Kommunikation-07: Mit Menschen umgehen

Erfolgreiche Kommunikation

 

 

 Einleitung

Wie gehen wir erfolgreich mit Konflikten um in der Gemeinde?

Was können wir tun, wenn wir Probleme bekommen miteinander?

 

 I.   Weshalb entstehen Probleme?

Generell gesagt: Probleme entstehen, weil alle Menschen in einer Beziehung zu Andern stehen. Gott hat uns Menschen als soziale Wesen geschaffen die Beziehungen und Gemeinschaft suchen und brauchen. Schon bei Adam hat der Herr festgestellt (Gen 2,18): „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist.“ Das Bedürfnis nach Gemeinschaft kann durch die Ehe teilweise befriedigt werden. Es wird jedoch ergänzt durch die restliche Familie, die Arbeitskollegen, die Freunde und durch die Gläubigen in der Gemeinde. Weil wir alle in irgendeiner Beziehung zu anderen Menschen stehen sind Konflikte vorprogrammiert.

Probleme entstehen, weil wir Menschen sehr unterschiedlich sind und oft Mühe haben aufeinander einzugehen. Das hat zu tun mit unserem Egoismus; je grösser unser Egoismus desto schwieriger ist es sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Konflikte mit andern stehen bei den Meisten an oberster Stelle auf ihrer Prioritätenliste. Viele machen sich Sorgen, weil sie mit ungelösten Konflikten leben müssen. Ungelöste Konflikte mit andern Menschen können uns krank machen und stehen einem glücklichen Leben im Wege. Die Konsequenzen vieler ungelöster Konflikte können sehr zerstörerisch sein im Beruf, im privaten Leben, oder in der Gemeinde.

 

 II.   Wie gehen wir mit Konflikten in unseren Beziehungen um?

Zuerst einmal ist es wichtig, dass wir realistische Erwartungen haben.
Wer meint, es dürfe in seinem Leben keine Konflikte geben, der wird bei jedem kleineren Problem innerlich schwer geschüttelt und versteht die Welt nicht mehr. So unrealistisch es ist zu denken, dass alle Menschen auf dieser Welt uns mögen, so unrealistisch ist es zu meinen, wir könnten ein Leben lang ohne Probleme mit anderen Menschen auskommen. Es ist nichts aussergewöhnliches, wenn Menschen miteinander Probleme kriegen und aufeinanderprallen (so lernen sie, die Grenzen voneinander kennen). Es wäre falsch, wenn wir meinten, dies dürfe es nur unter Weltmenschen geben, aber niemals unter Christen. Obschon Jesus vollkommen war, so war sein Leben mit Problemen überhäuft. Wenn also nicht einmal Jesus, als unfehlbarer Sohn Gottes, ohne Probleme mit anderen Menschen auskam, wie sehr sollten wir dann realistisch sein in unseren Erwartungen.

Zweitens ist es wichtig, dass wir die Gründe eines Konflikts möglichst schnell erkennen.
Wenn wir mit anderen Menschen in einen Konflikt geraten, dann sollten wir uns zuerst einmal überlegen, weshalb es zu diesem Konflikt kam. Viele lassen sich von Konflikten überwältigen und wie in einem reissenden Bach mitziehen, ohne sich über die Ursache Gedanken gemacht zu haben. So geraten sie immer wieder in ähnliche Situationen und lernen nie etwas daraus. Es kann ja auch sein, dass sie unschuldig sind und lernen müssen für die Gerechtigkeit zu leiden. Vielleicht sind sie aber mitschuldig oder hauptschuldig an einem Konflikt. Es zählt zum natürlichen Selbstschutz des Menschen, immer den Fehler beim Andern zu sehen, statt bei sich selbst (wie Adam und Eva im Paradies, nach dem Sündenfall). So haben wir typisch menschliche Reaktionen und Antworten entwickelt, die uns in Konflikten rechtfertigen und schützen. Den Fehler bei sich zu suchen und gegen sich selbst vorzugehen wäre ja selbstzerstörerisch, wider unsere fleischliche Natur. Doch genau das ist es, was wir aus dem Wort Gottes lernen. Wer demütig und einsichtig seine Fehler zugibt, wird von Gott erhöht werden (Lk 14,11).

Jesus lehrt, dass es nur eine Form von Konflikt gibt, die gerechtfertigt werden kann: Matthäus 10,34-39. Wer Gott liebt, der liebt sein Leben, denn Gott schenkt uns Leben. Doch er schenkt es nur denen, die ihr eigenes Leben aufgeben und ihre Schuld nicht zu rechtfertigen suchen. Im ersten Moment klingt diese Aussage Jesu selbstzerstörerisch. Doch in Wirklichkeit ist dieses Lebensprinzip lebensrettend. Es will uns loslösen von Grübeleien, bösartigem Denken über andere und von eigenen Rechtfertigungen.

Jesus sagt mit andern Worten:

„Lasst los von eurem egozentrischen Denken und sieht das Leben mit den befreienden und positiven Augen Gottes!“

„Trennt euch von allen die egoistisch am eigenen fleischlichen Leben festhalten und nicht auf Gott vertrauen.“

„Dafür dürft ihr sogar leiden, denn niemand verlässt etwas oder jemand in dieser Welt, ohne dafür nicht hundertfach belohnt zu werden“ (Mk 10,30).

Diese Form von Konflikt ist die einzige, die wir geduldig zulassen sollen. Es gilt also gut zu unterscheiden, ob wir in einen Konflikt geraten sind, weil wir Gottes Wille taten oder wegen unseren eigenen Sünden.

Drittens sollten wir uns bemühen Konflikte möglichst zu vermeiden.
Das beste Heilmittel für Konflikte ist die Prävention (Vorbeugung). Wie können wir aber Konflikten mit anderen Menschen vorbeugen?

Dazu die folgenden vier Schlüsselprinzipien:

1. Ahme den Geist Christi nach!
Das heisst; suche das Gute in deinen Mitmenschen! Pflege eine segnende Haltung gegenüber allen Menschen (1 Petr 3,9): „Vergeltet nicht Böses mit Bösem, nicht üble Nachrede mit übler Nachrede. Im Gegenteil: Segnet, denn ihr seid dazu berufen, Segen zu erben.“ Vergessen wir nicht, dass wir die Gesegneten des Herrn sind. Als Gesegnete des Herrn werden wir aufgerufen uns auf keinerlei Weise mit dem Bösen einzulassen, sondern vielmehr andere zu segnen. So handelt Jesus, der sogar vom Kreuz herab den Vater um Vergebung bittet für seine Peiniger (Lk 23,34). Der Geist Christi lehrt uns die goldene Regel (Mt 7,12): „Wie immer ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen, so geht auch mit ihnen um!“ Der Geist Christi ruft uns auf, alle Menschen zu lieben (Mt 22,39) und mit ihnen in Frieden zusammen zu leben (Röm 12,18): „Wenn möglich, soweit es in eurer Macht steht: Haltet Frieden mit allen Menschen!“ Wer den Geist Christi hat, der bemüht sich Konflikte zu vermeiden.

2. Wähle deine Freunde vorsichtig aus!
Paulus mahnt (1 Kor 15,33): „Täuscht euch nicht: Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten.“ Wie lernen wir einen zukünftigen Ehepartner oder einen Menschen am besten kennen? Indem wir eins zu eins erfahren, wie er mit Konflikten umgeht. Indem wir sein Verhältnis zu seinen Eltern und Geschwistern kennen lernen. Wenn jemand eine örtliche Gemeinde prüfen will, dann lernt er am besten die Glieder nicht nur von ihrer Schokoladenseite kennen. Dazu braucht es Zeit und viel Geduld, bis die Schwächen und Stärken der einzelnen Glieder zum Vorschein treten. Erst dann wissen wir auch, was wir zu erwarten haben. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, herauszufinden - wie viel Nähe jemand ertragen kann, oder wie viel Abstand nötig ist, um mit einer Person auszukommen (Spr 25,17). Die Grenzen finden wir meistens erst dann heraus, wenn wir einer Person zu nahe getreten sind. Gerade weil wir unsere Gesellschaft nicht immer selbst auswählen können, ist es wichtig, dass wir die entsprechende Nähe oder den nötigen Abstand zu jeder Person in unserem Umfeld herausfinden und abklären. Denn es ist niemandem gedient, wenn zwei Menschen krampfhaft um eine Beziehung bemüht und es zwischen ihnen ständig kracht. Wir können nicht mit allen Menschen eine „Busenfreundschaft“ pflegen.

3. Reize niemanden mit deinen Worten oder mit deinem Verhalten!
Wenn ich weiss, dass eine bestimmte Person auf einem bestimmten Gebiet ein Problem hat und Anstoss nimmt, dann soll sie nicht extra gereizt werden. Wer andere an Schwachstellen reizt muss nicht erstaunt sein, wenn dies immer wieder zu Konflikten führt. Es gibt allerdings Menschen, die in jeder Situation ganz anders reagieren, so dass es nicht einfach ist herauszufinden, wo und wann wir ihnen wehtun.

4. Halte deine Zunge im Zaum!
Der Apostel Petrus erklärt: 1. Petrus 3,10. Wer Konflikte vermeiden will, der hält seine Zunge im Zaum. Er redet nichts Unwahres noch Verleumderisches. Er gibt Acht auf alles, was er redet. Die Sprüche sagen (Spr 18,21): „Tod und Leben sind in der Gewalt der Zunge.“ Durch Lob und gute Worte können wir viel Gutes und Positives bei andern bewirken. Durch negative Kritik, Sarkasmus und abschätzige Bemerkungen hingegen entfachen wir Streit. Darum heisst es (Spr 21,23): „Wer seinen Mund und seine Zunge behütet, behütet sein Leben vor der Not.“

Wer diese vier Schlüsselprinzipien befolgt, der wird Konflikte vermeiden und eine bessere Beziehung pflegen zu seinen Mitmenschen als der Durchschnitt.

Schliesslich sollten wir unausweichliche Konflikte mit Gottes Geist lösen.
Selbst wenn wir diese Schlüsselprinzipien befolgen, ist es unvermeidbar, dass wir ab und zu in einen Konflikt geraten. Was tun wir dann? Wir beginnen ganz einfach wieder von vorne auf der Liste und versuchen zuerst einmal das Problem zu analysieren:

Was sind die Gründe für diesen Konflikt?

Weshalb bin ich jetzt in diese Situation hineingerutscht?

Was kann ich tun, um aus dieser Situation möglichst unverletzt wieder heraus zu kommen?

Als Christ überlege ich mir, ob es die Angelegenheit Wert ist, dass sie verteidigt werden muss. Ist es eine Glaubensangelegenheit (Gal 2,11-14)? Muss ich mich dafür rechtfertigen, oder verleugne ich damit meinen Glauben? Nützt meine Verteidigung jemanden etwas oder wird der Konflikt damit nur noch grösser? Muss ich mich zurückziehen oder soll ich mich dem Problem stellen?

Was würde Jesus tun?
Die meisten Konflikte entstehen nicht durch eine Diskussion über Recht oder Unrecht, sondern sie haben ihren Ursprung in den folgenden drei Quellen:

- Unverheilte Wunden, die man sich früher einander zugefügt hat.

- Meinungsverschiedenheiten über Fragen der persönlichen Auffassung und nicht über Wahrheiten.

- Persönlichkeitskonflikte (was in einem Konflikt getan werden kann hängt von der Ursache des Konflikts ab, z. B. bei Eifersucht, Hass, Rechthaberei usw.).

Die meisten Konflikte, die wir in der Gemeinde erleben, sind menschlicher Natur.
Dafür gibt es nur ein Rezept und das lautet (Gal 5,13b): „Dient einander durch die Liebe!“ Als Wiedergeborene in Christus sind wir ständig bemüht die Wünsche unserer selbstsüchtigen Natur abzulegen. Unser Lebensmotto als Christen lautet: Ich will dem andern dienen! Im Wort dienen steckt der griechische Begriff Knecht oder Sklave sein. Einer schätzt den andern höher als sich selbst, indem er ihm wie ein Sklave dient durch die Liebe (Röm 12,10). Das heisst, dass wir versuchen uns in den andern hineinzuversetzen, die Situation aus seiner Perspektive heraus zu sehen um ihn zu verstehen. Dann tun wir das was Paulus sagt (Gal 6,2): „Tragt einer des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“

Jesus lehrt: Matthäus 20,26.
Im Reich Gottes verhält sich alles gerade umgekehrt als in der Welt.
Der Grösste ist nicht der Bediente, sondern der Diener!

Wenn aber dein Bruder oder deine Schwester ganz offensichtlich sündigen, wie reagieren wir dann?
Sind wir unseres Bruders oder unserer Schwester Hüter (Gen 4,9)? Ja, wir sind für unseren Bruder und unsere Schwester im Herrn verantwortlich! Es ist falsch, in gewissen Situationen zu schweigen, um des Friedens willen. Gott will, dass wir die Sünde aufdecken und uns nicht mitschuldig machen indem wir schweigen (Eph 5,11). Sünde führt zum Tod und muss unbedingt aufgedeckt und möglichst schnell bereinigt werden (1Joh 5,16). Die Sünde zerstört die Gemeinschaft mit Gott und den Heiligen. Gott will dass wir uns füreinander verantwortlich fühlen und aufeinander Acht geben, damit keiner das himmlische Ziel verfehlt (Mt 18,15-20). Deshalb ist es wichtig, dass die betreffende Person, die gesündigt hat, im Geist der Sanftmut zur Umkehr gebracht werden kann (Gal 6,1). Das Hauptziel ist es, die betreffende Person wieder in die Gemeinschaft mit Gott und den Gläubigen zurückzuführen (1Joh 1,9).

Es muss unterschieden werden zwischen zwischenmenschlichen Konflikten und Sünden in der Gemeinde. Wir sprechen heute von menschlichen Konflikten und nicht von Sünden. Wie wir mit Sünden in der Gemeinde umgehen ist ein anderes Thema.

 

 Schlussfolgerungen

Fassen wir kurz zusammen: Wie gehen wir mit Konflikten in unseren Beziehungen in der Gemeinde um? Zuerst einmal ist es wichtig, dass wir realistische Erwartungen haben. Zweitens ist es wichtig, dass wir die Gründe eines Konflikts erkennen. Drittens sollten wir uns bemühen, Konflikte zu vermeiden. Schliesslich sollten wir unausweichliche Konflikte mit Gottes Geist lösen.

Wer den Fussstapfen Jesu folgen will, der bemüht sich in jeder Konfliktsituation seine Mitmenschen mit Liebe und Respekt zu behandeln. Darum, lasst uns einer den andern höher achten als uns selbst! Lasst uns unsere Beziehungen pflegen und in geschwisterlicher Liebe miteinander umgehen!

 

Wie gehen wir mit Konflikten in unseren Beziehungen in der Gemeinde um?

1. Zuerst einmal ist es wichtig, dass wir realistische Erwartungen haben.

2. Zweitens ist es wichtig, dass wir die Gründe eines Konflikts möglichst schnell erkennen.

3. Drittens sollten wir uns bemühen, Konflikte zu vermeiden.

4. Schliesslich sollten wir unausweichliche Konflikte mit Gottes Geist lösen.

 

7. Unrealistischer Glaube

 

1. Es ist unrealistisch zu glauben, dass jeder Mensch zu jeder Zeit mit uns in allem übereinstimmt und uns immer liebt. Wir sollten dies niemals erwarten vom Leben.

2. Es ist unrealistisch zu glauben, dass wir in jedem Projekt das wir anpacken erfolgreich und perfekt sein können. Niemand ist perfekt und deshalb gehören Niederschläge zum Leben.

3. Es ist unrealistisch zu glauben, dass es einen Beruf gibt in dem man keine Frustrationen, Entmutigungen und Enttäuschungen erlebt. Alle werden diese Erfahrungen machen, die einen mehr, die andern weniger.

4. Es ist unrealistisch zu glauben, dass es Beziehungen gibt, weder zu Hause noch an der Arbeit, die niemals Spannungen und Unstimmigkeiten verursachen, die uns Stressen. So lange wir mit Menschen zu tun haben, werden wir auch mit Problemen konfrontiert.

5. Es ist unrealistisch zu glauben, dass es einen Ort, eine Stadt, eine christliche Gemeinde, eine Nachbarschaft gibt, die ideal ist und völlig frei von Problemen, die niemals verändert oder verbessert werden können. Eine Utopie existiert nicht.

6. Es ist unrealistisch zu glauben, dass wir immer völlig frei sein werden von schlechten Gefühlen, Schuldgefühlen, Zweifeln, Unzulänglichkeiten, von Angst und Zorn. Alle diese Gefühle müssen definiert und kontrolliert werden, aber sie sind immer gegenwärtig.

7. Es ist unrealistisch zu glauben, dass jeder Mensch schuldig gesprochen und verurteilt werden sollte, der etwas Böses gesagt oder getan hat. Es gibt keine Gerechtigkeit auf Erden.

8. Es ist unrealistisch zu glauben, dass unsere Sichtweise die einzig richtige ist. Erst wenn wir den Hintergrund von andern verstehen, können wir meistens auch ihr Verhalten verstehen. Nur Gottes Sichtweise ist vollkommen und leider verstehen wir Gottes Sichtweise oft ungenügend.

9. Es ist unrealistisch zu glauben, dass es nur eine Lösung zu den täglichen Problemen des Lebens gibt und dass wir die einzigen sind, die die Lösung kennen.

10. Es ist unrealistisch zu glauben, dass es eine schnelle Lösung gibt für schwerwiegende Probleme. Veränderung ist oft ein langer Prozess, der schrittweise vorgenommen werden muss und auch Rückschläge beinhaltet.

11. Es ist unrealistisch zu glauben, dass wir nichts ändern können an unserer Situation und Gefangene bleiben müssen von unserer Vergangenheit und unserem Umfeld, in dem wir leben.

12. Es ist unrealistisch zu glauben, der Realität des Lebens ausweichen zu können. Jeder wird früher oder später von der Realität eingeholt.