Lieben-01: Der Schlüssel des Lebens

Lernen zu lieben

 

 Einleitung

Was ist der Schlüssel des Lebens?  Der Schlüssel zum Leben ist die Fähigkeit, langanhaltende Beziehungen zu pflegen und aufrechtzuerhalten. Die Beziehung zu Gott und den Geschwistern in der örtlichen Gemeinde. Die Beziehung zur Familie und Freunden. Die Beziehung zu uns selbst. Das ist es, worum es im Leben eigentlich geht!

Der Schlüssel des Lebens ist nicht das, was wir besitzen oder was wir Grossartiges getan haben. Vielmehr besteht der Schlüssel darin, wie viele Menschen uns berührt haben und wie viele wir beeinflussen konnten. Der Mensch ist ständig auf der Suche nach festen, intimen und langanhaltenden Beziehungen, richtig? Wer keine solche Beziehungen haben darf, der ist oft verzweifelt und fühlt sich sehr einsam. Wir Menschen brauchen zwischen ein bis fünf engere Beziehungen im Leben!

Die Frage ist: Wie bauen wir eine feste Beziehung auf und wie pflegen wir sie? Die Antwort dazu ist ganz einfach und lautet: Liebe. Nebst anderen Schlüsseln, ist die Liebe ein wesentlicher Bestandteil eines glücklichen Lebens. Die Bibel spricht von Agape, d. h. von göttlicher Liebe.

Was Agape genau ist, erfahren wir in den folgenden Erläuterungen.

 

 I.   Die menschliche Liebe ist unberechenbar

Obschon das Wort „Liebe” einfach und kurz klingt, ist es alles andere als einfach zu verstehen. Denn die Liebe ist nicht bloss ein warmes, undefinierbares Gefühl im Bauch. Es ist viel mehr.

Aber nicht nur das, die Liebe wächst nicht von alleine. Denn unsere natürliche Neigung zur Selbstsucht ist zu stark, als dass die Liebe von alleine gedeihen kann. Wenn wir jedoch jemand wirklich lieben, dann stellen wir seine/ihre Interessen vor unsere eigenen.

Liebe ist viel komplexer und komplizierter als viele annehmen. Sie hat keinen Bestand, wenn sie nicht mit viel Verständnis und Disziplin trainiert wird. Es ist, wie wenn man jemanden, der noch nie in einem Flugzeug sass, ins Cockpit eines Jumbojets steckt und verlangt, die Maschine zu starten und von Zürich nach Paris zu fliegen. Wäre das nicht eine totale Überforderung für die betreffende Person? Wäre es nicht verantwortungslos und gefährlich, so etwas von jemandem zu verlangen?

Doch menschliche Gefühle und Beziehungen sind viel komplizierter als alle Knöpfe und Schalter im Cockpit eines Flugzeugs. Denn im Unterschied zum Cockpit können die Knöpfe und Schalter einer menschlichen Seele heute das und morgen etwas völlig anderes auslösen. Was gestern noch lustig war, kann heute jemand als verletzend empfinden. Was heute die richtige Aktion war, kann morgen die falsche sein. Weil wir Menschen keine Computer sind, hängt vieles im Leben von unserem veränderten emotionalen Zustand ab. Deshalb ist ein Flugzeug viel berechenbarer als ein menschliches Wesen.

Menschen sind nicht berechenbar wie eine Maschine. Beziehungen sind weder einfach noch berechenbar. Wir sollten deshalb nicht erstaunt sein, wenn wir die Menschen und ihre Reaktionen nicht immer verstehen. Es braucht viel Kenntnis, Liebe und Übung, mit Menschen richtig umzugehen. Es gibt aber gute Nachrichten: Die Liebe kann gelernt werden. Obschon die Liebe nicht natürlich in uns wächst. Obschon die Liebe nicht instinktiv angewandt werden kann. Obschon wir oft nicht wissen, wie jemand behandelt werden will, um sich von uns geliebt zu fühlen, können wir die Liebe lernen. Es gibt also allen Grund zu hoffen, dass wir unsere Fähigkeit zu lieben immer mehr entwickeln und verbessern können. Denn die Liebe entwickelt sich nicht zufällig. Um ein Fahrzeug zu lenken, braucht es einen Führerscheinprüfung. Aber, um eine Ehe einzugehen, braucht es bloss zwei Heiratswillige, die bereit sind „ja” zu sagen und einen Ehevertrag zu unterschreiben. Doch, um einander zu lieben, braucht es Anleitungen und viel Training.

Wie können wir Liebe lernen? – Indem wir zur Quelle der Liebe gehen. Im ersten Johannesbrief, Kapitel 4,8b lesen wir: „Gott ist Liebe.” Gott ist die Quelle der Liebe. Bei dieser Quelle kann die Liebe, wie Wasser, gratis abgeschöpft werden. Jesus sagt (Joh 4,14): „Wer von dem lebendigen Wasser trinkt, das er uns gibt, wird nie mehr Durst haben.” Das lebendige Wasser ist Gottes Wort, das sich durch die Bibel uns Menschen offenbart hat. Durch dieses Wort erfahren wir was Liebe ist.

Gottes Wort gibt uns die Anleitungen zur Liebe und zu vielen positiven Veränderungen. Das gibt Anlass zur Hoffnung! Römer 5,5: „Die Hoffnung aber stellt uns nicht bloss, ist doch die Liebe Gottes ausgegossen in unsere Herzen durch den heiligen Geist, der uns gegeben wurde.” Bei der Bekehrung wurde die Liebe Gottes über uns ausgegossen. Wenn wir lernwillig sind, den Heiligen Geist in unserem Leben wirken zu lassen, dann werden wir auch lernen, diese Liebe bei anderen richtig anzuwenden. Dabei gilt es vorerst zu unterscheiden zwischen:

- menschlicher Liebe und

- göttlicher Liebe (Agape-Liebe, L.5).

 

 II.   Was ist der Unterschied zwischen menschlicher und göttlicher Liebe?

Erstens, die menschliche Liebe ist von Gefühlen abhängig. Unsere Gefühle verändern sich ständig. Die menschliche Liebe kann deshalb kaum trainiert werden, da sie willkürlich ist. Selbst, wenn diese unsichtbare Macht uns dominieren will (sei es durch Zorn oder durch ein Verliebtsein), muss ihr unnachgiebig Widerstand geleistet werden. Die Behauptung, die einzig wahre Liebe sei das Verliebtsein, ist falsch. Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese Liebe sich wie Wolken vom Wind getrieben werden. Deshalb ist diese Liebe unberechenbar, weil sie sich zufällig verändert. Im Gegensatz dazu steht die Agape-Liebe, die sich nicht auf Gefühlen gründet. Sie hat mehr mit dem Willen als mit den Gefühlen zu tun. Sie ist nicht von äusserlichen Dingen abhängig, vielmehr setzt sie auf innere Werte. Agape-Liebe hat mentale Muskeln, die viel hartes und unermüdliches Training erfordern. Agape-Liebe ist eine Entscheidung und wird nicht wie eine Regenwolke vom Wind getrieben. Agape-Liebe ist bereit, sich zum besseren verändern zu lassen. Durch diese Form der Liebe, lernen wir andere zu verstehen und zu lieben.

Zweitens, die menschliche Liebe ist beschränkt, während die Agape-Liebe unbeschränkt ist, wie es heisst in 1Kor 13,8 (NGÜ): „Die Liebe vergeht niemals.”

Drittens, die menschliche Liebe ist von der Reaktion anderer abhängig. Erhält sie kein positives Feedback als Bestätigung, löst sie sich auf. Agape-Liebe ist nicht von den Reaktionen anderer abhängig. Sie ist beständig da, egal wie andere darauf reagieren. Sie ist für alle da, nicht bloss für die, die sie verdienen. Das beste Beispiel ist die folgende Aussage über unseren Schöpfer (Röm 5,8): „Gott zeigt seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.” Jesus starb für seine Feinde. Obschon Jesus die Sünde verurteilte, starb er für alle Menschen auf der ganzen Welt. Das zeigt, dass Agape-Liebe bedingungslos ist. Die menschliche Liebe aber macht Vorbehalte und ist an Bedingungen geknüpft (z. B. „Wenn du mich gut behandelst, behandle ich dich auch gut”). Die Agape-Liebe dient nicht sich selbst, sondern sie ist auf andere ausgerichtet.

Es gibt noch weitere Unterschiede (siehe „Gottes Eheplan”, L. 6). 1Joh 4,7: „Ihr Lieben, lasst uns einander lieben! Denn die Liebe ist aus Gott; und jeder, der liebt, ist aus Gott gezeugt, und er erkennt Gott.” Die Agape-Liebe ist die grösste Liebe, die es gibt, während die menschliche Liebe sehr beschränkt ist, wie wir gesehen haben.

 

 III. Die Notwendigkeit zur Veränderung

Veränderung ist ein unvermeidbarer Teil des Lebens, denn wir werden kaum wachsen, wenn wir uns nicht verändern lassen. Leider kommen die Veränderungen nicht ohne Leiden. Viele verstehen die Notwendigkeit zur Veränderung. Aber meistens mögen wir die Veränderungen nicht, die uns bevorstehen. Wir hoffen, dass es möglichst mit wenig Schmerzen geht. Wir hoffen auch, dass die Veränderungen zum Guten oder noch besseren Leben führt. Wenn Veränderungen unausweichlich sind, dann müssen sie doch wenigstens zum Positiven führen. Tatsache aber ist, dass besonders unsere Beziehungen meistens nicht von selbst zum Besseren führen. Nur die vier Jahreszeiten ändern sich scheinbar automatisch.

Unsere Beziehungen verändern sich meistens zum Schlechteren, wenn wir nicht oder zu wenig an ihnen arbeiten. Wie ein Haus fast jedes Jahr Renovationen braucht, so ist es auch mit unseren Beziehungen. Beziehungen sind wie ein Garten, in dem das Unkraut von selbst wächst, wenn wir ihn nicht pflegen, das Unkraut ausreissen und Rosen, sowie andere nützliche Dinge, pflanzen. Auch in all unseren Beziehungen muss das Unkraut ständig ausgerissen werden. Denn die Sorgen und Probleme wachsen von selbst und nehmen überhand. Die Liebe aber kann nur gedeihen, wenn sie unermüdlich gepflegt wird. Mit anderen Worten kann gesagt werden: Alles, was wir tun müssen, um etwas zu verlieren, ist nichts. Wir müssen nicht einmal etwas Schlechtes getan haben, damit sich unsere Beziehungen verschlechtern. Alles, was es dazu braucht, ist unsere Passivität. Wie unsere leiblichen Muskeln trainiert werden müssen, je älter wir werden, so verhält es sich mit unserer Liebe und unseren Beziehungen. Wenn wir, wie ein Fisch mit dem Strom schwimmen, dann haben wir zwar den bequemeren Weg gewählt, aber wir gehen den falschen Weg. Ein bekanntes Sprichwort sagt: „Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.”

Ein weiser Mann sagte einmal, dass alles, was es braucht, um das Böse siegen zu lassen, ist, dass gute Menschen nichts tun.

 

 IV. Wie verändern wir die Dinge?

Wie verändern sich Beziehungen zum Besseren?
Die einfache Antwort ist: Sie verändern sich zum Guten, wenn wir uns zum Guten verändern lassen! Wir neigen dazu, herumzusitzen und zu warten, bis die Anderen etwas verändern. Wir sagen uns: „Ich werde mich ändern, wenn ich sehen kann, dass er oder sie bereit ist, sich zu verändern. Dabei sitzt er oder sie im Stuhl und sagt sich genau dasselbe. Aber jemand muss die Initiative ergreifen und bereit sein, etwas zum Besseren zu verändern. Wenn unsere Beziehungen sich verbessern sollen, dann liegt es an mir.

Ist das nicht das, was Gott für uns tat?
Er machte den ersten Schritt, um uns zurück in den Garten Eden zu bringen. Er opferte seinen geliebten Sohn am Kreuz, damit wir uns wieder Gott zuwenden und ihn um Vergebung bitten. Immerhin war es nicht Gottes Fehler, dass wir von ihm getrennt wurden! Es ist allein unser Fehler, weil wir gesündigt haben (Röm 3,23). Gott gab seinen Sohn, ohne von den Menschen die Garantie zu bekommen, dass sie sich wieder Gott zuwenden. Im selben Sinn können auch wir nicht erwarten, dass unsere Beziehungen sich zum Besseren wenden, wenn wir nicht den ersten Schritt machen. Solange wir dieselben Dinge tun, die wir immer getan haben, werden sich unsere Beziehungen nicht zum Besseren wenden.

 

 Schlussfolgerungen

Was braucht unsere Beziehung?
Wir brauchen Liebe, viel Liebe und Mitgefühl! Deshalb ist es notwendig, dass wir einander so viel als möglich Kredit geben. Im selben Mass liegt es auch an uns, dass wir unsere Beziehungen pflegen und das Unkraut im Garten ausreissen. Wenn es ungemütlich wird, dann liegt es an uns, dass wir den ersten Schritt machen und eine Veränderung zum Besseren einleiten.

Wenn Probleme entstehen, dann wird es Zeit, dass wir in Liebe miteinander reden. Dabei ist es wichtig, dass wir versuchen, die andere Seite zu verstehen. In der Welt wollen die Menschen meistens nicht über „die Vergangenheit” reden. In der Welt sind die Menschen nicht bereit, einander zu helfen, die Lasten zu tragen. In unserer heutigen Welt, mögen die Menschen kaum Spannungen und Probleme aushalten. Doch in Christus leben wir in völligem Gegensatz zu den weltlichen Philosophien. Mit der Agape-Liebe sagen wir einander: „Du bist mir wichtig!” Dabei mögen wir nicht weniger Spannungen haben, aber wir arbeiten zusammen an der Agape-Liebe. Das Leben verlangt viele Veränderungen von uns, aber Veränderungen bringen unweigerlich Leiden und Schmerzen mit sich.

Philipper 2,1-4: „Wenn es denn in Christus Ermahnungen gibt, Zuspruch der Liebe, Gemeinschaft mit dem Geist, Zuwendung und Erbarmen, dann macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, einander verbunden in ein und derselben Liebe, einmütig und auf das eine bedacht! Tut nichts zum eigenen Vorteil, kümmert euch nicht um die Meinung (Ehre) der Leute. Haltet vielmehr in Demut einander in Ehren; einer achte den andern höher als sich selbst! Habt nicht das eigene Wohl im Auge, sondern jeder das des andern.”