Hoffnung-02: Wenn es abwärts geht

Hoffnung in schweren Zeiten

Gedanken zusammengefasst und ergänzt,
aus dem Buch von Max Lucado: Du wirst es schaffen. 

 

Genesis 37: Josef wird nach Ägypten verkauft
Josefs Probleme fingen damit an, wie er seine Träume weitererzählte. Vielleicht war er zu vorlaut oder zu bestimmt und hätte vorsichtiger vorgehen müssen. Vielleicht hätte er seine Brüder zuerst entschuldigend vorwarnen und einfühlsam fragen sollen, ob sie bereit waren, seinen zweiten Traum anzuhören. Obschon ihn seine Brüder das erste Mal komisch anschauten, ging er erneut völlig unbesorgt auf seine ganze Familie zu und konfrontierte sie mit seinem zweiten (Alp-) Traum. Er sagte (V. 8b): „Seht, ich habe einen Traum gehabt.“ Mit anderen Worten: „Hört gut zu, was ich euch zu sagen habe.“ Es schien, als ob Josef sich über seine ganze Familie erheben wollte, denn für ihn war es offensichtlich nicht bloss irgendein Traum. Es hörte sich ganz schön arrogant an, als er seiner ganzen Familie zum Ausdruck brachte: „Ihr werdet euch alle vor mir verbeugen.“ Ausgerechnet der Jüngste und Unerfahrenste, der, welcher am meisten Hilfe beanspruchte, machte solche Behauptungen. War er so naiv anzunehmen, seine Geschwister würden sich über diese Botschaft freuen? Dachte er allen Ernstes, dass sie ihm auf die Schultern klopfen und sagen würden: „Gerne verbeugen wir uns vor dir, du geliebter kleiner Bruder“?

Wer dachte dabei schon an den Geist Gottes, der durch diese Träume sprach? Es kann gut sein, dass sich Josef mit Träumen beschäftigte und dies nicht die ersten Träume waren, von denen er seinen Brüdern erzählte. Deshalb hielten sie ihn erst recht für einen Träumer (V. 19). Doch dieses Mal hatte er es zu weit getrieben und verstimmte seine Brüder so sehr, dass sie „neidisch“ wurden auf ihn und ihm seine Träume zunichte machen suchten (V. 20b). Vom Vater Jakob wird gesagt, dass er alle diese Worte in Erinnerung behielt (V. 11). Vielleicht bereute Josef seine Offenheit erst, als er in der Zisterne um sein Leben bangte. Doch seine Hilfeschreie blieben nun vergebens. Er hatte es sich mit seinen Brüdern gründlich verbockt. Sie wollten ihn ein für alle Mal zum Schweigen bringen (V. 20).

Plötzlich hörte er das Geräusch eines Wagens und fremde Stimmen. Sie hatten einen ausländischen Akzent und verhandelten mit seinen Brüdern. Während ein durstiges Kamel in den ausgetrockneten Brunnen herunterschaute, spitzte Josef die Ohren und versuchte etwas zu verstehen. War es wirklich wahr, was er da hörte? Versuchten seine Brüder ihn tatsächlich an Fremde zu verkaufen? Dann warf man ihm ein Seil herunter. Mit dem Ende machte er eine Schlinge, um mit seinen Füssen darein zu steigen. Mit Hilfe der Kamele wurde er schliesslich aus dem dunklen Loch herausgezogen. Die Händler begutachteten Josef wie eine Kuh am Viehmarkt. Er musste seine Zunge herausstrecken und sie zählten seine Zähne. Sie prüften auch seine Arm- und Beinmuskeln und dann fingen sie an zu handeln. Schliesslich einigten sie sich auf zwanzig Silberstücke (Gen 37,28). Josefs Brüder nahmen das Geld, schnappten sich den schönen Mantel und machten sich aus dem Staub. Josef konnte ihnen nur noch hinten nachrufen: „Bitte tut mir das nicht an!“ „Bitte helft mir und lasst mich nicht mit diesen Fremden ziehen!“ Doch keiner drehte sich nach ihm um. Die Händler banden Josef einen Strick um Hals und Beine und machten ihn an einem Wagen fest (Ps 105,17-19). So zwangen sie ihn, ihnen auf dem endlos langen Wüstenweg zu folgen. Dreckig, ausgehungert und fast verdurstet kam er endlich im fremden Ägypten an.

Zu Hause angekommen, täuschten die Brüder ihren Vater, indem sie ihm erzählten, Josef sei von einem wilden Tier getötet und aufgefressen worden (Gen 37,31-34). Es kann sein, dass Josef sein Maul zu weit aufriss, aber Tatsache ist, er hatte eine göttliche Vision. Der Herr sucht sich seine unvollkommenen Verkündiger selber aus, über die er zu uns reden möchte (dazu benutzte er auch schon einen Esel: Num 22,28). Oft hören wir vielleicht das Wort Gottes nicht so, wie wir es gerne hätten und nehmen Anstoss an dem „wie“, statt aufmerksam zu zuhören und den Inhalt der Botschaft aufzunehmen. Gott will nicht, dass wir auf die Person achten, sondern das Gehörte prüfen. Wer einen Verkündiger des Wortes Gottes anklagt, der könnte sich damit leicht gegen Gott stellen.

Buch, Kapitel 2: Wenn es abwärts geht
Manchmal zieht uns das Leben runter. Es kann nicht immer bergauf gehen. Irgendwann geht es auch wieder bergab. Mein Herzspezialist versicherte mir, dass ab 50 die meisten Menschen körperlich gefährdet sind. Kaum jemand schafft es bis zum sechzigsten Geburtstag ohne nicht mindestens einmal auf dem OP-Tisch gelandet zu sein. Es wird nicht besser, wenn wir älter werden, denn unser Leben ist verletzbar und auf eine kurze Zeit beschränkt. Sie sind keine Ausnahme!

Josefs Leben änderte sich schlagartig. Erst noch wurde er zu Hause verwöhnt und bekam einen neuen Mantel. Erst noch träumte er, dass seine ganze Familie sich vor ihm verbeugte. In Ägypten angekommen hatte er keine Rechte und Würde mehr. Er besass kein Empfehlungsschreiben, keinen Beruf, keine Familie. Er hatte alles verloren und gehörte nun als Sklave dem Pharao und seinen Vorstehern. Doch Josef wusste eines und hielt sich daran fest: Gott hat mit mir noch etwas vor. Gott hat auch mit dir noch etwas vor, denn du bist sein kostbares Geschöpf! Er schreibt die Menschheitsgeschichte mit uns wie er will (Hebr 2,3-4). Er hat dich erforscht und kennt dich ganz genau (Ps 139,1). Er hat deine Nieren geschaffen und kennt die Anzahl deiner Haare auf dem Kopf (Ps 139,13; Mt 10,30). Dein Überleben in „Ägypten“ hängt davon ab, dass du ja sagst zu Gottes Ruf in deinem Leben. Mit dem Ja stimmst du den Plänen Gottes zu. Du sagst: „Herr, ich vertraue dir und deiner Führung, egal was auch passiert.“ „Alles trägt zum Besten derer bei, die Gott lieben; sie sind ja in Übereinstimmung mit seinem Plan berufen“ (Röm 8,28). Der Herr spricht durch den Mund Jesajas (Jes 55,8): „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege.“

Schlussfolgerungen
Vertrauen wir auch dann unserem Gott, wenn es mit uns abwärts geht? Wie tief kann ich fallen, wenn alles zerfällt (Gemeindelied # 380)? Der Herr braucht starke Persönlichkeiten in der Gemeinde, die einen tiefen Glauben haben und Spannungen ertragen können. Die örtliche Gemeinde ist und bleibt unvollkommen. Jeder Gläubige gibt seine Färbung und trägt zum Ganzen bei. Halte ich an meiner Berufung fest und glaube ich, dass Gott auch mit mir noch etwas vorhat? „Auch wenn ich durch das dunkle Tal des Todes gehe, fürchte ich mich nicht, denn du bist an meiner Seite. Dein Stecken und Stab schützen und trösten mich“ (Ps 23,4; NLB). „Der HERR wird alles zu einem guten Ende bringen. HERR, deine Gnade gilt für alle Zeit. Verlass mich nicht, denn du hast mich erschaffen“ (Ps 138,8; NLB). Amen!