1. Könige-09: Ein guter und ein schlechter König

Gespaltenes Königreich

Kapitel 16-22

 

 I.   Josafat, Jehoschafat4 (872-848 v. Chr.): Kap. 22,41-43; 2Chr 17-20

Josafat übernahm den Thron seines Vaters Asa.
Er war grundsätzlich ein guter König und wandelte in den Fussstapfen seines Vaters (1Kön 22,43a). Wenn es heisst, dass er auf den Wegen Davids ging, dann bezieht sich das auf die Zeit vor der Sünde Davids mit Batseba (2Chr 17,3-4a).

Josafat brachte das Volk zurück zum Herrn (2Chr 19,4).
Er festigte die Verteidigung Judas durch Streitkräfte, die in den eroberten Städten die Stellung hielten (2Chr 17,1-2; 17,11.13-19). Er entfernte die Götzen (2Chr 17,5-6) und rottete die Geweihten aus, im Land (vermutlich männliche Tempelprostituierte für die Götzen; Dtn 23,18). Er lehrte Gottes Gesetz, indem er dafür Männer einsetzte (2Chr 17,7-10). Er stellte das Rechtssystem wieder her (2Chr 19,5-7). Er vertraute dem Herrn (2Chr 20,12.15b.21-23).

Weil Josafat Gottes Wille tat, wurde er reichlich belohnt: Die Königreiche um Israel herum fürchteten den Gott Josafats und führten keine Kriege gegen ihn (2Chr 17,10; 1Kön 22,1). Einige fremdländische Könige sandten ihm sogar Geschenke: Silber, Kleinvieh, 7'700 Widder, 7'700 Ziegenböcke.

Er besass ein grosses Heer an tüchtigen Kriegern (2Chr 17,14-19): Adna, der Anführer über 300'000 Krieger. Jehochanan, der Anführer über 200'000 Mann. Amasja, der Anführer über 200'000 Mann. Eljada mit 200'000 Bogenschützen und Schildträger. Jehosabad mit 180'000 Gerüstete zum Heeresdienst. Dazu noch die Truppen, die in den befestigten Städten waren.

Er besiegte die Moabiter, die Ammoniter und die Maoniter (2Chr 20,1.29-30). Er wurde immer grösser und es wurde ihm viel Reichtum und Ehre zuteil (2Chr 17,5.12a; 18,1a).

Leider verbündete sich Josafat mit den falschen Königen.
Der Prophet Jehu musste ihn tadeln, weil er sich mit Gottlosen einliess (2Chr 19,2). Der Prophet Elieser weissagte Misslingen seiner Pläne, weil er sich mit dem israelitischen König Achasja8 verbündete, um Schiffe zu bauen (2Chr 20,35-37). Das Bündnis mit Achab7 brachte fatale Konsequenzen (siehe Skizze von den Ehen zwischen Juda und Israel):

Er verschwägerte sich mit dem gottlosesten König im Norden: Achab (1Kön 22,44; 2Chr 18,1). Sein Sohn (Jehoram5) heiratete die Tochter Achabs und Isebels (Atalja7, die später das Königtum an sich riss). Sein Sohn (Jehoram5) wandelte auf dem Weg Achabs (2Kön 8,18).

Als Jehoram5 starb, wurde sein Nachkomme (Achasja6) König.

Atalja7 aber blieb die Mutterkönigin und hatte einen grossen Einfluss.

Der Nordkönig Jehu10 wurde von Gott damit betraut, den Baalskult auszurotten: Er tötete Jehoram9 im Norden (2Kön 9,14-37). Er tötete Achasja6 im Süden (2Chr 22,7-9). Er tötete den Rest aus Achabs Familie und seine Nachkommen aus Achasjahu8 (2Kön 10,18-28).

Als (Achasja6) der Sohn Jehorams5 und Ataljas7 starb, tötete die Mutter alle königlichen Nachkommen ihres Sohnes (ihre Grosskinder) und riss so die Königsherrschaft an sich (2Kön 11,1). Nur der einjährige Joasch8 entkam (2Kön 11,2-3) und wurde nach der Ermordung Ataljas König über Juda (2Kön 12,1-3). Atalja7 diente den Baalen hingebungsvoll, wie ihre Mutter Isebel.

Der Prophet Michajehu (Kap. 22).
Als das Land Frieden hatte, suchte Josafat oder Jehoschafat4 den König Achab7 im Norden auf und verschwägerte sich mit ihm (2Chr 18,1). Er liess sich von Achab verleiten, gegen Ramot-Gilead (Syrien, östl. vom Jordan) hinaufzuziehen und es zurück zu erobern. Diese Stadt war ein sehr wichtiger strategischer Verteidigungsort gegen die Syrer. Ben-Hadad brach damit sein Versprechen gegenüber Achab (20,34). Obschon Josafat oder Jehoschafat4 zuversichtlich war, dass die Stadt eingenommen werden konnte, so riet er trotzdem dem Achab7, Michajehu holen zu lassen.

Der König Achab7 hasste Michajehu, weil er ihn vor den Konsequenzen seiner Sünde warnte (V. 8). Achab7 hörte lieber auf seine vierhundert falschen Propheten. Die verhiessen ihm gutes, um ihm zu gefallen. Das zeigt deutlich, wer Achab wirklich war. So behauptete Zidkija oder Zidkijahu sogar kühn: „So spricht der Herr“, und gebrauchte dazu noch als Symbol die eisernen Hörner, um als Lügenprophet zu imponieren durch dramatische Darstellung (V. 11 und 24).

Der Bote, der beauftragt war den Propheten zu holen, wollte ihn manipulieren, indem er ihm riet gutes zu weissagen wie die übrigen Vierhundert. Doch Michajehu liess sich nicht manipulieren. Er war fest entschlossen, nur Gottes Wille zu prophezeien (V. 14). Doch Gottes Wille hat diesmal etwas Seltsames vor mit dem Propheten.

Als Michajehu vor Achab stand, ermutigte er ihn (auf ironische Art gemeint) in den Krieg zu ziehen. Das befremdete den König Achab so sehr, dass er den Propheten herausforderte, die Wahrheit zu sagen. Das zeigt, dass unser Gewissen oft laut und deutlich zu uns spricht was gut und was böse ist. Wir sollten deshalb auf unser Gewissen hören und es nicht verdrängen. Achab hatte nichts gelernt aus der ironischen Reaktion Michajehus, der zuerst nach dem Mund des Königs redete, wie die übrigen Propheten. Als der Prophet dem König schliesslich negatives vorhersagte, wurde er von Achab angeklagt. Er sprach davon, dass Israel (die Schafe) zerstreut werden. Er kündigte an, dass Israel keinen Hirten (König) mehr haben werde.

Michajehu erzählt dem König seine göttliche Vision: Er sah „hinter die Kulissen“, d. h. in den Himmel hinein. Dort wurde beratschlagt, wie Achab überredet werden könnte in den Krieg zu ziehen, dass er umkomme. Schliesslich wurde entschieden, einen Lügengeist zu ihm zu senden. Alle Propheten, die Achab ermutigten in den Krieg zu ziehen, waren dieser Lügengeist, der nach dem Mund des Königs reden sollte (V. 11). In Wahrheit hat der Herr Unheil über Achab beschlossen (V. 17 u. 23b). So wie das Herz des Pharaos damals verstockt wurde, so ist es hier mit Achab und seinen Propheten (Ex 3,7-10; 4,21-23; 5,1-9). In beiden Fällen liegt es an der Haltung der Personen und nicht etwa an Gott, der die Herzen der Menschen verstockt! Weil Gott alle seine Geschöpfe kennt, weiss er auch, wie sie auf seine Botschaft reagieren werden. Dies ändert nichts an der Entscheidungsfreiheit des Menschen, für die er vor Gott verantwortlich gemacht wird (Jak 1,13-15). Gott wusste auch zum Voraus dass das Wort vom Kreuz Torheit ist für die, die verlorengehen ... (1Kor 1,18).

Das Herz Pharaos blieb verstockt, so dass er untätig wurde. Achab hingegen wurde durch Gottes Botschaft erst recht zum Handeln angespornt.

Michajehu wird vom falschen Prophet Zidkija oder Zidkijahu ins Gesicht geschlagen. Zidkija behauptete, dass Michajehu sich der Blasphemie (Lästerrede) schuldig gemacht hatte. Zidkija fühlte sich stark in Frage gestellt und deshalb verteidigte er seine falsche Prophetie, die dem König Erfolg versprach (V. 24). Doch Michajehu sagt ihm voraus, dass er eines Tages sich schämen, verstecken und sich um sein Leben fürchten wird, weil seine Prophetie sich nicht erfüllt hat. Als Dank, dass Michajehu die Wahrheit sprach, wurde er ins Gefängnis geworfen. Der König wollte ihm nicht glauben. Deshalb strafte er ihn zusätzlich mit knappen Mahlzeiten. Michajehus Botschaft hatte über die Grenzen Israels hinaus eine grosse Bedeutung (deshalb heisst es: „Hört her, ihr Völker alle!“).

Die Erfüllung der Prophezeiung des Michajehus: Achab7 und Josafat oder Jehoschafat4 zogen gemeinsam in den Krieg nach Ramot-Gilead. Achab stellte Josafat eine Falle, indem er sich als Krieger verkleidete und mit den Soldaten in die Schlacht zog. Als die Gegner den Befehl erhielten, den König anzugreifen, erkannte Jehosafat plötzlich, wie sehr er in Lebensgefahr stand. Er schrie auf und die Gegner erkannten, dass er nicht der König Israels war. Da griff Gottes Hand ein und liess, einen ahnungslosen Bogenschützen auf Achab zielen, so dass er tödlich verwundet wurde. Tapfer kämpfte Achab zwar den ganzen Tag weiter bis er ganz verblutete. Am Abend brachte man den Leichnam Achabs nach Samaria und wusch den Pferdewagen aus an einem Teich. Dort leckten die Hunde das Blut auf. Die Huren badeten im Teich. Achab erhielt eine ehrwürdige Beerdigung. Damit erfüllte sich das Wort des Herrn (21,19; 22,23b).

Josafats oder Jehoschafats4 Sieg gegen die Moabiter, Ammoniter und Maoniter (2Chr 20). Der Glaube Josafats ist beeindruckend. In seiner Not wandte er sich mit Fasten und Beten an den Herrn. Das ganze Land Juda wurde aufgerufen zum Fasten (V. 3). Er rief das Volk zusammen und betete im Tempel vor der versammelten Gemeinde (V. 6b-12).

Es heisst, dass Josafat auf dem Weg seines Vaters Ahas wandelte (V. 32). Obschon der Herr für Juda stritt und dem Volk den Sieg über seine Feinde schenkte, waren sie nicht bereit, die Kulthöhen ganz abzuschaffen (V. 33).

Edom war offensichtlich nicht in der Lage, sich gegen Jehoschafat zur Wehr zu setzen. Hier erfüllt sich die Prophetie über Jakob und Esau (Gen 25,23). Das Land Edom liess die Israeliten unter Mose nicht hindurchziehen (Num 20,14.18.20-21). Der König Saul machte sich Edom wieder untertänig (1Sam 14,47). Auch zur Zeit Davids bis Josafat unterlag Edom der Macht Judas (2Sam 8,12-14). In Ezjon-Geber (am Golf von Akaba im Süden Edoms) sollten zehn Tarschisch Schiffe um Afrika herum nach Spanien reisen, um Gold zu gewinnen. Weil Josafat sich mit dem gottlosen König im Norden verbündete liess der Herr seine Pläne misslingen, so dass die Schiffe zerbrachen. Dies weissagte der Prophet Elieser und so geschah es (2Chr 20,37).

 

 II.   Ahasja, Achasjahu8 (853-852 v. Chr.): Kapitel 22,52-54 (2Kön 1,1-18)

Ahasja war der Sohn Achabs7 und Isebels.
Er wurde König In Israel, als sein Vater starb (22,40). Er war das Grosskind von Omri6. Geschichtlich gesehen waren beide Könige, Achab und Omri, erfolgreich. Ahasja hingegen war ein totaler Flopp, denn alles was er tat, war falsch. Ahasja wollte Schiffe bauen und plante mit Tarschisch Handel zu treiben.

Er versuchte Josafat aus Juda zu überzeugen, das Abenteuer mit den Schiffen noch einmal aufzunehmen, doch Josafat lehnte ab (22,49). Denn Gott liess die Schiffe in Ezjon-Geber zerbrechen. Damit strafte Gott Josafat, weil er sich mit dem gottlosen Ahasja einliess.

Ahasja war ein schlechter König, der auf den Wegen seines Vaters wandelte. Er betete den Baal an wie sein Vater. Er reizte damit den Herrn.

Weil die beiden Bücher der Könige ursprünglich ein Buch waren, gab es keinen Unterbruch zwischen dem Material am Ende des ersten Buches und dem Anfang des zweiten Buches. Die ersten 18 Verse des zweiten Buches berichten uns weiter über das Leben Ahasjas. Gleichzeitig wird uns im ersten Kapitel des zweiten Buches die letzten Weissagungen Elias geschildert kurz vor seiner Entrückung (in Kap. 2). Man kann also sagen, dass im ersten Könige vom Prophet Elia die Rede ist, während, im zweiten Könige der Prophet Elisa in Aktion tritt.