen in Israel alle Ehre zu geben und dem Volk näher zu bringen. So kam es zu einer kulturellen Reform, die dazu führte, dass Achab eine Aschera (= Tempel und Altar) zu Ehren des Baals (Götze) anfertigen liess (1Kön 16,31-32). Zusätzlich wurden viele Götzenpropheten eingesetzt (1Kön 18,19).

Doch nicht nur im Nordreich sondern auch im Südreich nahm die Anbetung Baals immer mehr zu. Während der Zeit der Königin Atalja7, existierte in Jerusalem ein Haus des Baal (2Kön 11,18). Ahaz6 (Südreich) machte geschmolzene Götzenstatuen für Baal (2Chr 28,2) und betete auf den Höhen an (2Kön 16,4; 2Chr 28,4). Während Hiskia13 (Südreich) die kanaanitischen Anbetungsstätten abschaffte (2Kön 18,4), führte sie sein Sohn Manasse14 wieder ein (2Kön 21,3).

Der Baalskult war eine der Hauptziele von Josias16 Reform. Er entfernte die Gefässe, die im Götzendienstritual für Baal und Aschera gebraucht wurden (2Kön 23,4). Er säuberte die Kultstätten auf den Höhen und schaffte die Götzenpriester ab (2Kön 23,5.8.9.13-15.19-20). Mehr als alle andern erkannten die Propheten das Problem der Baals Anbetung. Elija setzte sich bei den Baalspropheten auf dem Berg Karmel durch (1Kön 18). Hosea (Hos 2,16-17) und Jeremia (Jer 2,23) predigten entschlossen gegen den kanaanitischen Einfluss der Baalsanbetung und riefen das Volk auf, den Gott Yaweh als einzig wahren Gott anzubeten. Elischa unterstützte die blutige Revolution Jehus10 (Nordreich), in der Baalsanbeter hingeschlachtet wurden (2Kön 9).

 

 II.   Elija und Elischa. Elijas Entrückung: 2Kön 2,1-25

Es gibt 17 Ereignisse im Leben Elischas, die uns in den Büchern der Könige aufgezeichnet wurden. Ein Ereignis, über das bereits berichtet wurde, ist Elischas Berufung (1Kön 19,19-21). Elischa ist der Held in 2. Könige, durch den Gottes mächtige Hand wirkt. Er war ein treuer Gefährte Elijas, der ihm nicht von der Seite wich.

Die Zeit war gekommen, in der Gott Elija in den Himmel entrücken wollte. An diesem Tag reiste Elija ein letztes Mal von Gilgal nach Bethel und dann nach Jericho. An jedem dieser Orte befand sich eine Prophetenschule (V. 3.5; 4,38). Gemäss einer Überlieferung begann Elija dort ein Nachwuchsförderungsprogramm. Vermutlich wollte Elija seine Studenten noch einmal sehen und ihnen letzte Anweisungen geben, in stürmischen Zeiten dem Herrn treu zu bleiben. Auch Elischa behielt während seines Dienstes engen Kontakt mit diesen Schulen.

Elischa und die Prophetenjünger wussten bereits alle Bescheid über die Entrückung Elijas (V. 3.4.). Das könnte ein Grund sein, weshalb Elischa seinem geistigen „Vater“ nicht von der Seite wich (V. 12). Er wollte das Spektakel sehen. Elija befahl seinem Nachfolger immer wieder an einem Ort zu warten, doch der liess es nicht zu. Vielleicht wollte Elija einfach allein sein. Vermutlich testete er aber die Treue seines Jüngers (Rut 1,11-13). Es könnte auch sein, dass Elija seinem Freund die grosse Verantwortung, die ihm bevorstand, in Erinnerung rufen wollte. Elija fragte ihn mit andern Worten:

- „Bist du wirklich bereit, deine Mission auszuführen?“

- „Bist du dir bewusst, dass grossen Kummer vor dir liegt?“

Was immer auch Elija zu ihm sagte, er antwortete jedes Mal entschlossen (V. 2.4.6): „So wahr der Herr lebt, ... ich werde nicht von dir weichen!“ Schliesslich kamen sie an den Jordanfluss. Fünfzig Prophetenjünger folgten den Beiden auf Distanz. Elija nahm seinen berühmten Mantel und schlug damit auf das Wasser. Der Mantel symbolisierte die göttliche Macht, ähnlich wie der Stab Mose (Ex 4,1-5.17.20; 14,16.21; 17,9). Plötzlich schied sich das Wasser und die Beiden konnten trockenen Fusses den Jordan überqueren, wie in den Tagen Josuas (Jos 3,7-17).

Elija fragte Elischa, ob er einen letzten Wunsch habe, bevor er ihn verlassen würde. Elischa erbat sich eine doppelte Portion von Elijas Weisheit. Er sagte damit nicht, dass er doppelt so gut und machtvoll wie Elija sein wollte. Die Hfa übersetzt, doppelt so viel wie die andern Propheten. Er erbat sich nichts anderes als Elijas geistlicher Nachfolger sein zu dürfen, der ebenfalls die prophetische Gabe von Gott besass (Num 11,17.25.26; 24,2; 27,18-23; Ri 3,10; Mi 3,8). Elija antwortete ihm, dass er sich schweres erbeten habe. Es stehe nicht in seiner Macht. Denn Gott erteilt nicht jemandem besondere Fähigkeiten, ohne ihm einen verantwortungsvollen Auftrag aufzutragen (Lk 12,48). Zehn Jahre zuvor auserwählte Gott den Elischa bereits zum Nachfolger für Elija (1Kön 19,16). Im jüdischen Gesetz fiel dem ältesten Sohn einen doppelten Erbanteil zu (Dtn 21,17), da er für den Erhalt des Namens und der Arbeit des Vaters verantwortlich war. Wenn Elischa ihm aber bis zur Entrückung nachfolgte, dann könnte dieser Wunsch in Erfüllung gehen. Dabei fällt uns Salomo ein, der um ein weises Herz bat, als Gott ihm eine Bitte erfüllen wollte (1Kön 3,5).

Während sie weitergingen und miteinander redeten, geschah es plötzlich: Gottes Engel holten Elija ab mit einem feurigen Wagen und feurigen Pferden (Lk 16,22; Jes 66,15; Jer 4,13). Die beiden Propheten wurden voneinander getrennt. In einem Wirbelwind wurde Elija in den Himmel entrückt und Elischa konnte ihm nur hinterher blicken. Er rief verzweifelt: „Mein Vater, mein Vater!“ Das Verhältnis, das die Beiden zu einander hatten, ist nicht klar. Klar aber ist, dass Elischa seinen Vorgänger als geistlichen Vater bezeichnete. Eine Beziehung, wie Paulus sie zu seine Jünger pflegte (1Kor 4,15; 1Tim 1,2.18; 2Tim 1,2; 2,1; Tit 1,4; Phlm 10). Bestürzt über den grossen Verlust seines geistlichen Vaters zerriss Elischa den Mantel in zwei Teile, was damals ein Ausdruck tiefster Trauer war (Gen 37,29; 2Sam 13,19; Hiob 1,20; 2,12).

Offenbar blieb der Mantel liegen, was andeutete, dass die göttliche Macht auf Elischa übertragen wurde. Elischa nahm den Mantel und ging zurück zum Jordan. Dort bewirkte er dasselbe Wunder noch einmal, indem er mit dem Mantel auf das Wasser schlug. Dabei rief er (V. 14): „Wo ist der Herr, der Gott Elijas?“ Mit andern Worten: „Zeige mir Herr, dass du mir nun die Kraft Elijas gegeben hast!“ Damit, dass das Wasser sich erneut teilte und Elija über den Jordan gehen konnte, bezeugte Gott seine göttliche Macht und Gegenwart dem Propheten. Auch die Prophetenjünger waren Zeugen dieses Ereignisses und erkannten, dass der Geist Gottes von Elija auf Elischa überging.

Obschon die fünfzig Propheten Elischa entgegen gingen und sich vor ihm niederwarfen, konnten sie noch nicht recht verstehen, was wirklich passiert war. Sie schlugen vor, Elija zu suchen. Elischa riet ihnen davon ab, doch als er in ihren Augen den Unglauben sah, gab er ihnen grünes Licht, damit sie selbst ihre Erfahrung machen mussten. Drei Tage lang suchten die Prophetenjünger nach Elija und fanden ihn nicht. Elischa bestätigte ihnen von neuem, dass Elija entrückt worden war.

In jedem der drei grossen Zeitalter gab es eine Entrückung:

- Patriarchalische Zeit: Henoch (Gen 5,24).

- Mosaisches Zeit: Elija (2Kön 2,11).

- Christliche Zeit: Jesus (Apg 1,9).

Elischa war ein Mann Gottes, der damals dringend gebraucht wurde:

1. Er hatte einen tiefen Glauben an Gott.

2. Er war ein heiliger Gottesmann (2Kön 4,9).

3. Er war willig, Gottes Wille zu tun (1Kön 19,19-20).

4. Er war bereit, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen (1Kön 19,21).

5. Er war bereit zu dienen (2Kön 3,11).

6. Er war geduldig und wartete (zehn Jahre), bis er an der Reihe war (1Kön 19,19).

7. Er war treu und folgte Elija bis zum Ende und diente ihm (2Kön 2,2.4.6.10-12).

8. Er war bereit die schwere Last, die grosse Verantwortung eines Propheten zu tragen, auch wenn er von den Menschen verachtet wurde (2Kön 2,23).

9. Er war auch an den Menschen, besonders aber am Volk Gottes interessiert.

10. Genauso kann der Herr auch unsere Talente gebrauchen für seinen Dienst, wenn wir uns bereitwillig hingeben.

 

 III. 9Joram, Jehoram (852-841 v. Chr.): 2Kön 3,1-27

Nordkönig Ahab, oder Achab7 (874-853 v. Chr.) hatte mit Isebel drei Söhne:

1. Achasja, oder Achasjahu8 (853-852 v. Chr., böse)

2. Jehoram9 (852-841 v. Chr., böse)

3. Jehu10 (841-814 v. Chr., tüchtig, nicht gut)

Südkönig Josaphat, oder Jehoschafat4 (872-848 v. Chr., sehr gut) hatte auch einen Sohn mit Namen Joram, oder Jehoram5 (853-841 v. Chr., böse). Beide Jehorams regierten zur selben Zeit:

- Der Eine im Nordreich.

- Der Andere im Südreich.

In Kapitel 1,17 wird gesagt dass Jehoram9 (Norden), im zweiten Jahr Jehorams5 (853-841, Süden) König wurde: ca. 851 v. Christus. In Kapitel 3,1 wird gesagt dass Jehoram9 (Norden), im achtzehnten Jahr Jehoschafats4 (872/869-848, Süden) König wurde: ca. 851 v. Christus. Die Jahreszahlen der Regierungszeiten müssen flexibler verstanden werden! Jehoschafat4 (872-848 v. Chr.) regierte insgesamt 25 Jahre über das Südreich. Das heisst, dass Jehoram und Jehoschafat sieben Jahre zusammen auf dem Thron sassen. Solche Überschneidungen kommen öfters vor.

Der Nordkönig Jehoram9 war nicht ganz so böse wie Achab und Isebel. Jehoram beseitige die Mazzebe des Baals (= Säulen). Vielleicht befand sich unter der Mazzebe auch einen Altar usw. (1Kön 16,32).

Jehoram hielt jedoch an der Sünde Jerobeams1 fest (= erster gottloser König). Das heisst, er zerstörte die Mazzebe nicht (Jehu10 musste sie später zerstören: 2Kön 10,27). Zudem ermutigte Jehoram das Volk weiter, sich vor den goldenen Kälbern niederzuwerfen, die Jerobeam aufstellen liess in Bethel und in Dan (1Kön 12,26-33; 13,33). Das war politisch sinnvoll und vorteilhaft für ihn, jedoch nicht vor Gott.

Schon Jehorams Vater, Achab, holte sich Hilfe bei Jehoschafat4 (Südkönig), um gegen Aram, den syrischen König zu kämpfen (1Kön 22,1-40). Jehoschafat4 (Südkönig) wurde damals getadelt für die Allianz, mit dem gottlosen König Achab (Norden: 2Chr 19,2), mit dem frevelhaften König Achasja (Norden: 2Chr 20,35-37). Offenbar war Jehoschafat4 (Südkönig) sehr vergesslich oder langsam im Lernen. Jehoschafat4 (Südkönig) willigte ein gegen den Moabiterkönig Mescha zu kämpfen. Vielleicht war eines der Gründe auch, weil Moab kürzlich das Südreich angegriffen hatte (2Chr 20,1-30). Ein anderer Grund könnte sein, dass Jehoschafat sich familiär verpflichtet fühlte zu helfen, da sein Sohn Jehoram5 die Tochter Achabs heiratete, Atalja7 (die später Königin wurde), das war Jehorams9 Schwester.

Die Strategie war südlich vom Toten Meer über die Wüste Edoms nach Moab zu gelangen. In Edom konnten sie sich sogar noch Verstärkung holen, denn die Edomiter dienten den Judäern. Gemeinsam zogen sie aus, um von Süden her in das Land Moab einzudringen. Doch leider vergassen sie, den Herrn zu befragen! Nach sieben Tagen gingen ihnen die Wasservorräte aus. Bevor auch nur ein Tropfen Blut floss, war die verbündete Armee am Boden. Sie und ihre Pferde waren müde und durstig. Generell kann gesagt werden, dass wir Menschen drei Minuten ohne Luft überleben können, drei Tage ohne Wasser und drei Wochen ohne zu Essen.

Jehorams9 Reaktion ist typisch für einen Schwachen im Glauben: Er macht Gott für diese Situation verantwortlich, weil er sie zerstören will. Er klagt Gott an, dass er sie in die Hände ihrer Feinde geben würde. Doch wie sehen die Fakten aus? Der Herr wurde ja nicht einmal nach seiner Meinung gefragt, bevor man zum Krieg auszog. Jehoram war selbst schuld an seinem zerstörerischen Plan. In Wirklichkeit rettete Gott schliesslich die drei Armeen aus ihrer Notlage (von Zerstörung kann also gar nicht die Rede sein).

Endlich kommt einer (Jehoschafat) auf die Idee, den Herrn zu befragen. Vielleicht erinnerte sich Jehoschafat an den Glauben seines Gross-grossvaters Davids, der in seiner Not auch so fragte (1Kön 22,7). Volksspruch: „Besser spät als gar nie!“ Ein Diener berichtete dem König, dass Elischa unter ihnen sei. Wir wissen nicht, weshalb Elischa mitten unter dieser Armee mitreiste. Eigentlich diente Elischa im Nordreich und nicht im Süden. Jehoschafat glaubte, dass der Prophet Elischa ein Wort des Herrn austeilen könnte. So demütigten sich die drei Könige und gingen zu Elischa ins Lager hinunter; das war ihre Rettung. Da war eine Armee mit tausenden von trainierten Soldaten samt ihrer Rüstung und Waffen. Keiner konnte sie aus der Notsituation retten! Doch ein unausgebildeter Mann, ohne Rüstung und Waffen, zum Krieg völlig untauglich wurde von Gott ausgewählt, um die Armee zu retten.

Elischa ärgerte sich, als er den gottlosen König, Jehoram9 sah. Vielen andern wäre es eine Ehre gewesen, wenn Könige zu ihm gekommen wären, um nach Rat zu fragen. Elischa aber sagte frech zu Jehoram (Nordreich):

„Weshalb kommst du zu mir?“

„Was habe ich mit dir gemeinsam?“

„Geh doch zu den Propheten deines Vaters, Achab!“

„Geh doch zu den Propheten deiner Mutter, Isebel!“

Isebel lebte noch und betete in fanatischer Weise Baal an. Baal war ein Gott der Natur, welcher angeblich den Regen brachte.

Elischas harte Worte sollten den König demütigen. Hätte er sich das nicht gefallen lassen, dann wäre das sein Ende gewesen. Ob Jehoram überzeugt war, dass der Herr wirklich im Sinn hatte, die Moabiter zu strafen, oder ob das nur eine Ausrede war, wissen wir nicht. Vielleicht antwortete er ihm mit ganz andern Worten: „Strafe nicht die ganze Armee wegen meiner Vergehen.“ Elischa gab nicht nach, sondern setzte noch einen drauf, indem er ihm ins Gesicht widerstand und sagte dass er sich nur wegen Josafat bei Gott für ihn und die Armee einsetzen werde. Die Todessituation liess beide Könige demütig und ruhig bleiben.

Um sich wieder zu beruhigen und von Gottes Geist erfüllt zu werden, brauchte Elischa Ruhe und Entspannung durch einen Saitenspieler, den er anforderte (siehe Davids Harfenspiel: 1Sam 16,16.23). Manchmal waren im AT musikalische Instrumente notwendig um göttliche Prophezeiungen zu erhalten (V. 15b; 1Sam 10,5; 1Chr 25,3). Weil Gott die Moabiter tatsächlich strafen wollte (Jes 15&16), liess er es zu, dass Israel, Juda und die Edomiter ihre Feinde schlugen (Num 22-25). Zuerst mussten sie jedoch den Anweisungen des allmächtigen Gottes folgen, das heisst; Löcher graben und warten. Gott versprach dem Volk gleich zwei Wunder, die er tun werde:

- Der Herr versprach, dass sich die Löcher (Zisternen) mit Wasser füllen werden, ohne dass es regnet. Die vielen Krieger mit ihren Pferden würden getränkt werden. Auch die Rinderherden, oder einfach das Vieh das zur Schlachtung mitgenommen wurde durfte auf Wasser hoffen.

- Zudem versprach Gott, dass er die Moabiter in ihre Hand geben werde. Beide Versprechen trafen ein, wie der Herr vorausgesagt hatte.

Als die Priester in Jerusalem das Morgenopfer darbrachten, füllte sich das Tal mit Wasser. Das bestätigt, dass Gott wegen Jehoschafat und den Judäern mit der ganzen Armee und ihren Tieren gnädig war. Vermutlich fiel in den Bergen von Edom starker Regen, der das Wasser in die Talebene fliessen liess. Die Gräben hielten das Wasser, so dass es nicht im Boden versickern konnte. Die Armeen wurden angewiesen -

- alle wertvollen Bäume zu fällen,

- alle Wasserquellen zuzuschütten,

- jedes brauchbare Feld mit Steinen zu verwüsten.

So gaben sie den Moabitern keine Gelegenheit, sich bald an ihnen zu rächen.

Die Moabiter waren in Alarmbereitschaft, als sie hörten, dass drei Könige mit ihren Armeen gegen sie heraufzogen. Alle wehrfähigen Männer wurden an die Grenzen des Landes geschickt. Die Moabiter hatten offenbar allen Grund anzunehmen, dass das Wasser voller Blut war; Blut, das von einer Schlacht herstammte. Vielleicht schien das Wasser rot vom Schlamm. Vielleicht reflektierte die Sonne, als sie aufging, auf dem Wasser rot wie Blut.

Moab ging von der Annahme aus, dass die Feinde sich gegenseitig in die Haare kriegten, denn diese Erfahrung machte das Volk selbst einmal (2Chr 20,23). Die drei Armeen waren strategisch verteilt worden, um Moab einzunehmen. Die Israeliten aber wurden vermutlich von Elischa instruiert, sich zu verstecken, bis die Feinde unbewaffnet sich dem Lager näherten, um es zu plündern. Auf Kommando kamen die Israeliten aus ihren Verstecken heraus und töteten viele. Andere konnten fliehen und wurden von den Israeliten verfolgt bis sie von Steinschleuderer umzingelt waren, die sie unter Beschuss nahmen.

Die moabitischen Städte wurden dem Erdboden gleich gemacht. Am längsten konnte die wichtige Stadt Kir-Chareset (heutiges Karak südöstlich vom Toten Meer), Widerstand leisten (Jes 15,1; 16,7.11; Jer 48,36). Da nahm Mescha, der König von Moab siebenhundert Mann und dachte, er könne Edom angreifen und sich im Süden Durchbruch verschaffen. Als ihm das nicht gelang, nahm er in seiner Verzweiflung seinen erstgeborenen Sohn und opferte ihn als Brandopfer dem moabitischen Götzen Kemosch (Num 21,29; 1Kön 11,7.33; 2Kön 23,13; Jer 48,7.13.46). Die Heiden glaubten, dass eine Niederlage im Krieg die Antwort ihres zornigen Götzen sei. Eine Möglichkeit war ein Menschenopfer, um ihren Götzen zu besänftigen. Meschas Niederlage war so gross und hoffnungslos, dass er zu diesem skandalösen Mittel griff. Mit seinem eigenen Nachkommen, der dem Land seinen Fortbestand sicherte, wählte er damit das grösste Opfer. Wie gross muss die Verzweiflung eines Vaters sein, um seinen Sohn einem Götzen zu opfern? Gott verurteilt in seinem Gesetz solche Handlungen zum Tod (Lev 18,21; 20,3; Jer 7,31).

Die Reaktion der Israeliten darauf war Zorn und Wut. Damit widerspiegelten sie Gottes abgrundtiefe Abneigung und Abscheu vor einer solchen Handlung. Gleichzeitig waren sie empört, Auslöser für eine solche gottlose Handlung zu sein, die letztendlich vor dem Thron Gottes endete. Aus lauter Entsetzen liessen sie von den Moabitern ab und zogen sich zurück. Von dem Tag an zahlte Moab nie wieder Steuern an Israel. Auf dem moabitischen Opferstein wurde Meschas Sieg über seine Feinde eingeritzt.

Fragen:
Weshalb waren die Israeliten so entsetzt über das Menschenopfer, da sie ja selbst von Gott abfielen und ihre Kinder dem Baal darbrachten? Es war ein Unterschied, ob dies als Höhepunkt eines Rituals ausgeführt wurde oder eine Verzweiflungstat im Krieg. Es war ein Unterschied, ob es ein Kind war oder der Erstgeborene des Königs.

Bsp. eines kolumbianischen Fussballers, dem während eines Spiels eine verirrte Eule auf dem Feld im Weg stand. Er kickte sie rücksichtslos weg. Das Spiel wurde unterbrochen und die Fans waren entsetzt. Selbst spätere Entschuldigungen nützten seinem geschädigten Ruf nichts.

Weshalb trugen die Israeliten keinen vollständigen Sieg über Moab davon? Weil Gott es nicht zuliess und die Soldaten mit diesem Menschenopfer abgeschreckt wurden. Der Hauptgrund für diesen Krieg waren die zurückgehaltenen Steuerabgaben Moabs an Jeroam. Gott wollte dem gottlosen Nordkönig, Jeroam, nicht bis zum Ende helfen. Nur wegen Joschafat (Südkönig) kamen sie überhaupt soweit (V. 14). Der Herr hatte keinen Gefallen an der Allianz Jehoschafats mit dem götzendienerischen Norden und den gottlosen Edomitern.

Lernlektionen
Wegen ein paar wenigen Gläubigen, verschont Gott eine ganze Armee. Es ist allein Gott, der über die Völker und ihren Fortbestand bestimmt. Bevor wir im Leben wichtige Entscheidungen fällen, ist es notwendig zuerst dem Herrn im Gebet alles vorzulegen. Der Herr kann unausdenkbare Mittel einsetzen, um uns zum Sieg zu führen.

Wenn unsere Wahrnehmung gestört ist, kann das zu fatalen Konsequenzen führen, deshalb ist es notwendig, niemals unseren Gefühlen zu vertrauen.

Was tun wir, wenn eine Versuchung über uns kommt? Klagen wir Gott an, er wolle uns zerstören? Rufen wir Gott an und bitten um Hilfe?

Gott verurteilt jegliche Form von Götzendienst mit dem ewigen Tod. Auch Kompromisse (Allianzen) mit der Welt können tödlich enden. Unsere heutigen Götzen sind Geld, Macht, Selbstsucht usw. Der einzig wahre und lebendige Gott, der unser ganzes Vertrauen und unsere Anbetung verdient, ist im Himmel! Der barmherzige Vater fordert von uns niemals solche abscheulichen Menschenopfer!