Hesekiel-43: Die Herrlichkeit Gottes kehrt zurück

Die Herrlichkeit Gottes

 

 I.   Einleitung

Die grösste Tragödie im Buch Hesekiel ist Gottes Auszug aus dem Tempel (10,18-19; 11,22-23). Neunzehn Jahre später (573 v. Chr.) empfing Hesekiel eine Botschaft, die die Verbannten sehnsüchtig erwarteten: Die Herrlichkeit Gottes kehrt in den Tempel zurück! Zuvor musste der Tempel jedoch wieder aufgebaut werden, nach den genauen Instruktionen (Kap. 40-42).

In seiner Vision sieht Hesekiel den Tempel wieder in vollendeter Pracht.

 

 II.   Verse 1-5: Gottes Herrlichkeit.

Hesekiel wird in seiner Vision an das Osttor des Tempelbezirks geführt. Dort hört er ein Rauschen wie von einem grossen Wasserfall. Als er ins Land hinausblickt, sieht er hellen Lichtglanz: Es ist die Herrlichkeit Gottes, die sich der Stadt nähert und wieder in den Tempel einzieht.

Hesekiel bestätigt, dass er dieselbe Erscheinung Gottes sieht, die er am Anfang, am Fluss Kebar, gesehen habe (Kap. 1). Es waren offensichtlich nicht die Babylonier, die die Stadt zerstörten. Es ist die Erscheinung Gottes, die für die Vernichtung der Stadt, die Verantwortung trägt (9,1-11). Mit dem Einzug in den Tempel, kündigt Gott seinen glorreichen Sieg an.

Voller Ehrfurcht fällt Hesekiel auf die Knie und berührt mit seinem Gesicht den Boden. Er hat die Herrlichkeit Gottes gesehen. Gottes Herrlichkeit glänzt und leuchtet hell in seiner Reinheit. Gottes Gegenwart macht alles um ihn herum heilig und erfüllt das Tempelgebäude. Gerade so, wie nach der Vollendung des Zeltes (Ex. 40,34), wo es heisst: „Da bedeckte die Wolke das Zelt der Begegnung, und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte die Wohnung.“ Oder nach der Vollendung des salomonischen Tempels (1. Kön. 8,10-11; 2. Chron. 5,14).

Ohne Gottes Gegenwart, ist der Tempel nichts anderes als, ein von Menschenhänden gemachtes Bauwerk. Das schönste Gebäude nützt dem Volk Gottes nichts, wenn der Herr nicht mit seiner Herrlichkeit gegenwärtig ist. Nur Gottes Gegenwart macht den Tempel zu einem heiligen Ort der Anbetung! Die Ordnung des Neuen Bundes geht jedoch noch viel weiter: Paulus erklärt den Athenern, dass Gott nicht in Tempeln wohnt, die von Menschenhänden gemacht worden sind (Apg. 17,24). Gott will in den Herzen der Gläubigen wohnen (1. Kor. 3,16; 2. Kor. 6,16). Nur dort, wo Gottes Geist wohnt, ist wahrer Gottesdienst möglich.

Das Osttor durfte anschliessend nicht mehr benutzt werden, weil der Herr dort hindurchging: Hesekiel 44,1-2. Es ist nicht bekannt, dass das Osttor verschlossen blieb, nachdem der Tempel in Jerusalem später wieder aufgebaut wurde. Es geht vor allem darum, dass die Heiligkeit bewahrt wird und keine Götzendiener und Fremden mehr den Tempel verunreinigen konnten.

Hesekiel wird vom Geist, in den inneren Vorhof des Tempels getragen. Von selbst hätte er sich nicht so weit hineingewagt. Dort sieht er, wie die Herrlichkeit Gottes, den ganzen Tempel erfüllt. Die Israeliten machten eine ähnliche Erfahrung mit Gottes Heiligkeit in der Wüste (siehe auch Lv. 9,1-6.23-24). An einer andern Stelle lesen wir (Ex. 24,17): „Die Erscheinung der Herrlichkeit des HERRN aber war vor den Augen der Israeliten wie ein verzehrendes Feuer auf dem Gipfel des Berges.“ Hier wird die Herrlichkeit Gottes mit einem verzehrenden Feuer verglichen. Gottes Herrlichkeit ist wie die Sonne – die prachtvoll und hell leuchtet, die den Tag erhellt und Wärme ausstrahlt, die ein glühend heisser Feuerball ist, mit vielen kleinen Gasexplosionen. Mit andern Worten: In Gottes Gegenwart wird der Ungerechte getötet, der Gerechte aber wird gesegnet. Zu dieser Herrlichkeit Gottes sind wir Gläubigen berufen worden, zur Ewigkeit durch Jesus Christus (1. Pet. 5,10)!

 

 III. Verse 6-12: Gottes bleibende Gegenwart.

Offenbar spricht Gott nun zu Hesekiel, der neben einem Engel (Mann) steht. Der Herr macht seinem Propheten klar, dass der neue Tempel sein Thron sein wird, für immer und ewig (Jer. 3,17; 17,12). Denn Gott will mitten unter seinem Volk wohnen. Dieser Tempel soll nicht mehr verunreinigt werden durch – Hurerei; das ist Götzendienst (1. Kön. 14,24; 2. Kön. 23,4-12) und durch Leichen der Könige (2. Kön. 21,18.26).

Der salomonische Tempel hatte keine grosse, äussere Mauer. Offenbar begruben die Israeliten die Leichen ihrer Könige zu nah am Tempel (1. Kön. 7,1-12). Vierzehn judäische Könige wurden in der Stadt Davids begraben, wo der heilige Tempel stand (siehe 1. und 2. Könige). Damit machten sie ihrem Namen alle Ehre. Sie wollten in Erinnerung bleiben und wichtiger sein als Gott. Mit diesen Praktiken, reflektieren die sterblichen Könige, ihren hochmütigen Anspruch auf das Volk und den Tempel (2. Chron. 26,16-21). Gott allein besitzt die Macht und Herrschaft über den Tempel und sein Volk. (Vergleiche Hfa, Kapitel 43,8): „Früher haben Israels Herrscher ihre Paläste direkt an meinen Tempel angebaut, Schwelle an Schwelle und Tür an Tür. Nur eine Wand trennte sie von mir. Durch ihren abscheulichen Götzendienst beschmutzten sie meinen heiligen Namen, darum habe ich die Israeliten voller Zorn vernichtet.“

Die Verheissung, „und ich werde für immer in ihrer Mitte wohnen“, ist konditionell. Das heisst, wenn die Israeliten ihre Sünden nicht von sich wegtun, dann wird der Herr auch nicht für immer unter ihnen wohnen. Gottes Verheissung hängt also davon ab, ob das Volk seine Weisungen annimmt und treulich befolgt. Niemals verspricht Gott den Menschen seine Gegenwart, egal ob sie sich ihm zuwenden oder nicht.

In Vers 10-12 erklärt der Herr den Sinn und Zweck der gesamten Tempelvision, die er dem Hesekiel gab. Es gibt zwei Gründe für das Haus Gottes (den Tempel):

„... damit sie sich aller ihrer Vergehen schämen ...“
Der Tempel demonstriert die vollkommene Heiligkeit Gottes. Alle Mauern und Wände, samt den Abteilungen und Kammern, sollten dem Volk den Unterschied, zwischen dem Heiligen und dem Weltlichen, zu verstehen geben. Das Volk machte keinen Unterschied, zwischen dem was heilig und dem, was weltlich war. Durch die Einsicht in dieses perfekte Bauwerk und seine Ordnung, sollten sie ihre eigene Unwürdigkeit erkennen. Sie sollten sich schämen für ihre Unzulänglichkeiten, die aus der Tempelanlage alles andere, als eine heilige Anbetungsstätte für den Herrn machten.

„... damit sie die Anlage vermessen.“
Wenn sie die riesige Anlage vermessen, dann werden sie ehrfürchtig staunen und Gott die Ehre geben. Es ist ein neuer Tempel, perfekt, rein, göttlich in seiner Konstruktion, mit beschränktem Zugang, nur noch für Gläubige und einer einwandfreien Priesterschaft, die sich allein dem Herrn hingibt. Der ganze Tempel, mit all seinen Details, ist ein Aufruf zur Heiligkeit! Es gilt nun, Gottes Weisungen genau zu beachten und ihn nicht mehr zu verunreinigen, durch Götzendienst und eigenwilliger Anbetung, wie in früheren Zeiten (Kap. 8).

Erst, wenn es dem Volk leid tut, was es getan hat, dann soll Hesekiel fortfahren, mit den detaillierteren Beschreibungen, über das Innere des Tempels. Erst dann soll Hesekiel dem Volk alle Weisungen und Ordnungen Gottes erklären. Denn diesmal soll das Gotteshaus hochheilig – d. h. dem Herrn geweiht sein, für immer.

 

 IV. Verse 13-27: Der Brandopferaltar.

 

 V.  Schlussfolgerungen zu Kapitel 43

Es geht hier nicht um einen ganz bestimmten Tempel, der noch gebaut werden sollte, damit der Herr dort einziehen kann (der könnte unmöglich in Einklang mit Offb. 21,10-22,5 gebracht werden). Es geht vielmehr darum, dass durch diese göttlichen Visionen, dem Volk Israel, ihre Beziehung zum Herrn klar werden sollte. Gott gibt seinem Volk zu verstehen, dass er es nicht verlassen hat. Er hat sie nur gestraft, für ihre Untreue zum Herrn. Weil Gott die Menschen liebt und ihre Nähe sucht, ist er gnädig und möchte wieder unter ihnen wohnen (48,35). Das kann er jedoch nur, wenn sie einsichtig sind und umkehren, von ihrem gottlosen Wandel und sich wieder dem Herrn zuwenden.

Genauso lässt der Herr uns Gläubigen im Neuen Bund verkünden: 1. Pet. 1,13-21. Der allmächtige Gott möchte auch in unseren Herzen für immer wohnen, deshalb gab er seinen Sohn am Kreuz, damit auch wir Zugang zum heiligen Tempel (Gottes Reich) haben dürfen! Wer in Gottes Gegenwart leben möchte, wer Gottes Herrlichkeit erfahren möchte, der muss sich heiligen lassen! Denn Gottes Herrlichkeit ist heilig (abgesondert), d. h. völlig anders, als die Welt. Gottes Herrlichkeit ist überwältigend und unübertrefflich. Gott hat für alles ausreichend gesorgt, in seinem Himmelreich.

Die Herrlichkeit Gottes ist die vollkommene Erfüllung unserer Seelen. Wer Gott hat, hat alles! Um Gottes Herrlichkeit erfahren zu dürfen, ist es notwendig, dass auch wir uns von der Welt absondern, um Gott zu verherrlichen (1. Kor. 6,20: „Ihr seid teuer erkauft. Verherrlicht also Gott mit eurem Leib!“). Nur, wer gewaschen und gereinigt ist von aller Sünde und wer Gottes Weisungen einhält, der darf sich in seinem heiligen Tempel aufhalten (Röm. 8,17-18).

Die genauen Anweisungen des Tempelbaus und des Tempeldienstes lassen uns erahnen, wie genau es Gott nimmt, mit unserem Gottesdienst. Es ist IHM nicht egal, in welchen Räumen geschlachtet, gegessen oder angebetet wird. Es ist IHM nicht egal, ob wir ihn mit ganzem Herzen verherrlichen oder ob uns irgendetwas auf dieser Welt wichtiger ist. Darum, lasst uns den Herrn nach seinem Willen fragen und IHM allein dienen!