1. Samuel-05: Sauls Untergang

Gründung des Königreichs

Kapitel 28-31

 

 

Kapitel 28: Saul geht in seiner Verzweiflung zu einer Wahrsagerin.

Verse 1-5: Der inspirierte Schreiber des 1. Samuels hüpft in seinen geschichtlichen Ausführungen vorwärts und zurück. Hier wird erzählt, dass die Philister bereits in Israel eingedrungen sind und sich in Sunem zum Angriff vorbereiten. In Kapitel 29 wird gesagt, dass die Philister sich in Aphek versammelten (welches ca. 20 km südlich von Sunem liegt). Es geht nicht um eine perfekte chronologische Abhandlung, sondern darum,

zu zeigen, wie Sauls Macht immer mehr zusammenfällt

und Davids Einfluss immer mehr wächst.

Bei dieser Gelegenheit wird nochmals der Tod Samuels erwähnt, der in Rama beerdigt wurde, was zeitlich bereits in der Vergangenheit liegt. Saul fürchtet sich vor dem Heer der Philister und lagert seine Krieger am Berg Gilboa bei Jesreel.

Verse 6-25: Saul versucht alles, um seine Position zu halten. Er befragt den Herrn, doch der Herr antwortet ihm:

- weder durch Träume (Gen 46,2-4),

- noch durch das heilige Los (= Urim), (Ex 28,30; Num 27,21),

- noch durch die Propheten (19,249:

Gerade die Totenbeschwörer und Wahrsager die Saul verfolgt hat; sucht er nun selbst auf: Dtn 18,10-13. Saul wird immer widersprüchlicher in seinen Handlungen und beweist damit seinen Unglauben. Damit begeht er eine schwere Sünde. Er verkleidet sich und schleicht in der Nacht mit zwei Männern nach Endor zu einer Wahrsagerin. Dann schwört er ihr beim Herrn sie nicht zu töten (Lev 20,27).

Die Wahrsagerin lässt sich überreden, den Propheten Samuel im Totenreich (Sheol) zu rufen. Es wird nicht gesagt, warum die Wahrsagerin laut aufschrie! Es könnte sein, dass sie niemals mit einer persönlichen Erscheinung gerechnet hatte (wie im Film „Ghost“), sondern eher damit, dass Saul etwas sehen konnte. Es könnte sein, dass ihr erst bei der Erscheinung Samuels bewusst wurde, dass der König Saul bei ihr war. Sie sieht einen alten Mann mit einem Mantel bekleidet, während Saul den Samuel nicht sieht, aber sich vor ihm verneigt.

Saul erfährt, dass er und sein Sohn im Kampf gegen die Philister sterben werden als Strafe für seinen Ungehorsam (15,20). Endlich versteht er, dass es endgültig aus ist mit ihm. Er bricht seelisch und körperlich zusammen. Die Wahrsagerin und seine Begleiter werden überredet Nahrung zu sich zu nehmen und gestärkt wieder ihres Weges zu ziehen.

Lektion: Wahrsagerei, Zauberei, Astrologie usw. ist dem Herrn ein Gräuel (Dtn 18,10-13; Lev 19; Jes 47,10-15; Gal 5,20 usw.).

 

Kapitel 29: Die Fürsten der Philister verweigern David mit ihnen gegen Israel zu kämpfen, weil sie ihm misstrauen.
Endlich erinnern sich einige Philisterfürsten an den Kriegshelden Israels und zitieren das Lied, das die Frauen ihm sangen (V. 5). Wir wissen nicht (die Bibel sagt darüber nichts), ob David tatsächlich gegen seine Brüder gekämpft hätte, oder ob er nicht am Ende den Philistern in den Rücken gefallen wäre. Tatsache ist, dass Gott durch den Entscheid der Fürsten der Philister, David nicht mit ihnen in den Kampf ziehen zu lassen, verhinderte (Kap. 29). David hätte sich den Philistern nicht anbieten dürfen (28,2). Achis bekennt, dass David ihm so lieb geworden ist wie ein Engel Gottes (V. 9). Die Philister ziehen von Sunnem nach Jesreel, um sich zum Kampf aufzustellen während David u. seine Leute sich nach Ziklag zurückziehen.

 

Kapitel 30: Davids erfolgreicher Siegeskampf gegen die Amalekiter.
Die Amalekiter überfallen Ziklag und führen Frauen und Kinder weg. Wäre David mit seinen Männern in Ziklag geblieben, hätten die Amalekiter keine Chance gehabt, Ziklag anzugreifen u. Frauen und Kinder zu entführen. Auf der andern Seite, wer glaubt, dauernd in Ziklag wohnen zu dürfen, wird eines Tages weinend vor den Ruinen seiner Hoffnungs- und Ruhestätte stehen.

Schliesslich kommen David und seine Leute in der niedergebrannten Stadt an. David steht vor einer seiner schwersten Prüfungsstunde. Alle scheinen ihn verlassen zu haben. Selbst seine Männer sind so zu Tode betrübt, dass er fürchten muss, von ihnen gesteinigt zu werden. David beweist festes Vertrauen zum Herrn und wendet sich IHM zu, um ihn zu befragen (V. 6; 14,41). Das Ephod ist ein Brustschild aus 12 Edelsteinen. Das hätte er schon früher tun sollen, als er sich den Philistern angeboten hatte, um gegen Saul zu kämpfen (28,2 & Kap. 29). Doch nun hat David zur Quelle zurückgefunden und der Herr ist gnädig.

Der Herr gibt David und seinen Männern grünes Licht zum Angriff.
Von den 600 Männern waren noch 400 Krieger fähig in den Kampf zu ziehen. Auf dem Weg finden sie einen völlig entkräfteten Knecht eines Amalekiters. Davids Leute geben ihm zu essen, so dass er wieder zu Kräften kommt. Er willigt ein, David in die Lager der Amalekiter zu führen, wenn er dafür nicht ihnen wieder ausgeliefert wird.  David braucht dem Amalekiter nicht zu schwören, da im Gesetz des Mose ohnehin steht dass ein entronnener Sklave nicht ausgeliefert werden darf: Dtn 23,15-16.

Die Amalekiter werden von David und seinen Männern mitten im Festgelage überrascht. Die Schlacht dauert einen ganzen Tag, bis David an seinen Feinden den Bann vollstreckt hat und Frauen, Kinder, samt Hab und Gut sicher gestellt hat. Vierhundert Knechte können mit ihren Kamelen fliehen (was auf eine ziemlich grosse Gegnerschaft hinweist).

David macht grosse „Beute“, die von seiner Truppe anerkannt wird (V. 20). Einige nichtswürdige Krieger wollen die Beute nicht mit den 200 zurückgebliebenen Männern teilen. Einmal mehr zeigt David seine Führerqualitäten, indem er durchgreift und alle an der Beute Anteil haben lässt. Er erklärt, dass der Herr den Sieg geschenkt hat (V. 23; 1Chr 29,12-14), „Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn“ (1Kor 1,31). Damit stellt David kein neues Gesetz auf, denn dies ist der Wille Gottes: Num 31,27; Jos 22,8.

Diesen grossen Sieg lässt David überall in den Städten Judas verkünden:

Indem er ihnen ihr Hab und Gut zurückbringt und sich damit beliebt macht.

Indem er ihnen auch seine Dankbarkeit zeigt für die Zeit, in der er in der Region frei herumstreifen konnte, als er von Saul verfolgt wurde.

Indem er ihnen beweist, dass er von Gott und seinem Volk nicht abgewichen ist (dass David bei den Philistern wohnte könnte einigen Judäern gar nicht gefallen haben).

Indem er sich durch seine erfolgreiche Führung als zukünftiger König präsentiert.

 

Kapitel 31: Der Tod Sauls und drei seiner Söhne im Kampf gegen die Philister.
Saul wird von Bogenschützen tödlich getroffen. Er bittet seinen Waffenträger, dass er ihm den Todesstoss gebe. Der Waffenträger kann das nicht tun, da er zu grosse Ehrfurcht vor dem Gesalbten des Herrn hat (2Sam 1,9-10). Durch Selbstmord begeht Saul seine letzte schwere Sünde und beweist damit, dass er aus allen Erfahrungen nichts lernen will. Denn nur Gott steht es zu, Leben zu geben und zu nehmen (Hiob 1,21)! Wer Selbstmord begeht, muss nicht erwarten in den Himmel zu kommen! Auch Judas Ischariot bewies durch seinen Selbstmord seine Uneinsichtigkeit und sein Eigenwille (Mt 27,4-5; 1Sam 26,21b).

Auch drei von Sauls Söhnen sterben im Kampf. Jonathan, der beste Freund Davids (2Sam 1,26). Abinadab (1Chr 8,33; 9,39; 10,2). Malchisua (1Sam 14,49; 1Chr 8,33 usw.).

Sauls Niederlage und Tod finden wir auch in: 1. Chronik 10.
Die ersten 8 Verse berichten fast wörtlich dasselbe wie in 1Sam 31. Es ist übertrieben zu sagen: das ganze Haus Sauls starb (V. 6; 1Sam 14,49). Auch Abner, der Feldhauptmann und Isbaal überlebten (2Sam 2,8-11; 3,1). Der Grund der Niederlage Sauls wird erklärt in den Versen 9-14. Damit erfüllt sich die Voraussage Samuels (1Sam 28,19).

Wenn unser Leben zu Ende geht, bleibt die Frage: Wie weit haben wir uns näher zu Gott entwickelt seit wir im Glauben begonnen haben?