Gründung des Königreichs
Kapitel 1-7
Einleitung
Zeitliche Periode (ca. 1090 - 1010 v. Chr.).
Priester Elis Amtszeit war 40 Jahre (1090 - 1050 v. Chr., 1Sam 4,18)
Priester Samuel führte das Volk 40 Jahre (1050 - 1010 v. Chr., 1Sam 25,1; 1Chr 29,29)
König Saul regierte 40 Jahre in Israel (1050 - 1010 v. Chr., 1Sam 31)
Das Buch Samuel berichtet vom Übergang der führerlosen Richterzeit zur Einsetzung eines Königs über Israel.
Kapitel 1: Die Geburt des von Gott Erbetenen.
In der damaligen Zeit war Kinderlosigkeit eine Schande (Lev 20,20-21). Das Schlimmste in der heutigen Zeit ist, wenn eine Gemeinde geistlich kinderlos bleibt! Interessant ist die Tatsache, dass Elkana zwei Frauen hatte: Hanna und Peninna. Offenbar war das Volk bereits so sehr vom Gesetz Mose abgewichen (Gen 2,22-24), dass Polygamie als „normal” galt.
Hanna blieb kinderlos und wurde deshalb von Peninna gekränkt und gedemütigt (1,6). Die Polygamie verursachte seit je her Eifersucht und Streit (Gen 16,4-6; 30,1-3). Schliesslich machte Hanna dem Herrn ein Gelübde (1,27-28). Sie weihte ihren Nachwuchs dem Herrn als Nasiräer (kein Schwermesser, V. 11; Num 6,1-7). Elkana und Hanna warfen sich täglich vor dem Herrn nieder (V. 19). Der Herr erhörte ihre Bitten und liess es zu, dass Hanna schwanger wurde.
Damals befand sich das Heiligtum in Schilo (Jos 18,1), wo die Israeliten beteten und dem Herrn jährlich Opfer darbrachten (1,21). Hanna wartete bis zur Entwöhnung des jungen Knaben, als sie ihn mit zusätzlichen Opfergaben dem Herrn weihte (1,24). Die Mütter stillten ihre Kinder damals mehrere Jahre, so dass das Kind vielleicht älter als drei Jahre gewesen sein dürfte, als es dem Priester Eli für den Tempeldienst übergeben wurde. Elkana war ein Levit, der in Ephraim lebte (1,1; 1Chr 6,12.19-20). Die Leviten erhielten kein Land, sondern waren zuständig für den Priesterdienst am Heiligtum (1Chr 6,33-34).
Nach der Entwöhnung weihte Hanna den Knaben dem Herrn und erfüllte ihr Gelübde. Sie ging zum Heiligtum in Schilo, wo der Priester Eli war. Als zusätzliches Opfer brachte sie drei Stiere, ein kleiner Sack Mehl und einen Schlauch Wein (Ex 34,20). Zuerst wurde geopfert und anschliessend durfte man sich dem Herrn im heiligen Zelt nähern (V. 25).
Kapitel 2: Hannas Danklied und Elis gottlose Söhne.
Das Danklied der Hanna ist gross und klingt sehr poetisch (V. 1-10). Sie tat das im Heiligtum, vermutlich vor dem Priester Eli, seinem Mann Elkana (2,11) und Samuel. Sie bat den Herrn nicht nur, sondern dankte ihm aus vollem Herzen, dass er ihre flehentlichen Bitten erhörte. Darauf schenkte der Herr ihr fünf weitere Kinder (2,21).
Die gottlosen Söhne Elis waren Hofni und Pinhas (1,3) und taten, was dem Herrn missfiel (V. 17; V. 11-36). Sie hielten sich nicht an das Gesetz Mose das den Leviten (2,28) erlaubte (Lev 2,1-7,37), ein Stück vom Schlachtopfer zum persönlichen Verzehr zu nehmen, nachdem das Fett verbrannt wurde (2,15), sondern nahmen das rohe Fleisch, wenn nötig, mit Gewalt an sich (2,16). Sie schliefen mit den Frauen, die vor dem Heiligtum dienten, so dass sich das im ganzen Volk herumsprach (V. 22). Statt seine Söhne hart zu bestrafen, ging der Priester Eli mit ihnen zu sanft um und versündigte sich ebenfalls vor dem Herrn (2,29; 3,13). Offenbar liegt in der Bestrafung ein grosser Unterschied, ob sich jemand gegen Menschen oder gegen Gott vergeht (V. 24). Wer gegen Menschen schuldig wird, kann vielleicht noch Gnade finden, wer aber gegen Gott schuldig wird, der bittet vergeblich um Gnade (oder für den wird vergeblich um Gnade gebeten; Mt 12,31-32).
Ein Gottesmann kam zu Eli und sagte ihm voraus, dass das levitische Priestertum von ihm und seinen Nachkommen genommen wird (2,31-34). Der Herr hat sich dem Haus des Vaters von Eli offenbart und ihnen das Vorrecht der Priesterschaft geschenkt (Ex 28,1). Die levitischen Priester empfingen den Zehnten, Reichtum und Ansehen (Num 18,8-32; Hebr 5,4). Doch die Priester missbrauchten dieses Vorrecht und liessen sich „mästen” mit den besten Opfergaben des Volkes (V. 29).
Darum soll aus der Abstammung Aarons niemand mehr alt werden. Hofni und Pinhas starben (4,17). Fünfundachzig Priester in Nob wurden erstochen (22,17-18; 14,3). Der Priester Abjatar wurde von Salomo vertrieben (1Kön 2,26-27).
Der Tiefpunkt Israels war erreicht. Nicht nur das Volk war böse und tat, was dem Herrn missfiel. Sogar das levitische Priestertum war korrupt (V. 12.17.29).
Kapitel 3: Samuels Berufung.
Mit der Berufung Samuels gab es wieder Hoffnung für das Volk, denn Gott leitete eine grosse Wende in der israelitischen Geschichte ein.
Samuel diente dem Herrn vor Eli mit einem leinen Efod (2,11.18.26; 3,1). Er war noch ein Kind (V. 1) und schlief im Allerheiligsten, wo die Bundeslade stand (V. 3). Samuel erinnert uns an Jesus, wie er aufwuchs (Lk 2,52).
Gott offenbart sich Samuel viermal vermutlich durch einen Engel (V. 10). Er dachte jedes Mal, dass Eli ihn rief, weil er seinen Dienst brauchte (V. 6).
Vers 7: „Samuel kannte den Herrn noch nicht, und noch war ihm das Wort des Herrn nicht offenbart worden.”
Samuel bedeutet von Gott erhört oder erbeten (1,20). Der Herr setzt Samuel als Priester, Prophet und Richter über sein Volk ein (V. 20).
Der Herr offenbart Samuel das Gericht über Eli und seine Nachkommen (V. 12-14). Der Ausdruck „beide Ohren gellen” bezieht sich auf ein kommendes Gericht (siehe 2Kön 21,12; Jer 19,3; Hab 3,16). Dazu zählt die schreckliche Niederlage gegen die Philister (4,1-22). Die Verfehlung von Hofni und Pinhas geschah mit böswilliger Absicht und empfing ihre verdiente Strafe (Num 15,30-31).
Der Herr liess kein Wort von Samuel „auf die Erde fallen” (V. 19). Das heisst, dass der Herr die Worte Samuels in Erfüllung gehen liess. Das Zeichen eines Propheten war, dass sich sein Wort erfüllte (Dtn 18, 20-22).
Kapitel 4: Sieg der Philister über Israel und Elis Tod.
In diesem Kapitel geht es um die Vorherrschaft über Kanaan und die verlorene Bundeslade Gottes. Samuel erzählte nicht nur Eli das Gericht Gottes, sondern auch dem ganzen Volk (4,1).
Das Volk Gottes wähnte sich in Sicherheit, nachdem die Lade Gottes in ihre Mitte gebracht wurde (V. 5). Damit ignorierten die Israeliten ihre Sünde und versuchten so das Gericht Gottes zu überspielen (2,31-35; 3,11-15). Sie dachten, dass die Bundeslade ihnen zum Sieg gegenüber den Philistern verhelfen würde. Doch der Herr garantierte ihnen seine Unterstützung nur, wenn sie ihm treu blieben (2,30; Lev 26; Dtn 28). Die Philister fürchten sich zurecht vor dem lebendigen Gott und der Macht der Bundeslade. Sie erinnerten sich wohl an die Plagen in Ägypten (V. 8). Sie waren nicht bereit, sich den Hebräern zu unterwerfen (V. 9).
Der geistliche Zustand des Volkes Gottes wies grosse Mängel auf, die zu schwerwiegenden Konsequenzen führten:
1. Das Volk akzeptierte das sündhafte Verhalten von Hofni und Pinhas (2,12-17.22; 7,3).
2. Deshalb starb der Priester Eli (4,18), sowie seine beiden Söhne (4,11).
3. Während die Ehefrau von Pinhas bei der Geburt am Sterben lag, gab sie ihrem Sohn den Namen I-Kabod (= weg ist die Herrlichkeit des Herrn, 4,19-22).
4. Die Philister siegten im Kampf gegen Israel und stahlen die Bundeslade (4,11) und somit die Gegenwart Gottes.
5. Im Krieg wurde Schilo zerstört und diente künftig nicht mehr als Anbetungsstätte (7,1-2; Jer 7,12-14).
Es war ein schwerwiegender Fehler die Bundeslade ins Schlachtfeld zu holen. Statt Gott zu befragen, ob sie in den Krieg ziehen sollen gegen ihre Feinde, handelte das Volk eigenwillig und selbstherrlich. Gott lässt sich von Menschen nicht manipulieren; weder von seinem eigenen Volk, noch von den Philistern. Gott lässt sich nicht verspotten (Gal 6,7-8).
Kapitel 5: Die Bundeslade bei den Philistern.
Die Bundeslade wird von einer Philisterstadt zur andern weitergegeben: von Asdod nach Gath, von Gath nach Ekron. Gott lässt in Asdod den Götzen Dagon zu Boden fallen. In Gath werden die Bewohner mit Geschwüren geplagt. In Ekron geraten alle Stadtbewohner in tödliche Bestürzung.
Kapitel 6: Die Bundeslade bei den Philistern.
Die Philister erlitten schreckliche Tage, als die Bundeslade sich in ihrem Gebiet befand. Deshalb sandten sie die Bundeslade freiwillig an die Israeliten nach Beth-Semes zurück. Auch die Israeliten behandelten die Bundeslade nicht nach dem Willen Gottes. Deshalb kamen siebzig Männer um, weil sie die Bundeslade gesehen hatten (Num 4,20). In einem hebräischen Text wird von weiteren 50 000 Mann geschrieben, die den Tod fanden, weil sie die Bundeslade gesehen hatten (Num 1,51). In einer älteren Übersetzung heisst es, dass die Söhne Jechonjas sich nicht gebührend freuten, als die Bundeslade wieder zurück war und deshalb starben sie (6,19).
Kapitel 7: Israels Sieg über die Philister.
Samuel war Priester und Richter über Israel (3,20; 7,15); ca. 1050 - 1010 v. Chr. Er spielt im ganzen ersten Buch Samuel eine zentrale Rolle.