2. Könige-09: Wenn alle Warnungen nichts nützen

Geschichte des gespaltenen Königreichs

Kapitel 21-25

 

 I.   Manasse14 (697-642), dessen Einsicht zu spät kam: 2Kön 21,1-18; 2Chr 33,1-20

A. Manasse14 war zwölf Jahre alt, als er König wurde.
Er musste in den fünfzehn Jahren Lebensverlängerung zur Welt gekommen sein, die der Herr seinem Vater Hiskia gab. Daraus erkennen wir, dass eine Gebetserhörung zwei Seiten haben kann. Manasse war gottlos und diente vielen Götzen. Er vernichtete alles Gute, was sein Vater im Land aufbaute und baute unzählige Altäre, Standbilder und Heiligtümer für die toten Götter. Er stellte die kanaanitische Aschera in den Tempel Gottes. Das schrecklichste aber ist, dass er seinen Sohn den Göttern opferte.

Im Report über das Leben des Königs Manasse fallen zwei Sätze auf: Er verführte das Volk dazu, „mehr Böses zu tun als die Nationen, die der Herr vor den Israeliten vertilgt hatte“ (21,9). „Und Manasse hat auch sehr viel unschuldiges Blut vergossen“ (21,16).

Ausgerechnet Manasse regierte 55 Jahre lang, d. h. länger als alle Könige im Nord- und Südreich. Offensichtlich war er in seiner administrativen und militärischen Führung kompetent. Er verstand es, mit den Assyrern Allianzen einzugehen und damit den Frieden zu bewahren, auch wenn er dafür viel Steuern bezahlte. Weil er keine Bedrohung war liessen für die Assyrer, liessen sie ihn an der Macht. Die Assyrer besetzten mittlerweile das ganze ehemalige Nordreich bis südlich von Bethel und Jericho.

Manasse reizte mit seiner Gottlosigkeit den Herrn und wurde gezüchtigt. Der Herr sprach durch die Propheten zu Juda und kündigten ihren Untergang an (2Kön 21,10-15). Schliesslich rückte Assyrien gegen Jerusalem heran und nahm Manasse in die Gefangenschaft nach Babel. Manasse schrie zum Herrn und bat um Gnade (2Chr 33,11-17). Siehe das Bussgebet Manasses aus späteren Schriftquellen. Gott erhörte seine flehentlichen Bitten und erbarmte sich (V. 10-13). Anschliessend wandte er sich wieder dem Herrn zu und brachte Heils- und Dankopfer dar (V. 14-16). Das unwissende Volk opferte auf den Kulthöhen dem Herrn, denn es machte keinen Unterschied zwischen Gott und den Götzen (V. 17).

Es ist absolut unerklärlich, weshalb sich Gott ausgerechnet über Manasse erbarmte, der Juda so sehr Schaden zufügte. Manasses Sünden führten zum Untergang des Südreichs (2Kön 23,24-27). Da nützten auch Josias16 Reformen nichts mehr (V. 24). Josia, der beste König, musste die Folgen tragen (V. 25). An Manasse erkennen wir Gottes unermessliches Erbarmen! (Ps 78,38; 145,9)

Schlussfolgerungen
Gottesfürchtige Eltern garantieren keine gottesfürchtigen Kinder (Ez 18,5-22). Dem guten König Hiskia13 folgte ein schlechter Sohn Manasse14. Dem schlechten König Manasse14 folgte ein schlechter König Amon15. Dem schlechten König Amon15 folgte ein guter König Josia16.

Im Neuen Bund gibt es keine himmlische Erbschaft mehr, die durch die Abstammung einfach weiter gereicht wird wie bei den Königen im AT. Jeder muss sich selbst für die Nachfolge Jesu und die himmlische Erbschaft entscheiden. Jeder ist vor Gott selbst verantwortlich.

Physischer oder materieller Erfolg darf nicht mit geistlichem Erfolg gleichgestellt werden (Mt 5,45; Spr. 28,13). Selbst die schlimmsten Sünder, die abfielen und gottlos wurden, können durch ihre Einsicht bei Gott Erbarmen finden (1Joh 1,9). Manasses Beispiel zeigt, dass wir niemals aufgeben sollten an Menschen. Es gibt keine hoffnungslosen Fälle in Gottes Augen. Jeder kann während seiner Lebzeiten Busse tun und umkehren zum Herrn (Mt 20,1-16).

 

 II.   Amon15 (642-640), der wie sein Vater handelte: 2Kön 21,19-26; 2Chr 33,21-25

Amon15 war zweiundzwanzig Jahre als er König wurde. Bei ihm trifft die Redewendung zu: „Wie der Vater, so der Sohn.“ Die Umkehr seines Vaters Manasse nützte nichts mehr. Der Untergang Judas war beim Herrn beschlossene Sache (2Kön 21,10-15). Zu viel Schaden hatte Manasse im Herzen des Volkes angerichtet. Israel fiel vom Herrn ab wie ein reifer Apfel vom Baum. Es blieb am Boden liegen und verfaulte.

Amon war noch jung und hätte durch die Umkehr seines Vaters Ehrfurcht vor dem Herrn bekommen können. Doch Amon demütigte sich nicht vor dem Herrn wie sein Vater. Er tat, was böse war in den Augen des Herrn.

Wir wissen nicht viel über Amon15, ausser, dass er den Fussstapfen seines Vaters folgte. Er betete die Götzen an und vergass den lebendigen Gott, der ihn zum König einsetzte. Nach kurzer Regierungszeit von zwei Jahren richteten seine Diener einer Verschwörung gegen ihn an und töteten ihn. Anschliessend mussten auch die Diener für diese Tat büssen und wurden vom Volk hingerichtet (V. 24).

Schlussfolgerungen

Jesus lehrt (Mt 26,52b): „Alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.“

Gewalt bringt Gewalt (Ps 11,5; Spr 16,32).

Bsp. Je älter ich wurde, desto mehr erkannte ich, wie ich vieles genau gleich tat, wie meine Eltern (Spr 15,20; 17,25; 22,6). Über die negativen Handlungen schämte ich mich. Über die positiven Dinge war ich stolz. Es zählt nun zu unserer Lebensaufgabe, durch das Wort Gottes die falsch gelernten Dinge im Leben zu erkennen und besser zu machen. Gleichzeitig ist es auch falscher Stolz, wenn wir uns selbst überbewerten für alles, was uns im Leben gelingt, statt dem Herrn und unseren Eltern für ihren guten Einfluss auf uns dankbar zu sein.

 

 III. Josia16, oder Joschijahu (640-609), der ein tragisches Ende fand: 2Kön 22,1 - 23,30; 2Chr 34-35

Josia16 war acht Jahre alt (noch ein Knabe) als er König wurde. Er regierte einunddreissig Jahre lang. In der Zeit von 930-586 v. Chr. war er einer der besten Könige (2Kön 23,25). Von ihm heisst es, dass er dem Herrn mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft diente (2Kön 23,3). Er ging auf dem Weg des Königs David (22,2). Er wich weder zur Rechten noch zur Linken (2Chr 34,2). Josia, dessen Name „Jahwe heilt“ bedeutet, führte grosse Reformen durch im Land, so dass der Herr tatsächlich den Untergang Jerusalems hinauszögerte (2Kön 22,20b).

Josias16 Reformationsbewegung.

Daten seiner Regierung:
- Im achten Jahr begann er den Herrn zu suchen (2Chr 34,3).

- Im zwölften Jahr begann er seinen Krieg gegen den Götzendienst in Juda (2Chr 34,3).

- Im achtzehnten Jahr begann er seine Reform (2Chr 34,8).

Er liess aus dem Gesetz vorlesen:
Bei der Ausbesserung des Tempels wurde das Gesetzbuch Mose gefunden (2Kön 22,8; 2Chr 34,14). Das Gesetzbuch wurde dem Volk wieder vorgelesen (2Kön 23,1-3).

Er zerstörte den Götzendienst:
- Alle Geräte für den Götzendienst wurden aus dem Tempel entfernt und vernichtet (2Kön 23,4.6.7.11-14.24).

- Alle Götzendiener auf den Kulthöhen wurden abgeschafft (2Kön 23,5).

- Er ging sogar in den nördlichen Landesteil des früheren Israels und versuchte so viele Götzen zu entfernen wie möglich. Er zerstörte den Altar, den Jerobeam1 in Betel bauen liess zerstören, wie von einem Propheten vorausgesagt (1Kön 13,1-2). Er liess die Götzenpriester des Nordens auf ihren Altären schlachten (2Kön 23,20). Er entweihte die Gräber der Götzenpriester, indem er sie ausgraben liess und die Knochen auf den Kulthöhen verbrannte (2Kön 23,16). Offenbar war das assyrische Reich zu dieser Zeit sehr geschwächt, so dass sie nicht eingriffen.

Er restaurierte den Tempel und machte ihn wieder zum Zentrum:
Dafür schändete er alle illegalen Kultstätten (2Kön 23,8). Zudem brachte er die einsichtigen Priester wieder nach Jerusalem. Er sorgte dafür, dass die Arbeiter am Tempel auch bezahlt wurden und benötigtes Material einkaufen konnten (siehe auch 2Chr 31,4).

Er stoppte die Menschenopfer:
Er schändete die Kultstätte im Tal Ben-Hinnom wo Menschenopfer dargebracht wurden. Dort liess man Kinder für die Götter durchs Feuer gehen (2Kön 23,10).

Er führte das Passafest wieder ein:
Das Passafest, das der Herr dem Mose geboten hatte (2Kön 23,21). Ein solches Passa wurde nicht mehr gefeiert seit Samuel (2Chr 35,18). Von einem aussergewöhnlichem Passafest ist auch bei Hiskia13 die Rede (siehe 2Chr 30,26).

Das Resultat seiner Bemühungen:
- Leider waren alle seine Bemühungen nicht ausreichend und zu spät.

- Gott hatte den Untergang Judas und Jerusalems bereits beschlossen (2Kön 23,27).

- Das grosse Problem lag an den Herzen der Menschen.

- Nur der König Josia16 diente dem Herrn (2Kön 23,25; Dt. 6,5).

- Für die grosse Mehrheit des Volkes waren dies rein äusserliche Veränderungen.

- Das Volk kehrte dem Herrn schon vor Manasse14 den Rücken zu.

- Alles was sie taten - das Passafest feiern, das Gesetz Mose befolgen - das taten sie nur unter dem Druck des Königs.

- So fand leider in den Herzen der Menschen keine wirkliche Reform statt.

Schlussfolgerungen
Auch wir wollen den Herrn lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft und dazu noch unseren Nächsten wie uns selbst (Mt 22,37).

Auch wir haben Freude am Wort Gottes das uns belehrt und erzieht (Ps 1,1; 2Tim 3,16).

Auch wir gehen zurück zur Bibel und befolgen Gottes Anweisungen:

Wir fügen den inspirierten Worten Gottes nichts hinzu und nehmen auch nichts weg (Offb 22,18-19).

Wir verharren in der Lehre der Apostel (Apg 2,42).

Wir hüten uns vor dem heutigen Götzendienst (1Joh 2,15-17; 5,21).

Josias16 tragisches Ende mit 39 Jahren (2Kön 23,28-30).
In 2. Chronik erfahren wir, dass der Pharao Necho aus Ägypten dem König Josia friedvolle Warnungen zukommen liess (2Chr 35,21). Doch Josia wollte nicht auf Gottes Warnungen hören (V. 22). Er befragte weder Gott noch einen Propheten, ob er gegen die ägyptische Armee kämpfen sollte. Es sieht aus, als ob Josia sehr selbstherrlich handelte und dafür mit seinem Leben bezahlte. In Megiddo stellte er sich dem Pharao und seinem Kriegsheer entgegen.

Schliesslich wurde er von Bogenschützen tödlich getroffen und starb eigentlich viel zu jung; 609 v. Chr. (2Chr 35,23-25).

- Warum wollte Josia unbedingt gegen den Pharao Necho kämpfen?

- Weshalb befragte er den Herrn nicht?

- Starb Josia tatsächlich friedvoll wie verheissen (2Kön 22,20)?

Die politische Situation damals im Nahen Osten:
Mit dem Tod von Assurbanipals in Assyrien (626 v. Chr.) fiel das Neo-Assyrische Reich sehr schnell zusammen.

Sein Nachfolger, Nabopolassar erreichte gerade noch die Unabhängigkeit Babylons (625 v. Chr.).

Doch in den nächsten zwei Jahrzehnten zerbröckelte das assyrische Reich immer mehr. 614 v. Chr. fiel die Stadt Assur (150 km südlich von Ninive) in die Hand der Meder. 612 v. Chr. fiel die Stadt Ninive in die Hand der verbündeten Chaldäer.

In dieser kritischen Zeit der neu entstehenden Macht in Mesopotamien wollte Ägypten den Assyrern zu Hilfe kommen (2Chr 35,21). Die ägyptische Macht ehrte damit seine diplomatischen Beziehungen zu Assyrien. Es war die 26. Dynastie mit Pharao Necho (609-595 v. Chr.).

Doch der König Josia stellte sich unglücklicherweise in Megiddo (ca. 40 km nördlich von Samaria) den Ägyptern in den Weg (609 v. Chr.). Er verkleidete sich sogar, um den ägyptischen König zu töten (2Chr 35,22). Schliesslich wurde er von einem Schützen tödlich getroffen (2Chr 35,23).

Anschliessend stellte sich die ägyptische Armee in Karchemisch auf (ca. 60 km westlich von Haran, auf der westlichen Seite des Euphrats). Doch Haran war (605 v. Chr.) bereits eingenommen worden. Der Versuch Haran zu erobern misslang und die Ägypter mussten den Rückzug antreten. Ab diesem Zeitpunkt war das babylonische Reich die neue Weltmacht (2Kön 24,7).

Die Ägypter wurden durch den Sieg gegen Juda gestärkt und bestimmten sogar den Thronnachfolger (2Kön 23,33-35).

Schlussfolgerungen
Auch gottesfürchtige Menschen können Fehler machen und sündigen. Niemand, ausser Jesus war ohne Sünde (Röm 3,23; 1Kor 10,12). Die Konsequenz seiner Fehlentscheidung war tragisch (Röm 6,23).

Wir dürfen über Josia nicht den Stab brechen, denn er tat viel mehr gutes als schlechtes in seinem Leben für den Herrn.

 

 IV. Joahas17, oder Jehoachas, Schallum (609), der vom Pharao abgesetzt wurde: 2Kön 23,30-33; 2Chr 36,1-4

Er wurde vom Volk als König eingesetzt, obschon er nicht der älteste Sohn Josias war (2Kön 23,30). Er regierte nur drei Monate lang (V. 31). Er tat, was dem Herrn missfiel (V. 32).

Weil sein Vater Josia16 gegen die Ägypter Krieg führte, liess Pharao Necho den Nachfolger in Juda festnehmen. Joahas17 wurde ins Hauptlager nach Ribla (Syrien) gebracht (V. 33a). Anstelle von Joahas17 wurde sein Bruder Eljakim18 zum König eingesetzt und in Jojakim18 unbenannt (V. 34). Dem Land Juda wurde eine Strafsteuer auferlegt (V. 33b). Später wurde Joahas nach Ägypten verlegt, wo er starb (V. 34). Jeremia prophezeite, dass Joahas nie mehr zurückkehren werde (Jer 22,11-12), und er starb als erster König ausserhalb Judas.

 

 V.  Jojakim18, oder Jehojakim und Eljakim (609-598), der Gottes Wort verachtete: 2Kön 23,34 - 24,7; 2Chr 36,5-8

Jojakim18 war einer der drei Söhne Josias16 (Jer 22). Er regierte Juda elf Jahre lang und tat, was dem Herrn missfiel (2Kön 23,37). Er war vermutlich der Schlimmste der letzten vier Könige in Juda. Sein Leben kann zusammengefasst werden mit einem Satz: Jojakim missachtete Gottes Wort.

Der Prophet Jeremia spricht gegen Jojakim eine Weissagung des Herrn (Jer 22,13-19). Er trieb beim Volk hohe Steuern ein, damit er dem ägyptischen Pharao Tribut zahlen konnte. Trotz schwierigen Zeiten baute er sein Haus und unterdrückte die Armen. Er vergoss unschuldiges Blut.

Jeremia diktierte dem Schriftgelehrten Baruch die Weissagungen Gottes gegen Jerusalem (Jer 36). Als die Schriftrolle dem König vorgelesen wurde, verbrannte er sie und trachtete Jeremia nach dem Leben (V. 21b-25). Schon der Prophet Uria oder Urijahu wurde wegen seiner Prophezeiungen vom König mit dem Schwert erstochen (Jer 26,20-23). Der König Jojakim war skrupellos und missachtete Gottes Stimme, die ihn und das Volk zur Umkehr aufrief.

Streifscharen der Kasdäer, Arams, Moabs und Ammoniter zogen wider ihn los (2Kön 24,2). 601 v. Chr. gewann Ägypten eine entscheidende Schlacht gegen die Babylonier. Der König Jojakim verbündete sich mit Ägypten, was ein fataler Fehler war. Später kam Nebukadnezar in Babylon an die Macht und eroberte die Vorherrschaft zurück. Niemand trauerte in Juda, als der König endlich starb (Jer 22,18).

Schlussfolgerungen
Wer Gottes Worte ablehnt, der lehnt Gott ab. Wir können nicht nur die Passagen annehmen, die uns gefallen. Statt Hass und Groll zu empfinden, sollten wir uns demütigen und einsichtig werden, damit sich der Herr über uns erbarmt.

Oftmals sprach Gott nicht mit Engelszungen zum Volk, sondern durch unwürdige Quellen (Bileams Esel, Ägyptischer König Necho, der Babylonische König Kyrus usw.)

 

 VI. Jojachin19, oder Jehojachin, Chonja, Konjahu (598-597), der gefangengenommen wurde: 2Kön 24,8-16; 2Chr 36,9-10

Jojachin19 war der Sohn des Jojakim18 und wurde mit 18 König (2Kön 24,6.8). Nachdem er gerade mal drei Monate und 10 Tage regierte (2Chr 36,9: 598-597 v. Chr.) wurde er vom babylonischen König Nebukadnezar gefangen genommen und nach Babel gebracht (2Kön 24,12). Im achten Jahr seiner Regierung setzte Nebukadnezar ihn ab und setzte seinen Onkel Zedekia20 auf den Thron (so machte es schon Pharao Necho im 2Kön 23,34). Obschon er der zweitletzte König war, so überlebte er Zedekia. Jojachin19 wird als letzter rechtmässiger König Judas betrachtet.

Jojachin19 verbrachte den Rest seines Lebens in Babel. Nach 37 Jahren wurde er aus dem Gefängnis entlassen. Der neue König von Babel, Ewil-Merodach (562-560 v. Chr.) begnadigte ihn und liess ihn für den Rest seines Lebens an seinem Tisch essen (2Kön 25,27-30; Jer 52,31-34).

Jeremia sagte voraus, dass Jojachin nach Babel deportiert würde und keine Nachkommen haben werde (Jer 22,24-30).

 

 VII. Zedekia20, oder Zidkijahu, Mattanja (597-586), der letzte König Judas: 2Kön 24,17 - 25,7; 2Chr 36,11-16; Jes 52

Zedekia20 war ein wankelmütiger König, führungsschwach und unentschlossen. Er war wie ein Strohhalm, der im Wind wehte. Trotzdem gefiel er Nebukadnezar besser als Jehojachin19. Nebukadnezar änderte seinen Namen von Mattanja zu Zedekia = Yahweh ist meine Gerechtigkeit und setzte ihn zum König über Jerusalem ein (Jer 23,6). Zedekia war der Onkel von Jehojachin19.

Seine Allianzen
Zedekia hielt sich nicht an die Allianz mit dem König von Babel, sondern rebellierte gegen ihn (2Kön 24,20b; Jer 52,2; 2Chr 36,13a).

Eigentlich hatte er es recht gut als König über Juda unter der Führung von Nebukadnezar, der ihm grosse Freiheiten gab.

Die letzten vier Könige Judas standen alle unter Fremdherrschaft und das hätte auch Zedekia akzeptieren sollen. Die Vergangenheit zeigte, dass jedes Mal wenn sich ein König gegen die Fremdherrschaft Babylons auflehnte, Juda angegriffen wurde. Zwei Mal wurde Juda schon angegriffen (606 und 598 v. Chr.) und viele Bewohner in die Verbannung geführt.

Doch Zedekia machte eine falsche Selbsteinschätzung. Er verbündete sich mit dem Pharao in Ägypten, in der Hoffnung stark genug zu sein, um gemeinsam dem Feind aus dem Norden zu trotzen (Ez 17). Da nützten auch die warnenden Worte des Propheten Jeremia nichts (Jer 19&26). Er brach nicht nur den Bund mit Babylon (2Chr 36,13), sondern auch den Bund mit Gott, weil er widerrechtlich handelte (Lev 19,12). Gott verbot den Israeliten falsch zu Schwören, d. h. einen Bund zu brechen, selbst wenn es einen Bund mit einem fremden Volk war. Doch Zedekia wechselte seine Bündnisse gerade so wie der Wind blies. Jeremia hielt ihm dieses falsche Verhalten vor und musste dafür büssen.

Zedekias20 Reaktionen auf Gottes Prophet.

- Er liess Jeremia rufen (Jer 21).

- Er liess Jeremia gefangen nehmen (Jer 32,1-5).

- Er befreite Jeremia (Jer 37,15-21).

- Er liess Jeremia in eine Zisterne werfen (Jer 38,1-6).

- Er ordnete an, dass Jeremia aus der Zisterne gezogen werden sollte (Jer 38,7-13).

- Er suchte bei Jeremia eine Voraussage über seine Zukunft (Jer 38,14-16).

- Er hörte nicht auf die Worte Jeremias (Jer 37,2).

Weshalb war Zedekia so hin und her getrieben in Bezug auf Jeremia?

1. Der König anerkannte und respektierte Jeremia als Prophet, doch seine Botschaften lösten in ihm einen Widerwillen aus.

2. Der König war 30 Jahre alt als Jerusalem belagert wurde (588 v. Chr.). Er war schwach und überfordert als die Babylonier anrückten und während achtzehn Monate die Stadt bedrohten (Jer 39,1-2). Er vertraute Gott nicht, sondern hörte auf seine Berater (Jer 38,4-6). Er war jung und unerfahren gegenüber dem doppelt so alten und lebenserfahrenen Jeremia, auf den er hätte hören sollen. Zedekia (30) wurde um 618 v. Chr. geboren. Jeremia (60) wurde um ca. 648/9 v. Chr. geboren und predigte in der Zeit zwischen 627-580 v. Chr. das Wort Gottes.

3. Der König war in einem sehr beständig: Im Ungehorsam gegenüber dem Herrn.

Schlussfolgerungen
Der Herr ändert sich nicht (Jak 1,17; Mal 3,6; Num 23,19). Gott ist barmherzig, aber auch gerecht. Gott liebt alle seine Geschöpfe, aber das hält ihn nicht von seinem Zorn ab gegenüber denen, die ihm den Rücken zu wenden (Ex 34,6-7; Hebr 10,31).

Der Herr erwartet, dass wir uns ändern. Egal wie viele Fehler wir im Leben machen, wenn wir einsichtig sind und umkehren, dann wird uns Gott vergeben (1Joh 1,9; Lk 13,3; Apg 17,30; 8,22). Es ist wichtig, dass wir im entscheidenden Moment auf Gottes Stimme hören und wenn sie aus dem Mund eines „Esels“ stammt (Num 22,22-35). Bestimmt hätte der Herr Jerusalem letzten Moment verschont, wenn die Bewohner aufrichtig Busse getan hätten und umgekehrt werden von ihrem gottlosen Wandel.

Darum, lasst uns dem Herrn treu dienen bis zum Tod (Offb 2,10; Mt 24,13)! Lasst uns niemals vergessen woher wir kommen und wohin wir gehen. Lasst uns nicht hin und her gerissen sein wie Zedekia, sondern standhaft und stark sein im Glauben an unseren lebendigen Gott (1Kor 15,58)!

 

VIII. Der Untergang Jerusalems (586): 2Kön 25,8-30; 2Chr 36,17-23

Die letzten vier Könige waren böse in Gottes Augen. Es war Zeit für Gott sein untreues Volk zu richten. Jerusalems Untergang war beschlossene Sache beim Herrn.

In Kapitel 25 werden die elf Regierungsjahre des Königs Zedekia (597-586) zusammengefasst. Die historische Referenz im Vers 1 bezieht sich auf Zedekia und nicht auf Nebukadnezar (Jer 39,1). Im neunten Jahr Zedekias bedeutet 588 v. Chr. Die Stadt geriet in eine grosse Hungersnot bis ins elfte Jahr Zedekias.

Die Belagerung der Stadt durch den babylonischen König Nebukadnezar dauerte 18 Monate (588-586 v. Chr.). Der König Zedekia versuchte vergebens mit einer Truppe aus der Stadt zu entkommen. Immerhin gelang ihnen die Flucht bis in die Steppe Jerichos, wo sie von den Babyloniern eingeholt wurden. Weil die Truppe sich aufspaltete konnten einige entkommen.

Zedekia und seine Söhne wurden festgenommen und ins Hauptlager nach Ribla (Syrien) gebracht. Dorthin wurden andere Gefangene aus Jerusalem gebracht und getötet. Auch die Söhne Zedekias wurden hingeschlachtet. Nachdem Zedekia beide Augen ausgestochen wurden, brachte man ihn nach Babylon, wo er später im Gefängnis verstarb.

Wegführungen durch die Babylonier:

1. Erste Wegführung: 606/5 v. Chr. (2Kön 24,1-7)
Nebukadnezar regierte von 605-582 v. Chr. über Babylon. Die reichsten und einflussreichsten Bewohner Jerusalems wurden nach Babylonien in die Verbannung gebracht. Der Prophet Daniel (605-535) befand sich mitten unter ihnen (Dan 1,19-21).

2. Zweite Wegführung: 598/7 v. Chr. (2Kön 24,8-17)
Im siebten Jahr Nebukadnezars wurden 3'023 Judäer weggeführt (Jer 52,28). In 2. Könige 24,14.16 wird jedoch von Zehntausenden geredet.

Der „letzte“ König Judas (Jojachin19) regierte nur 3 Monate und 10 Tage, dann wurde er zusammen mit weiteren einflussreichen Bewohnern Jerusalems ins babylonische Exil geführt (Jer 29,2; 2Kön 24,12). Der Prophet Hesekiel (593-571) befand sich mitten unter ihnen (Ez 1,1).

3. Dritte Wegführung: 587/6 v. Chr. (2Kön 24,18 - 25,26)
Im achtzehnten Jahr Nebukadnezars wurden 832 Judäer weggeführt (Jer 52,29; 32,1). Die Ärmsten des Landes wurden zurückgelassen, da sie in Babylon nicht gebraucht werden konnten (24,14). Der König Zedekia20, der (597) von Nebukadnezar eingesetzt wurde, lehnte sich gegen die babylonische Herrschaft auf und verbündete sich mit den Ägyptern. Als Nebukadnezar das erfuhr, belagerte er mit seiner Armee die Stadt Jerusalem (Januar 588 v. Chr., Ez 24,1-2).

Nach achtzehn Monaten gelang es den Babyloniern die dicken Stadtmauern zu durchbrechen, die Stadt einzunehmen und vollständig zu zerstören (Jer 38,17-23; 39,1-2). Bevor der Tempel angezündet wurde, beraubte man ihn seiner schönsten Schätze. Bis 445 v. Chr. wurden die Mauern Jerusalems nicht wieder aufgebaut (Neh 1,1; 2,1; 4,6). Dann stachen sie Zedekia die Augen aus und brachten ihn als Gefangener nach Babel, wo er verstarb (2Kön 25,7). Nebukadnezar setzte Gedaljahu zum Statthalter über Jerusalem ein, der später von aufständischen Juden ermordet wurde. Danach flüchteten die Bewohner Jerusalems nach Ägypten. Der fast siebzig jährige Prophet Jeremia (649/8-580) befand sich die ganze Zeit mitten unter den Bewohnern in Jerusalem (Jer 29,1; 32,2.7-9; 38,6.13; 39,14; 43,1-7.44).

4. Vierte Wegführung: 582 v. Chr. (Jer 52)
Im dreiundzwanzigsten Jahr Nebukadnezars wurden 745 Judäer weggeführt (Jer 52,30). Damit wurden insgesamt 4'600 Männer deportiert. Die Zahl der Deportierten mag gering erscheinen, obschon sie nur die Männer repräsentiert.

Insgesamt wurden zwischen 15'000 bis 20'000 Menschen ins babylonische Exil geführt. Darunter befanden sich Frauen und Kinder jeden Alters. Viele starben auf dem Weg nach Babylonien.

Die genaue Gesamtzahl der deportierten Juden ist uns bis heute nicht bekannt. Die Angaben aus dem Buch Jeremia sind sicher zuverlässig. In 2. Könige 24,14.16 wurden jedoch bei der zweiten Wegführung schon Zehntausende von Männern und Frauen weggeführt. Es wird angenommen, dass Juda insgesamt etwa 120’000 Einwohner hatte. Deshalb müsste die Gesamtzahl einiges höher liegen. Nach Abzug der Zurückgebliebenen dürften es bestimmt weit über 50'000 Menschen gewesen sein. Zudem werden im Buch Esra über 50'000 Menschen wieder in ihr Heimatland zurück geführt (Esra 2,64-65).