Johannes-17: Das ewige Leben

Jesus, der Sohn Gottes

 

 

 Einleitung

Einleitung: Das ist das Hohepriesterliche Gebet Jesu. Dieses Gebet sprach Jesus kurz vor seiner Auslieferung zum Tod. Das Gebet hat grosse Macht und deshalb betete Jesus oft zum Vater. Es heisst (Lk 5,16): „Er zog sich immer wieder in einsame Gegenden zurück und betete.“ Jesus wollte dem Vater Gehorsam sein und den Heilsplan Gottes vollenden, der vor Grundlegung der Welt beschlossen und verborgen war (Eph 3,8). Es ging ihm um nichts anderes als den Vater zu verherrlichen mit allem was er tat. Dieses Gebet ist einzigartig, weil es uns Einblick schenkt in das enge Vertrauensverhältnis zwischen dem Sohn und dem Vater.

Es enthält drei Anliegen, die Jesus vor den Vater bringt:

1.  Jesus betet für sich selbst (V. 1-5).

2.  Jesus betet für die Apostel (V. 6-19).

3.  Jesus betet für alle, die an ihn glauben (V. 20-26).

 

 I.   Jesus betet für sich selbst (Verse 1-5)

Hauptgedanke: Einheit durch die Verherrlichung.

Vers 1: Jesus wendet sich an den Vater.
Nachdem Jesus seine Abschiedsrede an die Jünger beendet hatte (Kap. 14-16) erhob er seine Augen zum Himmel und fing an zu beten. Vermutlich befanden sie sich immer noch im grossen Obergemach das für das letzte Mahl zubereitet wurde (Mk 14,15). Jesus wusch dort seinen Jüngern die Füsse (Joh 13). Er wusste, dass seine Leidensstunde gekommen war, in der er gefangen-genommen und den Römern zur Kreuzigung ausgeliefert wurde. Es war die Stunde, in der die prophetischen Verheissungen in Erfüllung gingen (Lk 24,44). Es war die Stunde, in der die Schatten und Symbole des Alten Testaments verschwanden und auf das Wahre hingeblickt werden konnte (Hebr 8,5; 10,1). Es war die Stunde des Sieges über den Herrscher der Finsternis (1Joh 3,8b). Es war die Stunde in der Jesus verherrlicht wurde (Joh 12,23).

Jesus soll verherrlicht (δοξάζω) werden durch den Kreuzessieg, die Auferstehung, die Himmelfahrt und die Thronbesteigung im Reich Gottes. Das fleischliche Denken der Menschen sieht in einer Verherrlichung, weltlichen Ruhm und Ehre usw. In den Augen Jesu bedeutet Verherrlichung, Demut, Dienst und Hingabe. Im Kreuz sieht Jesus den Sieg, keine Niederlage. Er sieht darin die Verherrlichung des Vaters (13,31-32), keine Demütigung. Geistliches Denken sieht alles völlig anders. Deshalb geht es Jesus nicht um eine egoistische Bitte, sondern um die selbstlose Hingabe die zum Sieg führen soll. In diesem grossen Gehorsamsakt soll der himmlische Vater verherrlicht werden, weil dieses Erlösungswerk schon immer Gottes Wille war. Deshalb werden in dieser vollkommenen Einheit gleichzeitig Sohn und Vater verherrlicht.

Vers 2: Jesus besitzt die Vollmacht (ἐξουσία) über alle Seelen (= alles Fleisch).
Aus allen Stämmen, Sprachen und Nationen wird Jesus die Menschen einsammeln und aus ihren Sünden erretten. Dazu wurde IHM die Vollmacht gegeben (Mt 11,27; 28,18). Aber nicht nur das sondern Jesus wurde beauftragt allen, die an ihn glauben ewiges Leben zu geben (Joh 3,16; 10,29). Jesus verspricht dass jeder, der dem Sohn Gottes glaubt zum ewigen Leben auferweckt wird am Jüngsten Tag (Joh 6,37-40).

Vers 3: Jesus ist mit Gott völlig vertraut und möchte dass alle Menschen mit Gott vertraut werden.
Wie werden wir mit Gott vertraut? Indem wir Gott suchen und erkennen (γινώσκω). Wer Gott sucht wird erkennen was der Herr will und am Leben bleiben (Am 5,4). Was will denn der Herr? Der Herr unser Gott will, dass wir seinen Heilsplan erkennen. Alle Menschen werden Gottes Heilsplan erkennen können, verspricht der Prophet Jeremia (Jer 31,34). Erkennen bezieht sich in der Bibel auch auf den Sexualbereich (Gen 4,1; Mt 1,25; Lk 1,34). Mit Gott intim werden bedeutet, übertragen auf den geistlichen Bereich, mit Gott völlig vertraut werden. Es geht nicht bloss um einen Glauben der erkennt dass Gott existiert (Jak 2,19). Gott kennen und an IHN glauben bedeutet eine ganz enge und persönliche Liebesbeziehung zu IHM zu pflegen. Einerseits durch das Lesen und Befolgen seines Wortes, durch das Gebet (1Joh 1,6; 2,3-6). Anderseits durch unsere Liebe zum Bruder und zur Schwester in der Gemeinde und zu allen Menschen in der Welt (1Joh 1,7; 2,9-11).

Erkennen bedeutet also im engen Vertrauensverhältnis der Liebe und der Gemeinschaft mit Gott und den Heiligen zu stehen. Dieses Vertrauensverhältnis zu Gott wurde uns allein durch Jesus Christus ermöglicht (1Joh 4,10). Durch Jesus haben wir Zugang zu Gott. Durch Jesus haben wir die Freundschaft Gottes erlangt. Gottes Liebe wurde sichtbar für uns Menschen durch seinen Sohn, der in die Welt gesandt wurde (1Joh 4,9; Joh 15,12-13). Deshalb ist es notwendig dass wir beide er-kennen; den Vater und den Sohn.

Vers 4: Jesus hat die Mission Gottes vollendet.
Er spricht hier bereits in der Vergangenheit. Es ist alles in die Wege geleitet und Gottes Mission ist im Begriff ausgeführt zu werden. Doch erst am Kreuz wird Jesus schliesslich stöhnen (19,30): „Es ist vollbracht.“ Es ging dem Sohn um nichts anderes im Leben als den Willen des Vaters zu tun und sein Werk zu vollenden das ihm aufgetragen wurde (5,30; 6,38); das war seine „Speise“, d. h. das, wofür er lebte (4,34).

Vers 5: Jesus hat Gott verherrlicht.
Er bittet nun darum dass Gott ihn verherrlichen möge, indem er ihn auferweckt und wieder zu sich in den Himmel holt (16,28). Wenn Jesus zur Rechten Gottes auf dem himmlischen Thron Platz genommen hat (Apg 2,32-33), dann wird er wieder dort sein, wo alles begann bevor die Welt entstand. Denn Jesus ist Gott und wurde als Mensch geboren (Joh 1,14; Phil 2,5ff). Sein Auftrag war es als vollkommenes Opfer für die Sünden der ganzen Menschheit zu sterben. Mit der Vollendung dieses Auftrags hat Jesus Gott verherrlicht (10,18).

 

 II.   Jesus betet für die Apostel (Verse 6-19)

Hauptgedanke: Einheit durch die Heiligung in der Wahrheit.

Vers 6: Der Name Gottes wurde den Aposteln offenbart.
Obschon Jesus vor seiner Hinrichtung stand dachte er besorgt an seine Apostel. Er hatte sie in einem langen Prozess auserwählt und berufen (Lk 6,12-16; Mt 10). Sie lagen ihm am Herzen und er wollte sie nicht verwaist zurücklassen. Der Vater hatte sie ihm anvertraut (6,37-40). Sie waren Menschen, die Gott seinem Sohn gab damit er sie über ihn unterrichtete.

Jesu Auftrag bestand darin diesen Zwölf den Namen Gottes zu offenbaren (Ps 22,23; Jes. 52,6). Was heisst das? Das heisst, das Wesen Gottes zu erklären und näher zu bringen durch das Wort (14,9). Der Name Gottes war im AT so heilig dass niemand ihn auszusprechen wagte. Doch Jesus brachte den unsichtbaren und heiligen Gott den Menschen so nahe, dass jeder den höchsten Gott anrufen und Abba, Vater nennen darf (Röm 8,15). Die zwölf Jünger waren die Ersten die dem Wort Gottes glaubten und gehorchten (16,30).

Verse 7-8: Die Apostel erkannten Gott und sein Wort.
Jesus konnte seine Jünger überzeugen, dass seine Worte von Gott selbst kamen (8,28-29). Er stellte keine eigenen Lehren auf sondern lehrte sie den Willen Gottes, damit ist in erster Linie der Heilsplan gemeint (7,16; 14,24). Diesen Heilsplan haben die Jünger erkannt und geglaubt (16,27.31). Trotzdem gingen sie noch durch einige Phasen des Zweifelns hindurch (z. B. als sie ein wenig später zerstreut wurden, Joh 16,32).

Verse 9-10: Die Apostel gehören dem Vater und dem Sohn.
Die Welt erkannte Jesus nicht als Sohn Gottes, doch die Jünger schon (1,10). Deshalb betete er nicht für die Welt sondern für die Apostel die die Welt so dringend brauchte um das göttliche Heil zu erfahren. Nach drei anstrengenden Jahren gelang es Jesus elf Bauern und Fischern die Verantwortung für die Verkündigung des Evangeliums in der Welt zu tragen. Deshalb betete Jesus im Besonderen für seine Apostel die der Vater IHM anvertraute. Jesus war sich dessen völlig bewusst, dass niemand zum Glauben an IHN gezwungen werden konnte und dass jede Seele ein Geschenk Gottes war. Er verfügte auch nicht selbst über seine Apostel sondern tat alles im Einverständnis mit dem Vater. Jesus hatte keinen Machtanspruch gegenüber seinem Vater. Alles was IHM gehört, das gehört auch dem Vater und umgekehrt (16,15). So bildet der Sohn eine vollkommene Einheit mit dem Vater. Und so lehrte er sie alles was der Vater IHM aufgetragen hatte. In ihnen wurde Jesus verherrlicht: Denn sie wurden in der Welt als Jesu Jünger erkannt (Apg 4,13). Sie verkündeten der Welt den Tod und die Auferstehung Jesu (16,14). Sie waren der Welt ein Vorbild für den Glauben an Jesus.

Verse 11-14: Die Apostel sollen bewahrt werden.
Jesus geht zurück zum Vater und möchte seine Apostel nicht als Waisen zurücklassen in dieser finsteren Welt der Bosheit (14,18). Er bittet den Vater dass sie bewahrt werden (V. 11). Wie kann das geschehen? Indem ihnen allezeit der Name Gottes als ihren Vater vor Augen geführt wird. Jesus spricht Gott an als Vater (V. 1), als Heiliger Vater (V. 10) und als gerechter Vater (V. 25). D. h. Gottes Gegenwart soll mit ihnen sein durch den Heiligen Geist (16,13). Sie sollen beauftragt werden den Willen Gottes zu tun und Gott zu verherrlichen, wie Jesus das tat (V. 6.8). Mit diesem einheitlichen Geist sollen sie sich gemeinsam gegen die Bosheit in der Welt durchsetzen um bestehen zu können.

Was Jesus hier nicht erbittet:

Er bittet nicht darum, dass alle christlichen Gemeinden in der ganzen Welt einmal eine einzige Gemeinde werden soll. Es gab damals noch gar keine anderen Gemeinden. Es gab nur die eine Gemeinde des Herrn Jesus. Vielmehr sollen sie an dem einen Geist Gottes festhalten wie Jesus das tat.

Er bittet nicht um eine äusserliche Einheit sondern um einen einheitlichen Geist der in Wort und Tat Gottes Wesen repräsentiert.

Er bittet nicht darum, dass sie vor Not und Leiden im irdischen Leben bewahrt werden sondern um ihre geistige Bewahrung.

Er bittet nicht darum, dass sie aus der Welt herausgenommen werden (V. 15) sondern sich in der Welt bestätigen können.

Er bittet nicht für ein Christentum das sich hinter Klostermauern verbirgt sondern für ein Christentum das die geistliche Waffenrüstung empfängt und anzieht.

Solange Jesus bei den Jüngern war konnte er ihnen vorleben was es heisst mit Gottes Geist und Wille vereint zu leben (V. 12). So konnten sie bewahrt und behütet werden vor dem Bösen. Nur einer liess sich vom Bösen wieder einholen und ging verloren, Judas „der Sohn der Verlorenheit, damit die Schrift erfüllt werde.“ Dagegen konnte selbst Jesus nichts tun, weil jeder Mensch die Vollmacht erhalten hat sich selbst zu entscheiden, ob er glauben will oder nicht.

Wie sollen die Jünger denn von der Freude Jesu völlig erfüllt werden (V. 13)?

- Weil Jesus mit dem Weggang ihnen seine göttliche Sohnschaft bestätigt (16,27-31).

- Weil Jesus ihnen erscheinen wird (16,16.19-22; Lk. 24,41).

- Weil Jesus ihnen vom Himmel her beisteht (Mt 28,20).

- Weil Jesus ihnen den Fürsprecher senden wird (Joh 16,7).

- Weil sie im Namen Jesu den Vater um etwas bitten können und das Erbetene empfangen werden (16,23-24).

- Weil sie geheiligt werden in der Wahrheit und in die Welt ausgesandt werden um das Evangelium Christi zu verkünden (17,17-19).

Den Heilsplan, den Jesus vom Vater empfing gab er seinen Jüngern weiter (V. 14). Er musste sie in der Welt zurücklassen, um das Werk Gottes weiter zu tragen (Joh 20,21-22; Lk 10,16). Sie wurden inspiriert das Wort Gottes niederzuschreiben und mündlich zu verkündigen (14,26; 17,6.8.18; Apg 15,7). Sie wurden beauftragt Menschen zum Herrn zu bekehren (Lk 24,45-49; Apg 2,38). Sie wurden Jesu Zeugen und befähigt Gemeinden zu gründen (Apg 1,8). Doch weil die Welt die Finsternis mehr liebte als das Licht, lehnten sie auch die Gesandten Jesu ab (15,19). Denn sie waren zwar in der Welt, aber sie waren nicht Teil dieser Welt. Diese Tatsache gilt heute auch für unsere Beziehung zum himmlischen Vater: Wir leben zwar in der Welt, aber wir gehören nicht zu dieser Welt.

Wer sich entschieden hat Jesus nachzufolgen, der sondert sich ab von dieser Welt mit ihrer vergänglichen Lust und Prahlerei (1Joh 3,16).

Verse 15-19: Die Apostel sollen geheiligt werden in der Wahrheit.
Zuerst wiederholt Jesus seine Bitte für seine Jünger dass sie bewahrt werden (V. 15). Sie sollen auf keinen Fall aus der Welt genommen werden! Denn sie haben noch einen wichtigen Missionsauftrag zu erfüllen indem sie in der Welt Zeugnis ablegen von Jesus (15,27). Jesus ist überzeugt, dass niemand sie aus der Hand des Vaters zu reissen vermag (10,29).

Weil sie sich nicht auf das weltliche Leben einlassen, sollen sie geheiligt, d. h. abgesondert und ausgestattet werden um die Mission Christi weiterzuführen (V. 16-17). Dieser Heiligungsprozess ist allein Gottes Werk. Jesus sagt mit andern Worten: „Mach sie durch die Wahrheit zu Menschen, die dir geweiht sind“ (NGÜ). Damit meint er, weihe sie in deiner Wahrheit, d. h. statte sie aus mit dem nötigen Verständnis für deinen Heilsplan und für dein ganzes Evangelium (Apg 15,9; Eph 4,26; 1Petr 1,22). Rüste sie aus mit den Eigenschaften die sie brauchen, um für deine Wahrheit bei den Menschen ein gutes Zeugnis abzulegen (Apg 4,31; 5,12). Sie sollen sich allein von dir, deinem Geist und deinem Wort führen lassen und nicht auf die Worte (Ideen) der Menschen hören (Apg 4,19). Denn nur Gottes Wort ist die Wahrheit!

Jesus bestätigt seine auserwählten Apostel vor dem Vater indem er sagt, „so wie du mir völlig vertraust und mich ausgesandt hast, so vertraue ich ihnen und bitte dass du sie aussendest“ (V. 18-19). „Ich bürge (und heilige mich) für sie“ denn die Jünger können sich nicht selbst heiligen. Damit bestätigt Jesus seine Apostel erneut vor dem Vater und sendet sie aus als Beauftragte, die Gott gehören und für Gott leben. Mit all diesen Gedanken steht er in völligem Einklang mit dem Vater.

 

 III. Jesus betet für alle, die an ihn glauben (Verse 20-26)

Hauptgedanke: Einheit durch die Agape-Liebe.

Verse 20-23: Alle Gläubigen sollen eins sein miteinander.
Jesus betet nicht nur für seine auserwählten Apostel sondern auch für alle Gläubigen auf der ganzen Welt, sei es in der gegenwärtigen Zeit oder in der Zukunft (V. 20). Alle Gläubigen in allen Generationen sollen eins werden mit dem Vater und dem Sohn (V. 21). Dabei geht es nicht um eine organisierte Einheit, die mit Macht und Gewalt durchgesetzt wird. Die geistliche Einheit von der hier die Rede ist findet ihren Ursprung und ihr Vorbild im Vater, im Sohn und im Heiligen Geist. Jesus bekennt (Joh 10,30): „Ich und der Vater sind eins.“

Wie sieht dieses „eins sein“ (oder diese Einheit) praktisch aus?
Sie gründet sich auf der Liebe und dem Gehorsam zum Wort und zueinander. Sie basiert auf der freiwilligen Hingabe zueinander ohne einander zu verletzen. Sie verfolgt gemeinsam dasselbe Ziel in übereinstimmenden Gehorsam ohne dass sich jemand unterdrückt vorkommt. Keiner tut etwas in eigener Regie sondern alles wird miteinander abgesprochen und entschieden. Jeder kennt seinen Aufgabenbereich und ist mit der übereinstimmenden Lösung und dem gemeinsamen Ziel einverstanden so dass man sich einander nicht in die Quere kommt.

Bildlich gesprochen bittet Jesus darum, dass es eine Herde von Schafen sein wird mit einem Hirten (Joh 10). In einer einheitlichen Herde gibt es keine Wölfe oder andere Tiere unter den Schafen. In einer einheitlichen Herde hören die Schafe auf den einen Hirten und lassen sich gehorsam von IHM führen. Jedes Schaf versteht sich als ein Teil der gesamten Herde. Davon profitiert es einerseits und andererseits ordnet es sich auch dem gesamten Teamgeist unter. Nach seinem Vermögen trägt es mit an der Verantwortung und bildet so gemeinsam eine starke Einheit. Jesus erklärt in Johannes 10,16 dass er noch andere Schafe hat „die nicht aus diesem Pferch sind,“ die er leiten und zum himmlischen Ziel führen will. Mit den anderen Schafen sind die Heiden (Nichtjuden) gemeint (Eph 3,6). Den Juden wurde zuerst das Evangelium verkündet (Röm 1,16; Apg 13,46). Doch der neue Bund macht es nun möglich, dass Juden und Heiden zu einer einzigen Herde werden in Jesus Christus (Gal 3,28; Eph 2,14; Röm 11,17-24). Diese Einheit und diese eine Herde ist das beste Zeugnis für die ungläubige Welt!

Was meint Jesus mit der Herrlichkeit, die er allen Gläubigen weitergegeben hat (V. 22)? In Jesus Christus erfahren die Menschen die Herrlichkeit des Vaters (Joh 1,14; 14,9-10). Der Sohn ist voll Herrlichkeit, weil er mit dem Vater vereint ist. Jeder, der sich mit dem Vater und dem Sohn vereinen lässt, dem wird diese göttliche Herrlichkeit zuteil. Das Evangelium vereint alle Gläubigen mit der Gottheit, das ist ihre Herrlichkeit. Der Zweck des Johannesevangeliums ist der Glaube an Jesus (20,30-31). Wie Christus verherrlicht wurde so sind und werden auch wir verherrlicht in IHM durch unseren Glauben (1Petr 4,11). Praktisch gesehen bedeutet Nachfolgschaft im Glauben Leiden (1Petr 4,12-14). Wer an den Leiden Christi teilhat der wird mit ihm verherrlicht werden (Röm 8,17). Es gilt also, dass Christus im Leben und im Tod durch unseren Leib verherrlicht wird (Phil 1,20b).

Eins sein mit Gott bedeutet also eins sein im Glauben, in der Nachfolgschaft, im Leiden und in der Liebe (1Joh 4,8ff.). Wenn wir Gläubigen in dieser Einheit vollendet sind dann kann Gott verherrlicht werden auch durch uns heute. Das ist die beste Evangelisation! Eins sein in Christus bedeutet also viel mehr als miteinander auszukommen. Weil wir Christen niemals vollkommen eins sein können mit Gott und den Menschen ist Jesus ans Kreuz gegangen. Die einzige Hoffnung auf diese vollendete Einheit ist die Versöhnung. Nur wer sich mit Gott versöhnen lässt kommt in den Genuss dieser Einheit. Nur wer seinen Mitmenschen vergibt, wie Jesus das getan hat (21,15-17), wird diese vollendete Einheit in erfahren. Gott ist die Liebe und nur durch die göttliche Liebe gelangen wir zu dieser Einheit!

Verse 24-26: Alle Gläubigen sollen mit Gott vereint werden.
Jesus weiss von der Herrlichkeit und Freude, die aus der Einheit mit dem Vater hervorgeht. Deshalb ist es sein grösster Wunsch, dass alle die an ihn glauben diese Herrlichkeit und Freude erfahren dürfen (1Petr 1,8-9). Aus diesen Worten geht eine unaussprechliche Agape-Liebe hervor. Dabei denkt Jesus vermutlich an das himmlische Ziel aller Gläubigen (Offb 21,23-27).

2. Korinther 3,18: „Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Antlitz die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel und werden so verwandelt in die Gestalt, die er schon hat, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie der Herr des Geistes es wirkt.“ Zurzeit sehen wir Gottes Herrlichkeit wie in einem Spiegel betrachtet. Doch unser ganzes Wesen wird immer mehr umgestaltet. Wir werden Gott immer ähnlicher und bekommen so immer mehr Anteil an seiner Herrlichkeit bis zur Vollendung im Himmel. Das kann allein Gottes Geist in uns Gläubigen bewirken! Das ist der starke Wunsch Jesu und seine Fürbitte beim Vater für uns alle.

Dann bezeugt Jesus erneut seine Gottheit (1,1-11; 17,5; Mt 25,34; Phil 2,6-8). Die ungläubige Welt hat weder den Vater noch den Sohn erkannt (1,5; 15,21; 16,3). Doch Jesus vertraute dem Vater. Und die Apostel glaubten an Jesus (16,30). Jesus brachte seinen auserwählten Aposteln das Wesen Gottes näher. Durch seinen Kreuzestod sollen sie jedoch Gott noch näher gebracht werden. Sie sollen mit Gottes Liebe erfüllt werden und so vereint Christus bezeugen solange sie in dieser Welt sind.

 

 Schlussfolgerungen

Es geht darin um die vollkommene Einheit.

1.  Diese Einheit wird erreicht durch die Verherrlichung Gottes.

2.  Diese Einheit wird erreicht durch die Heiligung in der Wahrheit.

3.  Diese Einheit wird erreicht durch die Agape-Liebe.

Was für ein wunderbares Gebet Jesu!
Es enthüllt uns seine ganze Hingabe und Liebe zu Gott, seinen Aposteln und uns Menschen. Wer Gott liebt und verherrlichen will wie Jesus, der strebt nach dieser vollkommenen Agape-Liebe.

1. Johannes 4,7-8: „Ihr Lieben, lasst uns einander lieben! Denn die Liebe ist aus Gott; und jeder, der liebt, ist aus Gott gezeugt, und er erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist Liebe.“

Die göttliche Liebe ist der Schlüssel zu einer intimen Beziehung mit Gott. Aktive Agape-Liebe beschränkt sich nicht auf Gott sondern weitet sich aus auf die geistlichen Geschwister der örtlichen Gemeinde. Gottes Heilsplan erkennen bedeutet in Gemeinschaft mit Gott und allen Gläubigen zu stehen. Das heisst; ohne Gemeinde kann diese Agape-Liebe nicht gepflegt werden. Wie können Gläubige einander lieben und vertrauen lernen, ohne mitten in einer Liebesgemeinschaft zu stehen? Der allmächtige Gott glaubt uns unsere Liebesbezeugungen nicht, wenn wir unseren Bruder und unsere Schwester in der Gemeinde nicht lieben. Wie kann jemand behaupten den unsichtbaren Gott zu lieben, ohne seine Liebe nicht mit den sichtbaren Geschwistern in der örtlichen Gemeinde des Herrn zu pflegen? (1Joh 4,20-21). Jesus hat seine Liebe zum Vater darin unter Beweis gestellt, dass er sein Leben hingab für seine Feinde (Röm 5,8). Auch wir sind verpflichtet in der Liebe so stark zu werden wie Jesus, so dass wir bereit sind füreinander das Leben hinzugeben (1Joh 3,16; 4,11).

Jesu grösster Wunsch ist es alle gläubigen Nachfolger mit sich und dem himmlischen Vater zu vereinen für alle Ewigkeit. Wie sehr lassen wir uns mit Gott versöhnen, umgestalten, vereinen? (2Kor 5,20-21). Je mehr wir uns auf den Herrn einlassen desto mehr nimmt Seine Herrlichkeit in unserem Leben Gestalt an und wird zu einem wunderbaren Abglanz. Darum, lasst uns einen Abglanz Christi sein!