Auslegung der Bibel
Was für einen Zimmermann die Säge, der Hammer und der Schraubenzieher sind, das bedeuten für den Bibelausleger die Bücher, Artikel und Kommentare. Welche Hilfsmittel sind besonders geeignet?
Hebräisch- und Griechischkenntnisse sind von Vorteil
Da die Bibel zum grössten Teil ursprünglich in Hebräisch und Griechisch geschrieben wurde, sollten wir mit diesen Sprachen vertraut werden. Dazu gibt es auch viele gute Hilfsmittel, die zeitsparend sind und einer exakteren Auslegung beisteuern.
Interlinearübersetzung
Nebst den reinen Bibeltexten in der ursprünglichen Sprache gibt es vom hebräischen Alten Testament als auch vom griechischen Neuen Testament Übersetzungen, die auf zwei Zeilen Wort für Wort mit den entsprechenden Zeitformen im Deutschen wiedergegeben werden.
Konkordanz
Eine Konkordanz listet in alphabetischer Reihenfolge die wichtigsten Wörter auf und gibt den ent-sprechenden Bibelvers an, wo das gesuchte Wort vorkommt. Sie weist auch darauf hin, welches griechische oder hebräische Wort dafür ursprünglich gebraucht wurde. Eine Konkordanz kann auf zwei Arten gebraucht werden:
1. Wenn wir einen Vers kennen oder nur den Teil eines Verses, aber wir erinnern uns nicht mehr, wo er in der Bibel vorkommt, dann kann er mit Hilfe einer Konkordanz schneller gefunden werden.
2. Wenn wir ein bestimmtes Thema studieren, kann uns eine Konkordanz fast jede Bibelstelle zu verschiedenen Begriffen auflisten.
Hebräische Konkordanz
Von Lisowsky gibt es eine hebräische Handkonkordanz. Um sie verwenden zu können, muss man die hebräische Schrift und das hebräische Alphabet beherrschen. Die gegenwärtige Ausgabe von 1990 basiert zum grössten Teil auf einem Nachdruck von 1966.
Griechische Konkordanz
Es gibt griechische Konkordanzen zur Septuaginta und zum Neuen Testament. Die Textgrundlage für die Konkordanz zum Neuen Testament bildet meistens Nestle-Aland sowie die Third Edition des Greek New Testament. Dabei wird der griechische Begriff jeweils in seiner Grundform angegeben, jede Bibelstelle dazu aufgelistet und abgekürzt zitiert. Zudem steht neben jedem griechischen Begriff die Anzahl der Vorkommnisse in der Septuaginta oder im Neuen Testament. Diesen Stellen nachzugehen ist zwar anstrengend, kann aber zum besseren Verständnis der Bedeutung eines Textes im Gesamtzusammenhang beitragen.
Deutsche Konkordanz
Es gibt einige Studienbibeln, die im hinteren Teil jeweils eine gekürzte Konkordanz enthalten, zum Teil mit Sprachschlüsseln und hebräischen bzw. griechischen Grundbedeutungen. Einige wenige Übersetzer bieten Konkordanzen als extra Extraauflagen an. Auch auf dem digitalen Markt wird einiges angeboten. Es empfiehlt sich, aus diesen Hilfsmitteln einen möglichst grossen Nutzen zu ziehen.
Thematische Konkordanzen
Nebst den Konkordanzen, welche die wichtigsten Wörter mit ihren Bibelstellen auflisten, gibt es auch Bibeln mit thematischen Schlüsseln. Dort werden in alphabetischer Reihenfolge Themen aufgelistet mit dem Verweis auf Bibelstellen, die eine Aussage zu diesem Thema machen.
Wörterbuch und Begriffslexikon
Von Duden gibt es im Deutschen das Herkunftswörterbuch , das Synonymwörterbuch , die deutsche Rechtschreibung und andere Hilfsmittel. Im Griechischen gibt es das Wörterbuch zum Neuen Testament von Walter Bauer. Auch das theologische Begriffslexikon sowie das exegetische Wörterbuch zum Neuen Testament enthält hilfreiche Erklärungen über die gebräuchlichsten griechischen Begriffe.
Bibellexikon
Ein umfangreiches Bibellexikon kann manchmal aus mehreren Bänden bestehen und dient dazu, schnell ein paar wichtige Details über einen Namen, einen Ort, ein Bibelbuch und vieles mehr ausfindig zu machen.
Bibelatlasse und Karten
In den meisten Bibeln gibt es jeweils ganz hinten ein paar Karten zum Bibelland. Wer jedoch detailliertere Angaben braucht, sollte sich das entsprechende Material in einem Bücherladen, im Internet oder auf CDs erwerben. Gute Karten können viel zum besseren Verständnis eines Bibeltextes beitragen.
Verschiedenes
Es gibt einige Geschichtsbücher , Handbücher , Einführungen , Kommentare , zur Bibel sowie Tabellen , die manchmal wichtige Hinweise zum besseren Verständnis liefern können. Auch Angaben über Bräuche und Kulturen der biblischen Zeit sind besonders hilfreich. Zudem sind auch Arbeiten von vertrauensvollen Brüdern nicht zu verachten.
Diese Hilfsmittel multiplizieren sich in der Zahl, wenn jemand eine zweite Sprache spricht wie Englisch, Französisch oder Italienisch. Es ist daher auch empfehlenswert möglichst viele Bibelübersetzungen zu lesen und den Hintergrund jeder Bibelübersetzung zu kennen.
Vorsicht vor dem Internet!
Vieles, was im Internet angeboten und geschrieben wird, ist mit grösster Vorsicht zu geniessen, da es von Quellen stammen kann, die der biblischen Lehre widersprechen. Der seriöse Bibelstudent sucht sich seine Quellen sehr vorsichtig aus und erarbeitet eine eigene Meinung in Bezug auf das richtige Verständnis der Bibel.
Ein gutes Ablagesystem
Ein Computer ist ein wertvolles Werkzeug, um ein effizientes und persönliches Ablagesystem aufzubauen; Dokumente und Arbeiten können so schnell wieder gefunden werden können. Zum Beispiel kann für jedes Bibelbuch ein Ordner erstellt werden, der mit Namen und Nummern versehen wird:
AT01-Genesis NT40-Matthäus
AT02-Exodus NT41-Markus
AT03-Leviticus usw. NT42-Lukas usw.
Jeder Ordner kann dann in folgende Gruppen eingeteilt werden:
1Auslegung (persönliche Einleitung und kapitelweise Kommentare zum Bibelbuch)
2Kommentare (von Brüdern oder anderen nützlichen Quellen)
3Notizen (Tabellen und andere wichtige Daten zum entsprechenden Bibelbuch)
4Bilder (Fotos, Karten, Präsentation [Power Points] usw.)
Nebst den Bibelbüchern lassen sich verschiedene Themen in weitere grosse Rubriken unterteilen:
1Gott - 2Jesus - 3Geist - 4Bibel - 5Gemeinde - 6Griechisch - 7Verschiedenes usw.
Ein gutes Ablagesystem bringt Ordnung und macht Freude in der Arbeit eines Predigers oder Lehrers. Jeder sollte sich sein eigenes System aufbauen und dort alles ablegen, was von andern empfangen wird oder auch eigene Arbeiten. So kann zum Beispiel ein Lebenswerk entstehen, das zu jedem Bibelbuch wichtige Informationen und Interpretationen liefert.
Zusätzliche Informationen zu den Bibelübersetzungen
Welche Bibelübersetzung sollte benützt werden?
Da die Bibel ursprünglich in Hebräisch und Griechisch geschrieben wurde, musste sie übersetzt werden, bevor sie der Durchschnittsbürger lesen und verstehen konnte. Mittlerweile wurde die Bibel in weit über 2'000 Sprachen übersetzt. Im Deutschen gibt es eine grosse Auswahl an verschiedenen Übersetzungen, von denen hier nur zehn der bekanntesten Versionen ausgewählt und kommentiert werden:
Elberfelder Bibel
Sie ist eine sehr wörtliche und zuverlässige Übersetzung. Die Fussnoten vermitteln dem Leser einen Eindruck von den Schwierigkeiten des Übersetzers. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen und Preislagen. Sie eignet sich gut zum Bibelstudium.
Zürcher Bibel
Sie ist in den reformierten Landeskirchen die gebräuchlichste Übersetzung, die auf Huldrych Zwinglis Reformation zurückgreift. Die Emanzipation der Frauen sowie der Einfluss vieler liberaler Theologen liessen ihre Spuren in der Übersetzungsarbeit zurück. Besonders die Einleitungskommentare in der einspaltigen Auflage sind mit Vorsicht zu lesen. Das Alte Testament ist in der revidierten Auflage von 2007 gut verständlich.
Luther-Bibel
Sie ist die Bibel nach Martin Luther. Die Sprache ist gehoben und der Stil teilweise altertümlich. Dafür ist sie weitgehend wörtlich übersetzt, nicht selten sogar Wort für Wort. Ältere Übersetzungen weisen Fehler auf, die jedoch in neueren Versionen behoben wurden.
Einheitsübersetzung
Sie wurde im Auftrag der katholischen Bischöfe im deutschsprachigen Gebiet herausgegeben. Daher ist sie für das Neue Testament und die Psalmen ökumenisch und wird in den kirchlichen Gottesdiensten verwendet.
Menge-Bibel
Eine sorgfältige Übersetzung des Altphilologen Hermann Menge (gestorben 1939). Sie ist mit vielen Fussnoten versehen und eine zuverlässige Studienübersetzung von sprachlicher Kraft und Differen-zierung. Sie nimmt die Mitte ein zwischen der Luther- und Elberfelder Bibel.
Bruns, Hans
Sie ist die am leichtesten zugängliche unter den wörtlichen Übersetzungen mit erbaulichen Erläuterungen von Hans Bruns. Trotz Verbesserungen seit der Erstausgabe, enthält sie einige Fehler.
Neue Genfer Übersetzung
Sie ist eine sehr präzise und verständliche Übersetzung und eignet sich sehr gut zum Vorlesen. Allerdings kann der calvinistische Einfluss nicht übersehen werden. Leider sind bis heute nur das Neue Testament und die Psalmen erhältlich.
Gute Nachricht
Sie wurde im Auftrag und in der Verantwortung der deutschsprachigen katholischen und evangelischen Bibelgesellschaften in Europa übersetzt. Sie ist somit die erste vollständige ökumenische Bibel. Sie ist in erster Linie für Leser bestimmt, denen die biblische Sprache fremd ist und eignet sich nicht sehr gut zum Studium.
Hoffnung für alle
Sie ist mehr eine Nacherzählung als eine Übersetzung und ist die deutsche Fassung der sogenannten Living Bible. Die freie Übersetzung birgt viele Gefahren für Fehlinterpretationen und ist daher ungeeignet für ein seriöses Bibelstudium.
Neue Welt Übersetzung
Sie ist die Bibel der Zeugen Jehovas und möchte sehr genau sein. Daher wirkt sie oft holperig und gelegentlich tendenziös im Sinne der Lehren der Wachtturm-Gesellschaft.
Gedanken zu den verschiedenen Bibelübersetzungen
Bevor eine passende Bibelübersetzung ausgewählt wird, sollten die folgenden Kriterien beachtet werden:
1. Das Hauptkriterium bei der Beurteilung einer Übersetzung ist Genauigkeit. Wie nahe kommt sie dem ursprünglichen Bibeltext? Damit ist nicht etwa eine ältere Version gemeint! Generell kann gesagt werden, dass eine Übersetzung, die von einer ausgewählten Kommission erstellt wurde, exakter ist als die von einer Einzelperson stammende.
2. Die Lesbarkeit sollte betrachtet werden. Wie leicht wird der Text verstanden?
3. Für das persönliche Bibelstudium sollte eine mehr wortwörtliche Übersetzung gewählt werden. Nicht weil sie besser ist, sondern weil sie weniger Gefahren birgt, eine falsche Interpretation hineinzulesen!
4. Es ist wichtig, dass der Sinn und Zweck jeder Übersetzung verstanden und seriös ausgewertet wird. Auch eine freie Übersetzung hat ihre Berechtigung. Sie muss dementsprechend anders verstanden und eingesetzt werden.
5. Um eine gut verständliche Auslegung zu machen, ist es empfehlenswert nebst der Hauptübersetzung, die wir bevorzugen, unterschiedliche Übersetzungen heranzuziehen.
Abschliessend kann gesagt werden, dass fast jede Übersetzung ausreicht, um ein allgemeines biblisches Verständnis zu erhalten in Bezug auf den Heilsplan Gottes. Es gibt keine Bibel, die perfekt übersetzt wurde. Jede Übersetzung hat ihre Schwächen und Stärken. In jeder Übersetzung gibt es Worte, Ausdrücke, Sätze oder Verse, die dem Originaltext nicht sehr nahe kommen. Deshalb geht es nicht um die Frage, welche Bibelübersetzung die beste ist. Vielmehr geht es darum herauszufinden, welche Übersetzung bei einer bestimmten Bibelstelle die zutreffendste Variante bietet. Die Heiligen Schriften wurden göttlich inspiriert, aber nicht die Übersetzungen! Trotzdem ist es möglich, den ursprünglichen Sinn im Worte Gottes zum grössten Teil zu verstehen.
Zwei grundsätzliche Betrachtungsweisen in Bezug auf die Bibelübersetzungen
Schriftliches Material sowie Bücher, Kommentare, Zeitschriften, Artikel reflektieren entweder eine konservative oder eine liberale Ansicht zur Bibel. Die konservative Ansicht basiert auf dem Glauben, dass die Bibel von Gott inspiriert wurde (2Tim 3,16-17). Eine liberale Ansicht leugnet die göttliche Inspiration der Bibel. Die folgende Gegenüberstellung wurde entworfen, um dem seriösen Bibelstudenten zu helfen, diese beiden Ansichten im schriftlichen Material besser unterscheiden zu können: