Exodus-08: Straft Gott Generationen?

Auszug und Bund mit Israel

 

 

 Einleitung

An verschiedenen Stellen des Alten Testaments heisst es (Ex 34,7). „Der Herr ,... der nicht ungestraft lässt und die Schuld der Vorfahren heimsucht an Söhnen und Enkeln bis zur dritten und vierten Generation.“

Ist Gott ungerecht und straft uns bis ins dritte und vierte Geschlecht für die Sünden der Eltern? Im ersten Moment sieht es so aus als ob Gott rachsüchtig und zerstörungswütig sei. Viele behaupten deshalb, dass Gott im Alten Testament ein strafender und zorniger Gott war. Im Neuen Testament sei er jedoch ein liebender und barmherziger Vater.

Stimmt dieses Gottesbild? Ist es das, was die Bibel uns vermitteln will? Sind solche Aussagen wie die übrigen Verheissungen zu betrachten, die sich erfüllen werden?

 

 I.   Bibelstellen im Alten Testament

Exodus 20,4-6
Das ist die bekannteste Stelle die von einer Strafe über Generationen spricht, weil sie in den oft zitierten zehn Geboten vorkommt. Gott sagt das im Zusammenhang mit dem zweiten  Gebot: „Du sollst dir kein Gottesbild machen ...“ (Parallelstelle: Deuteronomium 5,9). Es muss aber klar unterschieden werden zwischen den Konsequenzen der Sünde und der  Sündenschuld!

Ist Gott gerecht, wenn er die Kinder für die Sünden ihrer Vorfahren straft? Kein Gericht der Welt würde einen Sohn oder eine Tochter verurteilen auf Grund eines Deliktes seines Vaters oder seiner Mutter. Selbst Menschen die nicht an Gott glauben würden eine solche Verurteilung als ungerecht betrachten. In Hesekiel 18,20 steht: „Der Mensch, der sündigt, der muss sterben! Ein Sohn trägt nicht die Schuld des Vaters, und ein Vater trägt nicht die Schuld des Sohnes. Die Gerechtigkeit des Gerechten kommt nur ihm selbst zu gute, und die Ungerechtigkeit eines Ungerechten lastet nur auf ihm selbst.“ Niemand wird für die Schuld eines andern gestraft. Jeder ist für sich selbst verantwortlich vor Gott (2Kor 5,10).

Exodus 34,6-7
Die Geschichte Jakobs und seiner Familie illustrieren wie Gott „die Schuld der Vorfahren heimsucht an Söhnen und Enkeln bis zur dritten und vierten Generation“ (Ex 34,7). Damit ist nicht gemeint, dass Gott einzeln und willkürlich die Nachkommen straft für die Schuld ihrer Vorfahren. Das stünde in direktem Widerspruch zu Dtn 24,16: „Die Väter sollen nicht mit den Kindern getötet werden, und die Kinder sollen nicht mit den Vätern getötet werden, ein jeder soll für seine eigene Sünde getötet werden.“ Jeder Mensch wird vor Gott für seine eigene Schuld verantwortlich gemacht. Vielmehr meint Gott damit, dass die Schuld des Vaters in der ganzen Einstellung zum Leben und im ganzen Verhalten beeinflusst sein wird. Die Eltern sind die Vorbilder ihrer Kinder und sie übertragen ihre guten als auch ihre schlechten Gewohnheiten auf ihre Kinder. Bsp. Wenn ein Stein in einen See geworfen wird dann löst er in alle Richtungen Wellen aus. Wenn Gott die Schuld der Vorfahren an Kindern und Grosskindern heimsucht, dann geschieht das nicht aus Zerstörungswut oder Rachesucht. Im Gegenteil! Gott warnt damit vielmehr vor den Konsequenzen der Sünde (Röm 6,23). Der Herr will, dass wir Menschen aus den eigenen Fehlern und der unserer Vorfahren lernen und nicht alles gedankenlos nachahmen. Deshalb wird jeder Mensch aufgerufen, sein ganzes Leben, seine Gewohnheiten und Verhaltensmuster anhand des Willens Gottes zu überprüfen und in die richtigen Bahnen zu lenken.

Numeri 14,18
Gottes Gnade und Barmherzigkeit erwies sich schon im Alten Testament. Das Problem ist, dass der Einfluss der Eltern auf die Kinder drei bis vier Generationen andauern kann. Beispiel Abraham: Mehr als einmal log Abraham um sein Leben zu retten (Gen 12,10-13; 20,1-5). Später benutzte sein Sohn Isaak fast dieselbe Lüge (Gen 26,6-11). Unter Abrahams Enkel (die dritte Generation) haben wir Jakob, der mit seiner Hinterlist in die Geschichte einging (Gen 27,1-19). Als Jakob alt war wurde er von seinen Söhnen (Abrahams vierte Generation) um Joseph betrogen (Gen 37).

 

 II.   Strafen, Züchtigungen und Konsequenzen

Es gibt tatsächlich zeitlich begrenzte und vorausverkündigte Strafen Gottes in der Bibel: Gott erinnerte Israel, dass sie noch eine Rechnung offen hatten mit Amalek, nachdem sie sich im Land Kanaan niedergelassen hatten (Ex 17,14; Dtn 25,29). Diese Rache sollte durch den König Saul ausgeführt werden (1Sam 15,2): „Ich ahnde, was Amalek Israel angetan hat ...“ Doch Saul setzte sich über den Willen Gottes hinweg so dass ihm dieser Auftrag sein Königtum kostete (1Sam 15,12). So musste David später etliche Male gegen dieses Volk in den Krieg ziehen. Es heisst auch dass Gott sich an den Juden rächen werde für ihre Ungerechtigkeiten von Abel bis Zacharias (Mt. 23,35), weil sie noch immer ungerechte Taten vollbringen. Jehu bekam den Auftrag von Gott sich an den Söhnen des Königs Achab zu rächen (2 Kön 10,10-11), denn Gott sagte dies voraus (1Kön 21,21-22.29). „Weil du mit dieser Tat [David mit Batseba] den Herrn so verachtet hast, muss nun der Sohn, der dir geboren worden ist, sterben!“ (2 Sam 12,14). Gott wäre bereit gewesen, die Strafe Israels abzuwenden, wenn sie Busse getan hätten, denn sie konnten bis zur „letzten Minute“ noch umkehren, bevor die Babylonier kamen, aber sie wollten nicht (Ez 19,31-32).

Wie sieht das im Neuen Testament aus und auf uns heute bezogen? Johannes 9,2: Weder die Eltern noch die Kinder haben gesündigt, dass ihnen schlimmes widerfuhr. Hebräer 12,5-11: Gott straft und züchtigt uns nur zum Besten. Römer 8,38: Während wir es verspielen und immer wieder falsche Entscheidungen treffen, sucht Gott das Beste daraus zu machen. Johannes 1,17: Es ist falsch das Gesetz Mose gegen die Gnade und Wahrheit in Christus auszuspielen. Beides hat seine Berechtigung und dient zu unserer Erziehung (Gal 3,24). Im Alten wie im Neuen Testament begegnen wir einem barmherzigen und gnädigen Gott (Exodus 34,6-7).

 

 Schlussfolgerungen

Gott liebt alle Menschen und möchte nicht, dass jemand verloren geht (1Tim 2,4). Gott liebte die Welt so sehr, dass er seinen einzigen und geliebten Sohn gab (Joh 3,16). Gott ist Liebe und wer in der Liebe wandelt, der bleibt in Gott und Gott in ihm (1Joh 4,16). Gott möchte, dass wir Menschen uns versöhnen lassen mit IHM (2Kor 5,20-21).

In den 10 Geboten ging es darum, dass Gott einen Bund aufrichtete und alles ahndete, was gegen diesen Bund verstiess. Zudem muss in Betracht gezogen werden, dass es damals um Nachfahren ging, die den Herrn hassten und ihm nicht gehorchen wollten. Wer aber seinen Lebenswandel änderte, der wandte den Fluch ab. Gott liess seine Gerichte ankündigen, die er schliesslich auch einhielt (Beispiel: Untergang Jerusalems).

Es sind die Konsequenzen der Sünden, die es zu tragen gibt aber keine ungerechten Strafen. Die Kinder leiden nicht automatisch, weil Gott sie bis in die dritte und vierte Generation strafen wird. Das würde ja bedeuten, dass die Kinder Sünde auf sich geladen haben (= Erbsünde). Es gibt keine Erbsünde und keine Strafen, die den Kindern von den Eltern aufgebrummt werden (= Erbsündentheorie). Die Kinder leiden nur, wenn sie denselben sündhaften Weg der Eltern weitergehen. Genauso ist es heute: Weil wir Kinder unserer Zeit sind und vieles gedankenlos nachahmen, müssen wir daraus die entsprechenden Konsequenzen ziehen. Deshalb ist es wichtig, dass wir anerzogene Gewohnheiten und gelernte Verhaltensweisen, die nicht dem Willen Gottes entsprechen, erkennen und ablegen. Eltern sind ihren Kindern ein grosses Vorbild und können Segen oder Fluch auf kommende Generationen übertragen (Mk 9,42; Lk 17,2). Es muss also unterschieden werden von den Folgen der Sünde und der Strafe der Sünde!