Wie wird christlicher Glaube gelebt?
Quelle der Erprobungen (1,13-18)
Vers 13a: Die Versuchungen, die unserem inneren Herzen entspringen.
Zum Beispiel: Habgier, Eifersucht, Zanksucht und alles schlechte Wesen. Unkeuschheit, Götzendienst, Schwelgerei, Völlerei usw.
Ein chinesisches Sprichwort lautet sinngemäss etwa so: „Du kannst nichts dafür, wenn ein Storch auf deinem Hausdach landet. Du kannst aber dann etwas dafür, wenn er darauf beginnt ein Nest zu bauen.“ Das bedeutet mit andern Worten: Wir können den Versuchungen des Lebens nicht immer aus dem Weg gehen, aber wichtig ist, dass wir wachsam sind und uns nicht mit ihnen einlassen, so dass wir uns an sie gewöhnen.
Solche Versuchungen sind also noch keine Sünde, solange wir ihnen nicht Spielraum in unseren Herzen geben: Hebräer 4,15.
Auch Jesus Christus wurde versucht in allen Varianten (Mt 4: Wüste). Auch Jesus hat aus Zorn schon mal einen roten Kopf gekriegt, weil er über die Verstocktheit der Juden betrübt war (Mk 3,5). Erst wenn der Zorn in Jähzorn ausartet, dann ist es Sünde. Paulus schreibt den Ephesern (4,26): „Mögt ihr zürnen, nur sündigt nicht!“ Emotionen werden erst dann zur Sünde, wenn sie uns beherrschen.
Vers 13b: Der Ursprung der Versuchungen darf nicht bei Gott gesucht werden.
Jakobus will hier deutlich machen, dass die Versuchungen nicht von Gott kommen. Gott ist gut und er kann gewisse Dinge gar nicht tun: Gott kann z. B. nicht lügen (Tit 1,1-3). Gott kann sich nicht selbst verleugnen, denn er ist treu in allem, was er verspricht (2Tim 2,13). Gott kann nicht versucht werden, noch kann er andere versuchen. Gott kann nichts Böses (= Sünde) tun, weil ER vom Bösen unberührt ist. Niemand soll also sagen: „Ich werde von Gott versucht!“
Es ist falsch, für die Versuchungen des Lebens, Gott die Schuld geben zu wollen! Schon von Anfang an hat der Mensch versucht, für seine Fehler andere verantwortlich zu machen. Als Gott Adam seine Sünden vorenthielt, erwiderte er (Gen 3,12): „Die Frau, die du mir zugesellt hast, die hat mir von dem Baum gegeben; da habe ich gegessen.“ Und als Gott Eva wegen ihres Tuns zur Rede stellte, antwortete sie (Gen 3,13): „Die Schlange hat mich verführt; da habe ich gegessen.“ An Ausreden hat es den Menschen zu keiner Zeit gemangelt. Viele Menschen geben oft Gott und dem Glauben die Schuld, wenn ihnen im Leben etwas misslingt (Spr 19,3). Ungläubig fragen sie: „Warum lässt Gott das ausgerechnet bei mir zu?“ „Ich habe doch zum Herrn gebetet?!“ „Ich bin doch ein guter Mensch?!“
Verse 14-18: Versuchungen haben ihren Ursprung bei uns selbst.
Versuchungen haben ihren Ursprung in verschiedenen anderen Quellen. Der Teufel, der uns versucht (Gen 3,1; Hiob 1,12; Mt 4,4; 1Thess 3,5). Die Menschen, die uns versuchen wollen (Mt 16,1; 24,5.24): 2Tim 3,13.
Jakobus aber sagt: „Hört auf, Gott für eure eigenen Fehler verantwortlich zu machen!“ Denn die Sünde vermag nichts auszurichten, wenn der Mensch nicht auf sie reagiert (Eph 4,20-24). Stiessen die Versuchungen in uns Menschen nicht auf ein Echo, wären sie keine Versuchungen mehr. Viele wollen Gottes Segen in ihrem Leben geniessen, aber sie sind nicht bereit, Gott zu gehorchen und die notwendigen Änderungen vorzunehmen, die zum glücklicheren Leben führen: Epheser 4,20-24.
Sind wir bereit, unser altes egoistisches Leben abzulegen? Sind wir bereit, den neuen Menschen anzuziehen, der nach Gottes Abbild geschaffen worden ist? Erst wenn wir unsere eigene Bosheit erkannt haben, kann es in unserem Leben wieder aufwärts gehen: Mk 7,21-22.
Der Ursprung aller Versuchungen liegt also nicht bei Gott, nicht bei den anderen Menschen und nicht beim Teufel, sondern bei uns selbst!
Vers 15: Vier Schritte, die zum geistlichen Tod führen:
Versuchungen des Lebens treten an uns heran. Wir werden von unserer eigenen Lust gezogen und gelockt. Die Lust empfängt ihr Kind und wird von uns gestillt und gepflegt. Dieses Kind wächst heran zu einem Monster, das mich schliesslich in den Tod reisst. Das ist der Werdegang, wie die Sünde den geistlichen Tod gebärt!
Vers 16: Irrt euch nicht, liebe Geschwister!
Paulus erklärt den Kolossern, dass „in Christus alle Schätze der Weisheit verborgen liegen“. Dann ermahnt er (Kol 2,3-4): „Ich sage dies aber, damit niemand euch mit überredenden Worten betrügt.“
Auch Jesus musste den Sadduzäern, die nicht an die Auferstehung der Gestorbenen glauben, sagen (Mt 22,29): „Ihr irrt, indem ihr die Schrift nicht kennt noch die Kraft Gottes.“
Jakobus meint mit seiner Aussage etwas ähnliches, indem er sagt: „Irrt euch nicht, indem ihr Gott für eure eigenen Fehler verantwortlich macht!“ Das haben auch schon unsere Vorfahren getan und haben sich dabei noch mehr Schuld aufgeladen (z. B. Adam und Eva). Siehe Beispiele in Jesaja 63,15-19; 59,1-4.
Vers 17: Gott ist gut!
Wer Gott für seine Versuchungen und Fehlschläge im Leben verantwortlich macht, Ihm die Schuld zuschiebt, der sagt mit andern Worten: „Gott ist ein böses Wesen!“ „Und ich bin ein gutes Wesen!“ Nach dem Motto: „Ich wäre schon recht, nur die Umwelt ist schlecht!“ So zu denken ist grosse Sünde, damit verurteilen Menschen sich selbst! Siehe Jakobus 3,15 (= menschliche Weisheit).
Besonders wir gläubigen Kinder Gottes wollen nicht so denken, sondern wissen, dass Gott vollkommen gut zu uns ist: Jakobus 3,17 (= göttliche Weisheit). Von Gott aus kommen alle guten Dinge des Lebens: Matthäus 7,11.
Gott ist wie die Sonne, die immer und konstant scheint, selbst dann, wenn wir auf Erden schlechtes Wetter haben, wenn es stürmt und schneit. Gottes Liebe und Gnade zu uns Menschen ist immer da, unabhängig wie wir auf dieser Erde wandeln und was immer wir durchmachen und erleben. Gott ist Licht und in Ihm ist keine Finsternis (1Joh 1,5; Offb 21,23; 22,5). Bei Gott gibt es keine Veränderungen: Gott ist ein uraltes, erfahrenes - aber immer junggebliebenes, schönes und gutes Wesen.
Vers 18: Wir sind Gottes Eigentum und Erstlingsfrucht seiner Ernte.
Nach dem Gesetz waren alle Erstlinge dem Herrn geweiht. Wenn wir also durch das Wort des Evangeliums wiedergeboren werden, dann sind wir Gottes Eigentum, so wie die ersten Früchte der Ernte. Darum, lasst uns nicht gottlos denken und handeln, indem wir unseren liebenden Vater und Schöpfer für alles Mögliche und Unmögliche anklagen und verantwortlich machen, wie die ungehorsamen und gottlosen Menschen in der heutigen Zeit: Titus 3,3-6.
Lasst uns Gott fest vertrauen, besonders in Prüfungszeiten des Lebens, denn der Herr ist gütig. Gott liebt uns und meint es nur gut mit uns: 2. Korinther 4,6.
Durch sein Wort sind wir wiedergeboren zum neuen Leben: 1. Petrus 1,23.
Link zu Jakobus 2a: Der Glaube erweist sich in Werken