Die Wiederkunft Christi
I. Einleitung: Gruss an die Gemeinde.
Als Paulus auf seiner zweiten Reise nach Korinth kam, blieb er 18 Monate dort: Apg 18,11. Während dieser Zeit schrieb er die beiden Briefe an die Thessalonicher. Die Gründung der Gemeinde finden wir in Apg 17,1-9, wo Paulus an drei aufeinanderfolgenden Sabbaten mit grossem Erfolg das Evangelium predigte, so dass einige sich überzeugen liessen: Apg 17,4.
Die ungläubigen Juden veranstalteten einen Volksauflauf und da sie Paulus und Silas nicht finden konnten, machten sie sich über Jason, den Gastgeber der Missionare her. Auf Drängen der Brüder verliessen dann Paulus und Silas die Stadt bei Nacht und reisten nach Beröa weiter, von denen gesagt wird, dass sie edler gesinnt waren, als die Juden in Thessalonich (Apg 17,11). Später kamen aber dieselben Juden auch dorthin. Es gelang ihnen Paulus zu vertreiben, während Silas und Timotheus dort zurückblieben: Apg 17,14-15.
So ging Paulus also schweren Herzens weiter nach Athen und schliesslich nach Korinth, von wo aus er später folgendes schrieb: 1Thess 2,17-18. Als Timotheus und Silas nachkamen, schickte Paulus den Timotheus postwendend zurück. Er fürchtete, die junge Gemeinde könnte von den Irrlehrern erfolgreich beeinflusst und von Christus wieder abwendig gemacht worden sein: 1Thess 3,5. Doch Timotheus brachte gute Nachricht, so dass Paulus in den folgenden Versen schrieb: 1Thess 3,6-8.
Trotzdem hat die junge Gemeinde (= 6 Monate alt), die vorwiegend aus Heiden besteht, ein paar Missverständnisse in Bezug auf die Wiederkunft Christi. Der Zweck und das Ziel des Briefes sind, dass Paulus sie diesbezüglich belehrt und besser aufklärt. Er tut das mit aller Liebe und väterlicher Fürsorge, die er für seine Neubekehrten in Thessalonich empfindet (1Thess 2,11).
Was verstehen denn die Thessalonicher noch nicht richtig, bezüglich der Wiederkunft Jesu? Einige Gemeindeglieder sind in Sorge um ihre bereits verstorbenen Geschwister, weil sie befürchten, diese würden nun bei der Entrückung zu kurz kommen (4,13-18). Andere sind von dem Gedanken an die Wiederkunft des Herrn so überwältigt, dass sie ihre Arbeit vernachlässigen und sich in übertriebener Weise auf sein Kommen vorbereiten wollen (4,10-12). Im zweiten Brief (Kap. 3) wird Paulus noch deutlicher, indem er die ermahnt, die immer noch nicht begriffen haben, dass sie ihre tägliche Arbeit nicht vernachlässigen sollen.
Offenbar gibt es auch sexuelle Probleme unter den Heidenchristen, was eigentlich ganz normal ist, da sie von der Welt kommen und nichts anderes kennen. Deshalb ermahnt sie Paulus zum neuen Leben in Heiligung und Ehrbarkeit, nicht in leidenschaftlicher Begierde, wie das unter den Heiden üblich ist. In Kapitel 4,7 sagt er abschliessend zu diesem Thema: „Gott hat uns nicht zur Unkeuschheit berufen, sondern [zum Leben] in Heiligung.“
Das Hauptthema des ersten Thessalonicherbriefes ist: Die Wiederkunft Christi.
Das Schlüsselwort ist: Wiederkunft.
Der Schlüsselvers steht im: Kapitel 3, (12-)13.
Der zweite Thessalonicher wurde kurz nach dem ersten verfasst, vermutlich auch in Korinth. Am geistlichen Zustand der Gemeinde hatte sich nicht viel verändert. Paulus warnt (Kap. 2) vor den Irrlehrern, die ständig versuchen die Geschwister zu verwirren, dass sie sich nicht verführen lassen sollen. Er nimmt (Kap. 3), wie gesagt, noch einmal Bezug auf die, welche unordentlich wandeln, das sind die, welche nicht arbeiten wollen, weil sie auf die Wiederkunft Christi warten, indem er ermahnt (3,10): „Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.“
Das Hauptthema des zweiten Thessalonicherbriefes ist: Die Wiederkunft Christi.
Das Schlüsselwort: Zeichen.
Bevor die Wiederkunft Christi stattfindet, müssen noch besondere Zeichen geschehen, z. B.: der allgmeine Abfall vom Glauben an Gott (2,3; 1Tim 4,1-3; 2Tim 3,1-9), der Gesetzesfeind, der die falschen Wunder und Zeichen mehr liebt als die Wahrheit, die ihn zum Gehorsam aufruft (2,8-11). Deshalb das Schlüsselwort „Zeichen“ für den 2. Thessalonicherbrief.
Der Schlüsselvers: Kapitel 2,3.
II. Kapitel 1,1: Paulus wünscht den Thessalonichern Gnade und Friede!
Das sind zwei starke Begriffe! Was bedeuten sie? Gnade bedeutet, dass ich jemand so sehr liebe, dass ich wünsche, dass diese Person bei allmächtigen Gott ewige Gnade finden wird. Friede bedeutet, dass ich jemandem so gut gesinnt bin, dass ich wünsche, dass diese Person in ihrer Seele den Frieden von allen Ängsten und von aller Schuld finden wird.
Wer dies einer andern Person wünscht verpflichtet sich auch sein bestes dazu-zugeben, damit sie dieses Ziel erreicht.
Paulus schreibt ein Brief voller Ermutigung an die Gläubigen in Thessalonich. Wie alt müssen wir werden, bevor wir andere ermutigen können? Wie lange müssen wir gläubig sein, um anderen Glaubensgeschwistern etwas auferbauendes und ermutigendes sagen zu können? Wie erhalten und fördern wir unsere geschwisterliche Gemeinschaft des Glaubens untereinander? Durch negative Kritik, Tadel, Rechtfertigungen, Uneinigkeit, Streit? Durch Lob, Annahme, Verständnis, Liebe, Gemeinsamkeiten, Dienst usw.? Übung: jeder soll dem nächsten etwas lobeswertes, ermutigendes sagen (Phil 4,8).
Wie suchen wir das Gute in unseren Glaubensgeschwistern?
- Indem wir das Gute wecken in ihnen und ihre Talente bewundern.
- Indem wir ihre Verbesserungen loben.
- Indem wir darauf vertrauen, dass Gottes Geist sie zum Guten verändert.
Die Gemeinde lebt und wächst durch Ermutigungen und auferbauende Worte wie Gott uns das durch den Heiligen Geist mit Paulus zeigt!
Hauptteil 1: Persönlicher Teil (Kap. 1,3 - 3,13)
III. Kapitel 1,2-10: Paulus rühmt die vorbildliche Gemeinde.
Vers 2: Wir danken Gott allezeit für euch.
Paulus und seine Begleiter danken dem Herrn für die neue gegründete Gemeinde in Thessalonich. Vielleicht pflegen die Drei tägliche eine gemeinsame Andacht und danken Gott abwechslungsweise für die neuen Geschwister in Thessalonich. Dabei ist ihr Mund voll des Lobes und des Dankes vor Gott. Die Motivation für ihre Dankbarkeit sind keine Gebote Gottes, sondern freiwillige Danksagungen, die aus dem Herzen entspringen. Das Wort „allezeit“ oder „unablässig“ bedeutet nicht, dass sie nichts mehr anderes tun im Leben sondern dass ihre Dankbarkeit sie den ganzen Tag begleiten und glücklich machen.
Lektion: Wie oft danken wir dem Herrn für unsere Glaubensgeschwister? Bemühen wir uns Gründe zur Dankbarkeit zu finden? Ist es nicht eine besondere Ehre, wenn Dankgebete beim Herrn aufsteigen um „meinetwillen“ oder um „deinetwillen“? Also, lasst uns unaufhörlich für einander beim Herrn danken und weitere Gründe zur Dankbarkeit finden!
Vers 3: Paulus lobt ihren Glauben, ihre Liebe, ihre Hoffnung.
Was sind Werke des Glaubens?
Die Thessalonicher (V. 6) haben unter viel Trübsal das Wort aufgenommen. Wenn wir aus Glauben zum Herrn bereit sind auf etwas weltliches zu verzichten, zu leiden usw.: Hebr 11,24-34. Wenn unsere Werke vor den Menschen nicht gross akzeptiert und beachtet werden, aber wir im Glauben überzeugt sind, dass unsere Arbeit im Herrn nicht vergeblich ist: 1Kor 15,58.
Was bedeutet arbeiten in der Liebe?
Die Thessalonicher verlangen Paulus und seine Mitarbeiter zu sehen (Kap. 3,6-8). Sie arbeiten an der Bruderliebe, in ganz Mazedonien (Kap. 4,9-10). Wenn wir nicht bloss lieben mit Worten, sondern mit unseren Taten das Vorbild Jesu nachahmen: 1Joh 3,18. Z. B. im Pflegen der Gastfreundschaft (1Petr 4,8-9). Z. B. je nach unseren Talenten (1Petr 4,10-11). Liebe gedeiht nicht von selbst in unseren Herzen, deshalb muss sie hart erarbeitet und gepflegt werden (1Kor 13). Sie muss dort angesät werden, wo wenig oder gar keine Liebe ist. In der Welt heisst es: „Lass dir nicht in die Mütze scheissen!“ Die göttliche Liebe ist bereit für den andern das Leben hinzugeben!
Was ist mit Ausdauer in der Hoffnung gemeint?
Die Thessalonicher (5,5-6.9-11): ermahnen und erbauen sich einander im Glauben wach zu bleiben und nüchtern zu sein. Wenn wir ausharren bis zur Wiederkunft Christi und die Hoffnung in uns behüten wie ein kostbarer Edelstein: Jak 5,7-8. Niemals sollen wir die Zuversicht auf das ewige Leben wegwerfen, sondern unermüdlich mit aller Ausdauer wie ein Wettkämpfer laufen (Hebr 10,35-36; Gal 6,9; 1Kor 9,24).
Vers 4: Paulus bestätigt ihnen Gottes Erwählung.
Was denkt Gott über uns? Wie können wir das herausfinden? Lies was Gott denkt, über die Gemeinde in Thessalonich (V. 4)! Dann weißt du auch was Gott über dich denkt! Gott hat uns in Christus erwählt (Eph 1,3-5.11). Der Herr hat vorherbestimmt, dass alle, die an Jesus glauben als seine Kinder adoptiert werden und zu seinen Auserwählten zählen. Dieser Heilsplan Gottes wurde vorherbestimmt, bevor die Welt erschaffen war (nicht der Mensch selbst!).
Wie erkennen wir, ob jemand erwählt ist?
Allein an seinem Glauben und seiner Treue zum Vater und zum Wort Jesu! 2. Petrus 1,5-11 (diese Tugend war an den Thessalonichern sichtbar!). Gott kennt kein Ansehen der Person und würde niemals Menschen erwählen, die gar nicht an ihn und seinen Sohn glauben wollen (Röm 2,11). Gott lässt jedem Menschen seinen freien Willen und deshalb lehrt Jesus (Mt 22,14): „Viele sind berufen, aber wenige auserwählt.“ Die ganze Menschheit wird von Gott gerufen. Nur wenige lassen sich herausrufen (ἐκλογή) aus der Finsternis. Auf der andern Seite, kann sich niemand das Heil durch gute Werke verdienen (Tit 3,5).
Vers 5: Paulus lobt die positive Aufnahme des gepredigten Evangeliums.
Gott kommuniziert mit uns durch sein Evangelium, das gepredigt wird. Der Glaube erwächst aus der Predigt (Röm 10,17). Die Predigt aber muss aus dem reinen Evangelium entnommen werden! Paulus hat das reine Evangelium gepredigt: Apg 20,18-21. Wenn das Evangelium in aller Reinheit verkündet wird, dann vermag die Kraft des Heiligen Geistes in den Herzen der Zuhörer vieles zu bewirken. Das Evangelium schenkt den Zuhörern auch grosse Zuversicht (Gewissheit, Überzeugung)!
Die Thessalonicher nahmen das Wort freiwillig an, als Wort Gottes und nicht als menschliche Meinungen: siehe Kapitel 2,13.
Verse 6-8: Paulus rühmt die Thessalonicher als Vorbilder des Glaubens.
Die Thessalonicher ahmen ihre Wortverkündiger nach und werden selbst zum Vorbild für alle Heiligen in ganz Mazedonien und Achaja. Trotz Trübsal und Leiden, die ihnen Ungläubige bereiten, nehmen sie das verkündigte Wort Gottes mit Freuden auf. Sie verkündigen es auch weiter im ganzen Land, auch wenn sie auf Ablehnung stossen. Darin sind sie allen zum Vorbild geworden.
Lektion: Was gilt es denn für uns nachzuahmen? Wie werden wir Vorbilder des Glaubens?
- Indem wir Christus nachahmen im Dienen (Joh 13,15).
- Indem wir Christus nachahmen im Leiden (1Petr 2,21).
- Indem wir Christus nachahmen in der Demut (Phil 2,5-8).
- Indem wir Christus nachahmen in der Standhaftigkeit (Hebr 12,1-3).
- Indem wir am Vorbild der gesunden Worte Gottes festhalten (2Tim 1,13).
- Indem wir im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben und in der Keuschheit selbst zum Vorbild für alle Gläubigen werden (1Tim 4,12).
Verse 9-10: Überall wird von eurer Umkehr von den Götzen zu Gott gesprochen.
Paulus und seine Mitarbeiter, erfahren überall wo sie hinkommen von der Bekehrung (= Umkehr, epistrofein, ἐπιστροφή) der Thessalonicher, zum lebendigen Gott. Das Wort Gottes bekommt dann grosse Kraft, wenn es Nachfolger findet, die von ihrer Umkehr von den Götzen zu Gott reden, die ihre toten Werke ablegen und dem beginnen dem lebendigen Gott zu dienen.
Der Unterschied von Gott zu den Götzen, ist nicht seine Allmacht und Grösse, sondern „seine Nähe zu jedem von uns“ (Apg 17,27). Von den Götzen zu Gott bekehren heisst, sich von der Finsternis dem Licht zuwenden (Apg 26,18-20), sich von den vergänglichen Dingen dieser Welt auf die Wiederkunft des Herrn vorzubereiten (Mt 25,1-13).